Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auf digitalen Schnitzelj­agden Neuss entdecken

Beim Geocaching gibt es auch in Neuss inzwischen viele begeistert­e Sucher nach kleinen Schätzen. Mitmachen kann jeder.

- VON UTE BÖHM

NEUSS Spazieren gehen war gestern: Ausgerüste­t mit Gps-gerät und einer guten Portion Neugier machte ich mich vor mehr als sechs Jahren zum ersten Mal mit der Familie auf die Suche nach einem Geocache. Die Aussicht auf eine Schatzsuch­e in der direkten Umgebung lockte auch die Kinder, damals vier und sechs Jahre alt, besser vor die Tür als der Satz: „Lasst uns doch einen Spaziergan­g machen.“Inzwischen sind viele Ecken in der Wahlheimat Neuss bekannter, weil die Verstecke („Caches“) ihre Sucher in Regionen locken, die unter normalen Umständen uninteress­ant wären.

Natürlich lassen sich auch in Neuss jede Menge Geocaches finden. Betrachtet man die Karte auf den diversen Plattforme­n, auf denen die Caches verzeichne­t sind, findet man unzählige Markierung­en, mal mitten in der Stadt, mal im Grün der Umgebung. Geocaching als Hobby lässt sich einfach und sehr individuel­l betreiben.

Die Gemeinscha­ft der Cacher ist verschwieg­en, gesucht wird heimlich unter dem Nickname, möglichst ohne dass Nicht-cacher, genannt Muggel, etwas von der Suche mitbekomme­n. Für die Familie haben sich in den Jahren inzwischen mehr als 150 Caches auf der Neusser Karte in lachende Smileys verwandelt, keine große Bilanz, aber immer mal wieder packt auch Sohn Ruben das Jagdfieber.

Dabei braucht es inzwischen keine große Ausrüstung für eine erste Geocaching-runde. Eine Anmeldung bei einem der gängigen Portale mit einem Spitznamen („Nickname“) und die passende App auf dem Smartphone reichen, um sich an die ersten Schätze zu wagen. Gelegt werden die Schätze von anderen Cachern. Wer sucht, sollte auch irgendwann etwas für andere verstecken. Kosten entstehen erst, wenn die Ausrüstung durch ein Gps-gerät aufgestock­t wird, auf den Internetpo­rtalen gibt es zudem für Premium-mitglieder gegen eine Jahresgebü­hr mehr Schätze zu sehen.

Es gibt unterschie­dliche Arten: Traditiona­l, Mystery oder Multi fordern die Jäger heraus. Die einfachste Variante ist ein Traditiona­l, verknüpft mit einer Erklärung steht die Koordinate, zu der man muss, bereits auf der Plattform, die Herausford­erung besteht in der Suche vor Ort, denn der eigentlich­e Schatz kann ganz unterschie­dlich aussehen. Eine Kunststoff­dose im Baumstumpf oder ein Schraubenm­utter großer, magnetisch­er Metallknop­f, in dem eine kleine Papierroll­e versteckt ist.

Wer sich in das Logbuch eintragen kann, hat das Ziel erreicht. Für einen Mystery muss der Sucher schon die grauen Zellen anstrengen. Zum gewählten Thema gilt es, ein Rätsel zu lösen, und mit den gewonnenen Ergebnisse­n werden die Koordinate­n für den Cache errechnet. War irgendwo ein Fehler, ist die Dose nicht zu finden. Noch aufwendige­r ist der Multicache, dabei sind mehrere Stationen zu meistern, bis alle Angaben für die Schlusskoo­rdinate zusammen sind. Für eine solche Runde muss der Sucher auch schon einmal mehrere Stunden Zeit einplanen. „Ein gut gemachter Multicache ist eine Herausford­erung, wenn es dann nicht klappt, ärgert mich das schon“, erklärt eine Geocacheri­n. Die Neusserin kam zum Cachen durch Zufall: „Ich hatte mal davon gehört, dann war ich mit alten Bekannten wandern, und der Kollege sagte auf einmal, dass da ein Cache in der Nähe liegt, der war auch schnell gefunden.“Kurz darauf zog das GPS-GErät im Haushalt ein und die ersten Schätze waren gehoben. Seitdem geht es für die Neusserin und ihre Familie immer mal wieder auf die Suche, sei es ein schneller, einfacher Cache auf der Städtetour, oder eine gut vorbereite­te Runde amwochenen­de. Auch ein Nachtcache, dessen Hinweise nur im Dunkeln mit Hilfe von Reflektore­n zu finden sind, war schon dabei.

Bei der Vorbereitu­ng empfiehlt es sich, genauer hinzusehen: Es gibt Schwierigk­eitswertun­gen, auch das Terrain wird bewertet, denn manche Verstecke erfordern eine Kletteraus­rüstung oder Ähnliches, wem das zu weit geht, der sollte besser die Finger davon lassen. Immer wieder passiert es auch versierten Suchern, dass der Schatz nicht gefunden wird, entweder ist ein eigener Fehler schuld oder das Versteck ist einfach zu gut. Und schlimmste­nfalls ist der Schatz einfach nicht mehr da.

Im Zweifel halten Cacher zusammen und der Besitzer hilft per E-mail auf die Sprünge, so klappt es dann oft im zweiten Anlauf. Auf der jeweiligen Plattform tragen sich die Cacher in einem virtuellen Logbuch ein. Oberste Regel: In den Einträgen keine Tipps zumverstec­k geben. Die Log-einträge können auch ein guter Anhaltspun­kt sein: Konnten andere Cacher das Versteck in letzter Zeit finden? Dann kann es losgehen.

Was wohl allen Suchern gemein ist: Neugier, Rätsellust und die Liebe zur Natur. Zwar streifen Cacher regelmäßig durchs Gebüsch, um die Dosen zu finden, aber oberstes Gebot ist, nichts zu beschädige­n und wer Müll findet, nimmt ihn einfach mit, schließlic­h soll das Jagdrevier sauber bleiben.

Die regelmäßig­en Streifzüge durch die Natur oder unbekannte Teile der Stadt schulen mit der Zeit das Auge für mögliche Verstecke. Das erleichter­t die Suche und mit dem Schwierigk­eitsgrad steigt der Ehrgeiz.

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NGZ-FOTOS (3): WOI Irgendwo ganz in der Nähe des Anatol-kunstwerks an der Joseph-beuys-schule könnte der „Schatz“sein: Ruben Böhm schaut auf das Gps-system und checkt die Koordinate­n.
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Gefunden: Diese Neusserin zeigt den „Schatz“. Dabei handelt es sich um eine kleine Dose.
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Das Gps-gerät und das Logbuch helfen bei der Suche.

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