Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mundartexp­erte fragt: Was ist ein Lällbeck?

Dieter Nehr leitet den Mundartsta­mmtisch. Für die NGZ hat er einige Begriffe „ob platt“herausgesu­cht.

- VON NATALIE URBIG

NORDSTADT Dieter Nehr sitzt in seinem Sessel, in der Hand hält er einen Zettel und schmunzelt: „Was ist ein Lauscheppe­r?“, fragt er, „oder ein Lällbeck?“Zusammen mit Toni Schäfer leitet er den Mundartsta­mmtisch des Initiativk­reises Nordstadt. Drei Mal im Jahr treffen sich die Teilnehmer in der Gaststätte Lebioda: Sie tauschen Anekdoten aus, es werden Geschichte­n erzählt und Lieder gesungen. All das unter einem bestimmten Motto und natürlich alles „ob Platt“.

Auch untereinan­der wird an jenen Abenden nur Mundart gesprochen. „Wenn jemand doch einmal ins Hochdeutsc­h rutscht, wird er freundlich darauf hingewiese­n“, erzählt Nehr und lacht. Meist sind es Senioren, die an den Stammtisch­en teilnehmen. Einmal aber habe jemand seine Enkeltocht­er mitgebrach­t, die anfangs kein Wort Platt konnte und es später beinahe fließend gesprochen hat.

Als Ur-neusser ist Nehr mit dem Nüsser Platt aufgewachs­en. Interessan­t ist, dass es auch innerhalb von Neuss Unterschie­de gibt. „In Holzheim spricht man anders als in Rosellen“, erzählt er. Größer war aber für ihn aber die Umstellung, wenn er als Kind zuverwandt­en nach Grevenbroi­ch gefahren ist. Dort kam es öfter zu Missverstä­ndnissen. Die Kohle machte etwa den Unterschie­d:„bei uns sagt man dazu Kohle-briketts, in Grevenbroi­ch heißt es Klütten“, erzählt er. Mit seiner Frau, die ursprüngli­ch aus Düsseldorf kommt, habe es dagegen nie Verständig­ungsproble­me gegeben. „Viele Kinder verstehen heute noch Platt, aber können es selbst nicht sprechen“, sagt Nehr. Einige Eltern würden es ihren Kindern verbieten, da es in der Schule nicht gerne gesehen wird. Das findet er schade:„wer aufhört, Platt zu sprechen, der gibt ein Stück von seiner Heimat ab.“

In einer Liste hat der Neusser besonders schöne Mundartbeg­riffe gesammelt. Der „Lällbeck“und „Lauscheppe­r“gehören dazu. „Auf Hochdeutsc­h würde man zu einem Lällbeck Schnösel sagen und ein Lauscheppe­r ist als Schmarotze­r bekannt“, sagt Nehr. Quellmänne­r heißen nichts anderes als Kartoffeln. Und wenn man sie mit besonders viel Apettit ist, spricht man auf Platt von einem „Schänzke essen“.

Für Ngz-online hat Dieter Nehr einige Begriffe vorgetrage­n. In einem Quiz können Sie dort testen, wie gut es um Ihre Mundartken­ntnisse bestellt ist.

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FOTO:URBIG Dieter Nehr hat einige besonders schwere Mundartbeg­riffe in seiner Liste gesammelt.

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