Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Von wegen Praktikantin
Franziska „Ska“Keller ist Spitzenkandidatin der Grünen für die Europawahl. Im Eu-betrieb wird sie oft unterschätzt – weil sie nicht „Schema F“entspreche, sagt sie.
Grünen arbeiten gerade hart daran, das Image der Verbotspartei loszuwerden. Keller riskiert keine Nachricht. Einfach mal einen rauszuhauen ist ihre Sache nicht. In den laufenden Kandidaten-runden im Fernsehen zur Europawahl wie auch im persönlichen Gespräch spitzt sie kaum zu, Persönliches ist ihr kaum zu entlocken.
Stattdessen kommen häufig Sprachstanzen, der übliche Politsprech. Also bitte, wie steht sie zu einer Klimaabgabe auf Inlandsflüge? Keller: „Es wäre schon mal gut, wenn wir für die Bahnwettbewerbsgleichheit mit den Fluglinien hätten. Fluggesellschaften zahlen keine Kerosinsteuer, die Bahn auf ihren Strom schon. Und dazu den vollen Mehrwertsteuersatz auf das Ticket im Fernverkehr, während Flüge ins Ausland von der Mehrwertsteuer befreit sind“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Ihre Schlussfolgerung: „Wenn also die Bahn günstiger und besser wird, machen wir Kurzstreckenflüge überflüssig.“
Was Keller keinesfalls überflüssig, sondern im Gegenteil so stark wie möglich machen will: Europa und das Europäische Parlament – trotz der geschilderten Praktikanten-hürden auf dem Weg in den Plenarsaal. Im Alter von nur 27 Jahren war die Grünen-politikerin bereits 2009 ins Parlament nach Straßburg gewählt worden. 2014 war sie dann erstmals Spitzenkandidatin der europäischen Grünen, nun tritt sie zum zweiten Mal als grüne Frontfrau an.
Ska Keller ist dabei gewissermaßen schon von ihrer Herkunft grüne Grenzgängerin. Aufgewachsen in der brandenburgischen Stadt Guben, die zu Ddr-zeiten noch den Zusatz„wilhelm-pieck-stadt“nach