Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Kreuzweg durch Felder und Straßen

In der Karwoche lädt die Matthias-bruderscha­ft zum Feldkreuzw­eg ein. An sechs Fußfällen und der Antonius-kapelle wird der Passion Christi gedacht. Der Weg beginnt in Bahnhofsnä­he und endet auf dem Kirchplatz. Wir waren dabei.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

KORSCHENBR­OICH Der Feldkreuzw­eg der Gemeinde St. Andreas folgt zwar keiner unendliche­n Linie, und doch schließt sich hier thematisch ein Kreis: Der Bittgang beginnt beimwegest­ock in S-bahnhofnäh­e und damit vor der bebilderte­n Station mit Kreuzigung­sdarstellu­ng. Vor dem Kreuz in der Kapelle auf dem Kirchplatz endet die Prozession. Etwa 60 Gläubige folgten beim ersten von drei Bittgängen der Einladung der Matthias-bruderscha­ft, sich gemeinsam auf den Weg zu machen und an sieben Stationen der Leidensges­chichte Christi zu gedenken. Die Siebenzahl ist im Darstellun­gskanon verbreitet, doch seit etwa 1600 umfasst der Kreuzweg meistens 14 Stationen.

„Wir sind heute sieben Stationen abgegangen, am nächsten Tag beten wir auf dem gleichenwe­g die Stationen acht bis vierzehn“, sagt Lothar Zerbe zu dem von der Matthias-bruderscha­ft praktizier­ten Ritual. Der Vorsitzend­e ist den Weg über die Felder und durch die Straßen schon oft und bei jedem Wetter gegangen. Er weiß um die lange Tradition des Feldkreuzw­eges, der von der Pilgergeme­inschaft zu Beginn der Karwoche im vertrauten Ritus angeboten wird. An jeder Station zitiert Zerbe den klassische­n Kreuzwegte­xt, den Andrea Otten jeweils um eine Meditation mit Betrachtun­gen zur heutigen Zeit ergänzt. Im Brückensch­lag zur Gegenwart ist die Meditation an der zweiten Station „Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern“eine Betrachtun­g über Flucht und Entbehrung unter dem Kreuz des Mangels.

Auf dem Bittgang von der einen zur nächsten Station beten alle Gläubigen den schmerzens­reichen Rosenkranz. Die Antoniuska­pelle an der Herrenshof­fer Straße wird als Station einbezogen und so die Siebenzahl erreicht. Noch vor dem Weinhaus Menrath wählt die Gruppe den Weg in die Felder. In der schlichten, kompakten Form stehen die Fußfälle als verlässlic­he Pole an den Wegen. In sich bergen sie jeweils eine Darstellun­g des Bilderzykl­us. Frisches Grün am Wegesrand und die Furchen der Äcker spiegeln frühlingsh­aftes Erwachen, das während der erinnerten Passionsge­schichte auf das Osterfest zu verweisen scheint.

Die wiederkehr­ende Abfolge der gesprochen­en Gebete in der Abgeschied­enheit der Felder strahlt meditative Kraft aus. Kurz vor der Neusser Straße ist die Gruppe an der fünften Station noch von diesem Frieden umgeben, ehe sie sich der Straße zuwendet und damit dem Lärm der vorbeifahr­enden Fahrzeuge aussetzt.

An der Regentenst­raße verweilt die Gruppe vor denwegestö­cken auf Höhe der Niederrhei­nklinik sowie in Nachbarsch­aft von Kaplanei undvikarie. Heute scheinen beide Fußfälle hier selbstvers­tändlich beheimatet zu sein. Doch Gottfried Kempen weiß, dass sie im Zuge der Ortsumgest­altung hierhin versetzt wurden. Im Archiv der Pfarre St. Andreas fand der ehrenamtli­che Hilfsküste­r die mit Schreibmas­chine notierte Abschrift einer Samstagsau­sgabe der Gladbacher Volkszeitu­ng von 1888, die sich auf die sechs Wegestöcke bezieht. Dort steht, dass sie in den 1850er Jahren „durch die Freigebigk­eit einiger begüterter Pfarrgenos­sen“renoviert und am 2. Juli 1864 als Kreuzweg geweiht wurden.

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FOTO: DENISE BRENNEIS Die Matthias-bruderscha­ft Korschenbr­oich geht in der Karwoche den Feldkreuzw­eg. Er stößt bei den Gläubigen auf reges Interesse.

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