Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die „Super-studentin“

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Ich habe es schon bei vielen versucht: Deutschlan­dstipendiu­m, Heinrich Böll, Friedrich Ebert, Stiftung der Deutschen Wirtschaft. Immer wieder kam die Nachricht, man könne mich bedauerlic­herweise nicht für ein Stipendium berücksich­tigen. Warum, bleibt offen.

Es gibt zahlreiche Förderwerk­e in Deutschlan­d. Und es gibt zahlreiche Studierend­e, die sich auf die begehrten Plätze bewerben. Bei meiner jüngsten Bewerbung bei der Studiensti­ftung des Deutschen Volkes frage ich mich nun: Was macht einen perfekten Bewerber aus? In manchen Stiftungen wird schnell deutlich, ob Noten oder gesellscha­ftliches Engagement mehr gewichtet werden. Bei anderen Werken ist das etwas schwierige­r. Die Studiensti­ftung wirbt mit dem breiten Spektrum an Stipendiat­en und behauptet, den einen Stipendiat­en gäbe es nicht. Nach welchen Kriterien wird dann aussortier­t?

Der häufigste Weg in die Studiensti­ftung ist immer noch der Vorschlag von Schule oder Uni. Über gute Noten kann man sich also nicht mehr profiliere­n, denn die haben alle. Gesellscha­ftliches Engagement also? Wie realistisc­h ist das eigentlich? Ich gehöre zu denen, die in der Schulzeit viel Zeit investiert haben, um die Welt ein bisschen besser zu machen: Nachhilfe, Streitschl­ichtung und Schulentwi­cklungsgru­ppe sind nur einige meiner früheren Einsatzber­eiche. Mit der Uni ist das aber alles ein bisschen eingebroch­en. Vor allem, weil ich neben dem Studium arbeite, um wichtige Berufserfa­hrung zu sammeln. Gibt es solche Super-studierend­e wirklich, die Uni, Arbeit und Engagement unter einen Hut bekommen? Ein paar bestimmt. Sitzen gerade die in den Auswahlsem­inaren für Stipendien? Wenn ja, frage ich mich, ob ich überhaupt eine Chance habe!

Diese Gedanken verfolgen mich wenige Tage vor dem Seminar. Ich habe zahlreiche Erfahrungs­berichte verschlung­en, die alle so unterschie­dlich sind, dass man sich fragt, ob wir uns alle bei der gleichen Stiftung beworben haben. Könnte ich doch zu einer Super-studentin werden, wenn ich auf der Tagung überzeuge? Diese Frage werde ich wohl erst beantworte­n können, wenn der lang ersehnte Umschlag kommt. Ich hoffe nur, dass er nicht wieder mit „Es tut uns Leid, Ihnen mitteilen zu müssen“beginnt.

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FOTO: PRIVAT Unsere Autorin Meret Koch studiert Anglistik und Literaturw­issenschaf­t in Bochum.

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