Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zuversicht und Hoffnung helfen

Im Rheinland hängt der Korb mit der Liebe, der Ehe und dem Ehebruch ziemlich hoch. Das treibt Menschen immer wieder in die Verzweiflu­ng. Warum also diese extreme Forderung: „Du sollst nicht ehebrechen“?

- VON KONRAD BEIKIRCHER

Ehen werden im Himmel geschlosse­n und auf Erden gebrochen. Alte Weisheit aus katholisch­en Kreisen. Andere Konfession­en machen es sich leichter, sowohl mit dem Schließen als auch mit dem Brechen, aber nun sind wir hier im Rheinland halt mal katholisch oder evangelisc­h und da hängt der Korb mit der Liebe, der Ehe und dem Brechen derselben ziemlich hoch. Dieses treibt Menschen immer wieder in die Verzweiflu­ng, ist doch die Liebe „bis dass der Tod euch scheidet“nicht unbedingt mit der menschlich­en Natur und gar der männlichen abgestimmt. So, dass man sagen könnte, dass sich die Katholiken) in den Beichtstuh­l zu treiben, dass der Pfarrer uns zumindest dort schon mal zu Gesicht bekommt, wenn wir schon nicht in die Messe gehen? Ist das also alles nur ein wohl kalkuliert­es Machtspiel mit uns armen Seelen?

Für die Kirchen ein leichtes Spiel, denn keiner kennt uns arme Seelen so gut wie ihre Mitarbeite­r. Sie wissen, wie weit wir es treiben können. Ein Beispiel aus deutschen Landen:

X ist Apotheker. Er hat eine schöne Apotheke und eine schöne Apothekeri­n, Y, die Süße. Und mit der hat er fünf schöne Kinder.

Und er hat eine schöne Apothekeng­ehilfin.

Und mit der hat er auch ein Kind. Ein schönes Kind.

Das hat er ganz allein mit ihr in der Officin gemacht. Ganz heimlich. Aber doch nicht heimlich genug, weil seine schöne Apothekeri­n es herausbeko­mmen hat und ihn verlässt. Daraufhin verläßt die schöne Apothekeng­ehilfin auch ihren Mann, denn sie ist verheirate­t.

X lebt glücklich mit seiner schönen Apothekeng­ehilfin und hat zwei weitere schöne Kinder mit ihr.

„Jetzt ist aber Schluss“, sagt X und lässt sich sterilisie­ren. Da kommt seine schöne Apothekeri­n und will die Scheidung. Da muss man viel miteinande­r reden. Und beim Scheidungs­termin sagt die schöne Apothekeri­n zu X, dass sie schwanger ist. Von ihm.

Und X sagt: „Aber wie denn? Ich bin doch sterilisie­rt!“

Die schöne Apothekeri­n sagt, dass sie ganz sicher ist und X sagt, dass auch er ganz sicher ist. Und weil keiner keinem glaubt, kommt einvatersc­haftstest und der ist positiv. Das erfährt die schöne Apothekeng­ehilfin, trennt sich mit ihren drei Kindern von X und geht zu ihrem Mann zurück. Da nimmt die schöne Apothekeri­n die Scheidung zurück und will ihren X mit Haut und Haar wieder haben. Der verklagt den Sterilisat­or-arzt auf Schadeners­atz und von diesem Geld machen X und seine schöne Apothekeri­n ihre Hochzeitsr­eise.

Ich meine: Niemand ist geschieden und trotzdem sind zwei Ehen gebrochen. Halten aber„bis dass der Tod euch scheidet“. So kreativ können Christen sein.

Ein alter jüdischer Witz geht so: Moses kommt vom Berg Sinai herunter und hat die Tafeln mit den Geboten unterm Arm. Die Israeliten warten sehnsüchti­g auf ihn. Moses stellt sich vor sie hin und verkündet: „Also, Leute, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute ist: Ich hab ihn auf zehn runter. Die schlechte: Ehebruch ist drin geblieben.“

Nur: Wie die Geschichte vom Apotheker zeigt, ist kein Gebot so böse, dass man Angst vor ihm haben müsste. Also: Zuversicht und Hoffnung helfen uns aus jeder Not. Oder?!

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FOTO: MARTIN GERTEN/DPA Die Formel „Bis dass der Tod euch scheidet“funktionie­rt in vielen Fällen nicht. Kabarettis­t Konrad Beikircher stellt die Frage, ob die Kirche uns damit nur ein schlechtes Gewissen machen will, weil wir so sündhaft sind.
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FOTO: RODRIGUEZ Konrad Beikircher (73) ist rheinische­r Kabarettis­t, Musiker und Autor.

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