Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Drei Einsätze für die Spezialeinheit
In Hassels hatte sich eine Frau in ihrer Wohnung verschanzt, nachdem sie einen Gerichtsvollzieher mit ätzender Flüssigkeit übergossen hatte. Kaum war sie überwältigt, musste das SEK in Oberbilk einen Gewalttäter suchen.
Kurz vor neun Uhr alarmierten Anwohner der Further Straße in Hassels die Polizei: Sie hatten Schussgeräusche gehört und drei verletzte Männer im Treppenhaus entdeckt, die einer der Nachbarn sofort in seiner eigenen Wohnung in Sicherheit brachte.„ein Mann hat Säure im Gesicht“, lautete die Meldung an die Polizei.
Einer der Verletzten ist ein Düsseldorfer Obergerichtsvollzieher. Der 45-Jährige hatte einer Schuldnerin in dem Haus seinen Besuch angekündigt – es ging um die Zwangsräumung. Deshalb hatte der Gerichtsvollzieher auch einen Schlüsseldienst dabei, der das Schloss aufbohrte, nachdem die Frau auf Klopfen und Klingeln nicht reagiert hatte. Doch kaum war die Tür auf, kam die 51-Jährige zum Eingang und übergoss den Gerichtsvollzieher mit einer noch nicht identifizierten Flüssigkeit. Auch die Schlüsseldienst-mitarbeiter wurden davon getroffen. Danach schloss die Frau die Tür wieder, soll dann aber noch mindestens einmal eine Tränengaspatrone ins Treppenhaus geschossen haben.
Während sich der Gerichtsvollzieher und seine Helfer in der Nachbarwohnung die ätzende Flüssigkeit abwaschen konnten, erlitten zwei andere Hausbewohner Atemwegsreizungen durch das Reizgas. Alle kamen ins Krankenhaus, konnten aber nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden. Der Verdacht, dass es sich bei der Flüssigkeit um Säure handelte, hat sich offenbar nicht bestätigt.
Unterdessen rückte die Spezialeinheit an, um die Frau, die sich in ihrer Wohnung verschanzt hatte, festzunehmen. Zuvor hatte sie durch den Türspalt mit einer Schreckschusswaffe auf Polizisten gezielt. Bevor sie das Haus betreten konnten, mussten die schwer bewaffneten Elitepolizisten Säureschutzanzüge anlegen, um sich gegen weitere Attacken der Frau zu schützen. Die 51-Jährige gab zweieinhalb Stunden nach ihrem Angriff auf den Gerichtsvollzieher schließlich auf und ließ sich festnehmen. Ob sie dem Haftrichter vorgeführt oder ihre Unterbringung in eine Psychiatrie veranlasst wird, soll am Donnerstag entschieden werden. Bei ihrer erstenvernehmung im Polizeipräsidium habe sie zumindest den Eindruck erweckt, unter psychischen Störungen zu leiden, hieß es aus Polizeikreisen.
Der Obergerichtsvollzieher war der 51-Jährigen bereits vor Jahren einmal dienstlich begegnet, teilte das Amtsgericht mit. Damals habe es„keine besonderenvorkommnisse“gegeben. Der Angriff am Mittwochmorgen sei für ihn „aus dem Nichts“gekommen.
Ganz anders lag die Sache beim zweiten Einsatz der Spezialeinheit, der eine knappe Stunde nach der Festnahme in Oberbilk begann. Eine 45-jährige Frau hatte die Polizei alarmiert, weil ihr 25 Jahre alter Bekannter sie in einer Wohnung an der Borsigstraße geschlagen und mit einem Messer bedroht habe. Der Mann ist kein unbeschriebenes Blatt bei der Polizei, wird von verschiedenen Behörden gesucht und gilt als Intensivtäter.
Nachdem die Frau aus der Wohnung geflüchtet war, ging die Polizei davon aus, dass der Angreifer sich, möglicherweise bewaffnet, noch dort aufhielt. Vorsorglich wurde die Borsigstraße im Bereich des Wohnhauses abgesperrt und das Spezialeinsatzkommando (SEK) erneut alarmiert. Als die Beamten jedoch die Wohnung stürmten, war der Mann verschwunden.
In der Wohnung stellte die Polizei diverse Stichwaffen sicher und musste weiter davon ausgehen, dass der Gesuchte bewaffnet unterwegs ist. Nach Informationen unserer Redaktion soll er dem Drogenmilieu zuzurechnen sein, war wohl auch deshalb nicht berechenbar.
Am späten Nachmittag verdichteten sich dann Hinweise auf eine Wohnung in Grafenberg, in der sich der Verdächtige häufiger aufhält.wieder wurde das SEK angefordert, das um 16.45 Uhr am Pöhlenweg anrückte und den 25-Jährigen überwältigte. Im Polizeigewahrsam musste der junge Mann erst einmal medizinisch versorgt werden. Er hatte mehrere Verletzungen, die er sich nach ersten Erkenntnissen der Ermittler wohl noch in derwohnung an der Borsigstraße selbst beigebracht hatte. Auch in seinem Fall wird heute die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie einen Haftbefehl beantragt.