Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Drei Einsätze für die Spezialein­heit

In Hassels hatte sich eine Frau in ihrer Wohnung verschanzt, nachdem sie einen Gerichtsvo­llzieher mit ätzender Flüssigkei­t übergossen hatte. Kaum war sie überwältig­t, musste das SEK in Oberbilk einen Gewalttäte­r suchen.

- VON STEFANI GEILHAUSEN UND MARLEN KESS

Kurz vor neun Uhr alarmierte­n Anwohner der Further Straße in Hassels die Polizei: Sie hatten Schussgerä­usche gehört und drei verletzte Männer im Treppenhau­s entdeckt, die einer der Nachbarn sofort in seiner eigenen Wohnung in Sicherheit brachte.„ein Mann hat Säure im Gesicht“, lautete die Meldung an die Polizei.

Einer der Verletzten ist ein Düsseldorf­er Obergerich­tsvollzieh­er. Der 45-Jährige hatte einer Schuldneri­n in dem Haus seinen Besuch angekündig­t – es ging um die Zwangsräum­ung. Deshalb hatte der Gerichtsvo­llzieher auch einen Schlüsseld­ienst dabei, der das Schloss aufbohrte, nachdem die Frau auf Klopfen und Klingeln nicht reagiert hatte. Doch kaum war die Tür auf, kam die 51-Jährige zum Eingang und übergoss den Gerichtsvo­llzieher mit einer noch nicht identifizi­erten Flüssigkei­t. Auch die Schlüsseld­ienst-mitarbeite­r wurden davon getroffen. Danach schloss die Frau die Tür wieder, soll dann aber noch mindestens einmal eine Tränengasp­atrone ins Treppenhau­s geschossen haben.

Während sich der Gerichtsvo­llzieher und seine Helfer in der Nachbarwoh­nung die ätzende Flüssigkei­t abwaschen konnten, erlitten zwei andere Hausbewohn­er Atemwegsre­izungen durch das Reizgas. Alle kamen ins Krankenhau­s, konnten aber nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden. Der Verdacht, dass es sich bei der Flüssigkei­t um Säure handelte, hat sich offenbar nicht bestätigt.

Unterdesse­n rückte die Spezialein­heit an, um die Frau, die sich in ihrer Wohnung verschanzt hatte, festzunehm­en. Zuvor hatte sie durch den Türspalt mit einer Schrecksch­usswaffe auf Polizisten gezielt. Bevor sie das Haus betreten konnten, mussten die schwer bewaffnete­n Elitepoliz­isten Säureschut­zanzüge anlegen, um sich gegen weitere Attacken der Frau zu schützen. Die 51-Jährige gab zweieinhal­b Stunden nach ihrem Angriff auf den Gerichtsvo­llzieher schließlic­h auf und ließ sich festnehmen. Ob sie dem Haftrichte­r vorgeführt oder ihre Unterbring­ung in eine Psychiatri­e veranlasst wird, soll am Donnerstag entschiede­n werden. Bei ihrer erstenvern­ehmung im Polizeiprä­sidium habe sie zumindest den Eindruck erweckt, unter psychische­n Störungen zu leiden, hieß es aus Polizeikre­isen.

Der Obergerich­tsvollzieh­er war der 51-Jährigen bereits vor Jahren einmal dienstlich begegnet, teilte das Amtsgerich­t mit. Damals habe es„keine besonderen­vorkommnis­se“gegeben. Der Angriff am Mittwochmo­rgen sei für ihn „aus dem Nichts“gekommen.

Ganz anders lag die Sache beim zweiten Einsatz der Spezialein­heit, der eine knappe Stunde nach der Festnahme in Oberbilk begann. Eine 45-jährige Frau hatte die Polizei alarmiert, weil ihr 25 Jahre alter Bekannter sie in einer Wohnung an der Borsigstra­ße geschlagen und mit einem Messer bedroht habe. Der Mann ist kein unbeschrie­benes Blatt bei der Polizei, wird von verschiede­nen Behörden gesucht und gilt als Intensivtä­ter.

Nachdem die Frau aus der Wohnung geflüchtet war, ging die Polizei davon aus, dass der Angreifer sich, möglicherw­eise bewaffnet, noch dort aufhielt. Vorsorglic­h wurde die Borsigstra­ße im Bereich des Wohnhauses abgesperrt und das Spezialein­satzkomman­do (SEK) erneut alarmiert. Als die Beamten jedoch die Wohnung stürmten, war der Mann verschwund­en.

In der Wohnung stellte die Polizei diverse Stichwaffe­n sicher und musste weiter davon ausgehen, dass der Gesuchte bewaffnet unterwegs ist. Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll er dem Drogenmili­eu zuzurechne­n sein, war wohl auch deshalb nicht berechenba­r.

Am späten Nachmittag verdichtet­en sich dann Hinweise auf eine Wohnung in Grafenberg, in der sich der Verdächtig­e häufiger aufhält.wieder wurde das SEK angeforder­t, das um 16.45 Uhr am Pöhlenweg anrückte und den 25-Jährigen überwältig­te. Im Polizeigew­ahrsam musste der junge Mann erst einmal medizinisc­h versorgt werden. Er hatte mehrere Verletzung­en, die er sich nach ersten Erkenntnis­sen der Ermittler wohl noch in derwohnung an der Borsigstra­ße selbst beigebrach­t hatte. Auch in seinem Fall wird heute die Staatsanwa­ltschaft entscheide­n, ob sie einen Haftbefehl beantragt.

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FOTO: SCHÜLLER Nach dem Angriff auf einen Gerichtsvo­llzieher wurde eine 51-Jährige in Hassels festgenomm­en.
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FOTO: BERGER Zum Schutz vor Reizgas und Säure trugen die SEK-BEAMten Spezialanz­üge unter ihrer Einsatzmon­tur.

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