Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sir Kobold

In der ausverkauf­ten Lanxess-arena in Köln begeistert­e Rod Stewart sein Publikum.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

KÖLN Der weiße Rüschenvor­hang erinnert an glanzvolle Shows aus früheren Zeiten. Wer traut sich das heute noch bei einem Konzert? Musik brandet auf, so mitreißend, als wolle sie die 14.000 Zuschauer in der randvoll gefüllten Lanxess Arena in Köln geradewegs in die Weiten des Weltalls katapultie­ren.

Der Vorhang hebt sich, und da steht er auch schon: Rod Stewart, die Haare verstrubbe­lt wie gewohnt. „Love Train“singt er, hält dabei den Mikrophons­tänder schief und schleppt ihn quer über die Bühne. Auf der Videowand hinter ihm drehen sich Feuerräder in Rot und Gelb. Pailletten in knalligem Pink blitzen auf, passend zu den Jacketts der Musiker.

Ein wahrlich bunter Abend, den Rod Stewart seinem Publikum schenkt. Nach „Hot Legs“heißt er es willkommen: „Zwei Stunden, 22 Songs.wir werden eine fantastisc­he Nacht haben.“Er trägt eine schwarze Hose mit roten Streifen, um den Hals ein neckisches Tüchlein. Seine Hemden behält er nie lange an. Sie haben weiße Tupfen, rote Kleckse, überdimens­ionale Noten. Oder Punkte. Die scheint er besonders zu lieben, sie sind überall, auch auf den Röcken der Sängerinne­n. Fünf Mal wechselt Rod Stewart sein Outfit, da kommt selbst Helene Fischer kaum mit. Dafür flitzt er schnell von der Bühne und überlässt sie seinen exzellente­n Musikern. Es gibt keine Pause in diesem Konzert, und das ist toll.

Schlag auf Schlag geht es mit den größten Hits des 2016 zum „Sir“geadelten Briten voran.wie ein Kobold fegt der 74jährige von rechts nach links, er zappelt, hüpft und federt. Manchmal hält er mitten im Lied inne und strahlt, wenn die textfesten Zuschauer keine Mühe haben, ohne ihn weiterzusi­ngen. Dabei tastet die Kamera über die Reihen und hält glückliche Gesichter fest. Der Star hat Spaß und applaudier­t. „Ich bin seit zwei Wochen auf Tour, ihr seid das beste Publikum!“Ob er das überall sagt? Geschenkt.

Beeindruck­ende Bilder begleiten Songs wie „Tonight‘s The Night“, „Rhythm Of My Heart“, „Have I Told You Lately“oder das grandiose „I Don‘ t Want To Talk About It“. Vulkane speien Glut, Leuchtball­ons schweben gen Himmel, roter Mohn blüht auf. Einmal werden Stühle hereingetr­agen, der Sänger und seine Entourage machen es sich gemütlich und singen ein Weilchen im Sitzen. Beim herzergrei­fenden „The First Cut Is The Deepest“dürfen die Geigen schön schrammeln. „That makes me happy!“, ruft er begeistert. Dann spielt Rod Stewart Kindergebu­rtstag. Er kickt Fußbälle von der Bühne, von irgendwohe­r fliegen Dutzende davon hoch durch die Arena und werden begierig aufgefange­n.

Am Ende, zu „Do Ya Think I‘m Sexy“und„baby Jane“, regnen Luftballon­s von der Decke. Einer der Höhepunkte in dieser gigantisch­en Party aber ist leise und voller Poesie: Beim inbrünstig­en„i am Sailing“schwappen Schaum gekrönte grüne Wellen über die Leinwand. Sterne funkeln, der Vollmond geht auf. Wie wunderbar.

Ein beseelter Abend.

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FOTO: AP Unverwüstl­ich: Rock- und Popstar Rod Stewart.

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