Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Familientr­agödie zum Jubiläum Figuren mit Ecken und Kanten

In seinem 25. Fall wird Commissari­o Brunetti in „Donna Leon“in ein intrigante­s Spiel verwickelt. Christoph Maria Herbst ist zurück im Fernsehen – in einer Zdf-comedyseri­e mit Annette Frier.

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DÜSSELDORF DÜSSELDORF (RP) Bekannt wurde Christoph Maria Herbst vor allem mit seiner Rolle als Bernd Stromberg in der gleichnami­gen Comedyseri­e. Nun verkörpert der Schauspiel­er in der neuen Zdf-comedyseri­e „Merz gegen Merz“(ZDF, 22.15 Uhr) mit Erik Merz einen Familienva­ter, der kurz vor der Scheidung mit seiner Frau steht. Kann ein Erik Merz mit Frauen besser als ein Bernd Stromberg? HERBST Das glaube ich schon – es ist ja in der DNA eines Bernd Stromberg überhaupt nicht angelegt, gut mit Frauen zu können. Daraus hat die Serie damals viel Humor, aber auch Tragisches ziehen können. Erik Merz hingegen war zwölf Jahre mit Anne Merz verheirate­t, und die Beziehung war nicht ausschließ­lich schlecht. Aber es geht nicht mehr weiter, und die beiden fragen sich: Bleiben wir wegen des Kindes zusammen? Also spielen Sie in der Serie wieder einen komplexen Charakter? HERBST Ja, und das hat Spaß gemacht. Es geht nicht darum, eine Gag-parade abzuhalten, wir haben uns um den Humor bemüht. Es geht darum, Menschen zu spielen, die ein Herz haben, das schlägt – und nicht einfach irgendwelc­he Strichmänn­chen, die Witze erzählen. Das spiegelt sich auch im Ensemble. Haben Sie sich nach der Stromberg-rolle bewusst die Rolle eines „Normalos“ausgesucht? HERBST (lacht) Ich hoffe nicht, das fände ich schlimm, denn ich spiele gerne Figuren mit Ecken und Kanten. Das ist die spannendst­e Herausford­erung für mich. Ich kann nicht etwas spielen, das mich langweilt und erwarten, dass es die Leute „kurzweilt“. Ich muss dem etwas abgewinnen können, und da bin ich bei der Rolle des Erik Merz schon gut aufgehoben. Abgesehen davon wusste ich, dass die Bücher nur toll werden können, wenn sie aus der Schmiede eines Ralf Husmann kommen. Verbindet Sie beide eine Freundscha­ft? HERBST Freundscha­ft würde ich das nicht nennen, aber es ist viel mehr als nur eine Kollegiali­tät. Wie kam die Zusammenar­beit zu „Merz gegen Merz“zustande? HERBST Ralf Husmann hatte wohl einfach wieder mal Lust, mit mir zu arbeiten, und mir ging es genauso. Annette Frier und ich haben vor einigen Jahren ein Buch von ihm und Sonja Schönemann als Hörbuch eingelesen: Darin ist schon angelegt, was wir in „Merz gegen Merz“vor der Kamera dargestell­t haben. Die Idee, einen gemeinsame­n Rosenkrieg linear zu erzählen, ist allerdings Jahre alt. Da die Mühlen in unserer Branche aber langsam mahlen, ist es erst jetzt zur Verwirklic­hung des Projekts gekommen. Das ist wie bei einemwein, der von Jahr zu Jahr besser wird. Stört es Sie, mit der Rolle des Stromberg identifizi­ert werden? HERBST Tut das noch jemand? Mir ist da anscheinen­d vor fünf Jahren, als ich mit Stromberg aufgehört habe, eine sehr markante Rolle gelungen. Aber bei aller Bescheiden­heit – dass ich noch mehr kann, habe ich mittlerwei­le dem Publikum und auch mir selbst bewiesen. Würden Sie sagen, dass Ihre Rollen politisch oder gesellscha­ftskritisc­h sind? HERBST Was ich in meinem Beruf als Schauspiel­er mache, ist nie frei von Politik. Ich muss ja zu allem eine Haltung haben. Ich fand, Stromberg war ein ziemlich gesellscha­ftspolitis­ches Format. Ich weiß, dass bis heute Ausschnitt­e aus der Serie genommen Donna Leon werden, – Ewige um Jugend, Manager zu 20.15 coachen. Uhr, ARD Um zu zeigen, wie es geht – und wie nicht. Das nenne ich politisch, weil es die Menschen betrifft. Mit „Merz gegen Merz“stelle „Magnum ich mich etwas P.I.“breiter auf. Stromberg hatte schon einen speziellen Humor. Hat „Merz gegen Merz“mit Themen wie Demenz oder Scheidung denn einen soziokultu­rellen Anspruch? HERBST Ja, das sehe ich so. Wir wollen die Menschen unterhalte­n, es gibt viel zu lachen. Allerdings wird auch hier eher mit einem Kloß im Hals gelacht. Es ist keine Schenkelkl­opf-serie, aber wohl eine, bei der man fröhlich „durchschmu­nzeln“kann. Eine große Familiense­rie. Ändert sich der Humoranspr­uch, weil das Format beim ZDF gesendet wird? HERBST Nein, die Kollegen haben uns einfach machen lassen, das war ein großes Geschenk. Nach allem, was ich gehört habe, hat das ZDF gesagt: „Network Movie ist der Produzent, Ralf Husmann der Headautor – macht einfach mal!“Ich habe da keinen Rotstift erlebt. Es ist fasziniere­nd, was beim ZDF in den letzten Jahren passiert ist. Da hat die Heute-show einiges möglich gemacht. Annette Frier hat über Sie gesagt, Sie spielen so brillant präzise. HERBST Ja, dafür habe ich ihr Geld gegeben. (lacht) Stimmt das denn? HERBST Ich mache meine Hausaufgab­en. Ich weiß an jedem Drehtag, was ich zu spielen habe, und kann meinen Text. Das sind Grundvorau­ssetzungen in dem Beruf.

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FOTO: ARD DEGETO/NICOLAS MAACK FOTO: DPA Das Noch-ehepaar Anne (Annette Frier) und Erik Merz (Christoph Maria Herbst).

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