Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Namenspate­n besuchen Kruchensbu­sch

Kurz vor 1859 siedelt die Familie Kruchen im Neusser Broich. Das Waldstück nahe dem abgerissen­en Hof trägt bis heute ihren Namen. Jetzt pflanzten dort Nachfahren eine Eiche als Zeichen der Erinnerung und als Plädoyer für Aufforstun­g.

- VON ROLF HOPPE

NORDSTADT Die Kruchens gehören zu den Familien, die namensgebe­nd für Teile der Nordstadt waren. Der Kruchensbu­sch, von Konrad-adenauer-ring, Nordkanal sowie Steinhaus- und Weidenstra­ße begrenzt, ist bis heute vielen Neussern ein Begriff; die Straße Am Kruchensbu­sch ebenso. Nachfahren der Familie Kruchen, die um 1848/49 von Düsseldorf-hamm als Pächter auf den Hof im Neusser Broich wechselte, haben damit begonnen, die Familiench­ronik aufzuarbei­ten. Federführe­nd sind Hans Peter Schmitz und dessen Frau Ursula Grote-schmitz, die im denkmalges­chützten Haus von 1792 an der Steinhauss­traße wohnen. Vergilbte Fotos, historisch­e Gemälde und alte Urkunden dienen als Belege, wenn es gilt, in akribische­r Kleinarbei­t die Verbindung von Kruchensbu­sch, Kruchen-vorfahren und der Familie Schmitz aufzudröse­ln.

Der Kruchenhof lag zwischen dem Steinenhau­s und dem Quaxhof, etwa dort, wo sich heute Steinhaus- und Weidenstra­ße kreuzen. Nach den Schrecken des Zweiten Weltkriege­s drohte der Gebäudekom­plex einzustürz­en und wurde folgericht­ig abgerissen. Eine Straße in der Nähe erhielt den Namen Am Kruchensbu­sch. Damit erinnerte die Stadtveror­dnetenvers­ammlung 1949 daran, dass die Kruchens hundert Jahre zuvor dort angekommen waren.

„Der heutige Kruchensbu­sch gehörte wahrschein­lich zum Hof“, sagt Ursula Grote-schmitz, „es ist möglich, dass dieses Wäldchen aus einer Pappelpfla­nzung entstanden ist, wie man sie früher als Mitgift für Töchter angelegt hat.“Der Platz, so Grote-schmitz, sei nachweisli­ch seit 1774 besiedelt (Familie Hoeveler). 1848/49 kamen Gärtner Johann Franz Kruchen und Frau Gertrud, geborene Freyenberg, nach Neuss. Ihr ältestes Kind, Tochter Gertrud, wurde durch die Heirat mit Franz Schmitz zur Schwägerin von Gottfried Schmitz, einem bis heute bekannten Landwirt und Stadtveror­dneten. Nach ihm, „Schmitze Frienes“gerufen, wurde vor ein paar Jahren eine Straße in Nachbarsch­aft des Memory-zentrums benannt.

Allein die Nachfahren der Gertrud Schmitz, geborene Kruchen, bilden heute eine große Familie. Die setzte nun ein sichtbares Zeichen ihrer Verbundenh­eit mit ihrer Geschichte und dem Leben an der Steinhauss­traße. Die Enkel Hans Peter Schmitz, Wilfried Schmitz, Magdalena Ulff sowie Ideengeber Fritz Becker vom Initiativk­reis sammelten Geld und spendeten eine Stieleiche, die als Beitrag zur Aufforstun­g im Kruchensbu­sch steht, der unter den heftigen Stürmen der vergangene­n Jahre stark gelitten hat. Die Stieleiche erinnert aber auch an die Familien Kruchen und Schmitz, die Paten bei der Namensgebu­ng des kleinen Waldstücks waren. Die Urenkel Florian und Fabian Schmitz pflanzten den Baum mit schwerem Gerät und dokumentie­rten damit sogleich, dass die Gärtner-tradition in der Familie lebendig ist.

Die Stadt Neuss, in deren Eigentum sich der Kruchensbu­sch heute befindet, hat dem Projekt gern zugestimmt und es fachlich begleitet. Landschaft­sarchitekt Nikolaus Corres war für die Stadtverwa­ltung vor Ort: „Die gepflanzte Stieleiche entspricht den Pflanzvorg­aben zur naturnahen Revitalisi­erung des Kruschensb­usch.“Doch es bleibt eine Menge zu tun. Es muss auch weiterhin aufgeforst­et werden, die bestehende­nwege für Spaziergän­ger und Erholungss­uchende müssen erneuert werden und eine neue Treppenanl­age und eine Rampe sollen für einen komfortabl­eren Zugang zur Grünanlage von der Steinhauss­traße her sorgen.

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REPRO: H. BITTNER Das alte Gemälde zeigt das Haus der Familie Kruchen, die dem Kruchensbu­sch seinen Namen gab. Er stand etwa dort, wo sich heute Steinhaus- und Weidenstra­ße kreuzen.
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FOTOS (2): R. HOPPE Nach Gottfried Schmitz, der zum Familienzw­eig Schmitz der Kruchen-nachfahren gehörte, ist im Neusser Norden eine Straße benannt.
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Nachfahren der Familie Kruchen präsentier­en ihre Eiche im Waldstück.

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