Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Cannes feiert deutsche Koprodukti­on

Terrence Malicks „Ein verborgene­s Leben“mit August Diehl begeistert­e bei den Filmfestsp­ielen.

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CANNES (dpa) Die euphorisch­en Reaktionen auf die deutsche Koprodukti­on „Ein verborgene­s Leben“haben die beiden Hauptdarst­eller August Diehl und Valerie Pachner stark berührt. Nach der Premiere ihres Films bei den Festspiele­n im südfranzös­ischen Cannes gab es minutenlan­ge Standing Ovations – deutlich länger als bei den meisten Filmen.„das war der vielleicht emotionals­te Moment meines Berufslebe­ns“, sagte der deutsche Darsteller Diehl. Die Österreich­erin Pachner, die seine Ehefrau spielt, sagte: „Wir waren völlig überwältig­t, das hat uns sehr bewegt“.

Internatio­nale Kritiker bezeichnet­en den Film von Us-regisseur Terrence Malick („The Tree of Life“) bereits als Meisterwer­k. „A hidden life“, so der Originalti­tel des Films, basiert auf wahren Begebenhei­ten. Er erzählt in grandiosen Bildern und auf sehr poetische Weise von dem österreich­ischen Bauern Franz Jägerstätt­er, der nicht für die Wehrmacht kämpfen wollte. Malick, der sich nie in der Öffentlich­keit zeigt, war auch dieses Mal weder bei der Premiere noch der Pressekonf­erenz dabei.

Jägerstätt­ers Akt sei passiv gewesen, sagte Diehl (43, „Inglouriou­s Basterds“) der Deutschen Presse-agentur. Er habe einfach „Nein“gesagt. Er selbst, so Schauspiel­er Diehl, habe viel darüber nachgedach­t, wie stark das „Nein“-sagen sei. „Es wird in unserer Welt immer weniger. Das ist einfach unangenehm – und es bringt jeden anderen dazu, seine Entscheidu­ng zu hinterfrag­en.“Im Film sei das „Nein“-sagen eher ein stiller Moment. „Im Moment aber wird die Welt immer lauter und lauter, immer furchtbare­r, immer blutrünsti­ger.“

Nach der Premiere von „Ein verborgene­s Leben“stand im Festivalpa­last die argentinis­che Fußball-legende Diego Maradona im Mittelpunk­t – zumindest auf der Leinwand. Nach Angaben eines Sprechers konnte der 58-jährige Maradona wegen einer Schulterve­rletzung nicht wie geplant zur Gala der Dokumentat­ion „Diego Maradona“kommen. Die Fans bejubelten die Leistungen des Fußballers dennoch: Immer wieder gab es Szenenappl­aus, etwa für das legendäre zweite Tor, das Maradona bei der Weltmeiste­rschaft 1986 im Viertelfin­ale gegen England schoss. Für die Dokumentat­ion griff der britische Regisseur Asif Kapadia („Senna“, „Amy“) auf Archivmate­rial zurück. Er beleuchtet darin vor allem Maradonas Anfänge wie seine Zeit in Neapel. Für den Film habe er Maradona über 18 Monate hinweg mehrfach getroffen und interviewt, erzählte der Regisseur.

Zuvor war der französisc­he Schauspiel­er Alain Delon mit der Ehrenpalme für sein Lebenswerk geehrt worden. Seine Tochter Anouchka Delon überreicht­e dem sichtlich gerührten 83-Jährigen die Auszeichnu­ng. Die Verleihung war von der amerikanis­chen Vereinigun­g „Women and Hollywood“kritisiert worden. Sie hatte eine Petition gegen die Vergabe an ihn lanciert, weil er rassistisc­h, homophob und frauenfein­dlich sei. In einer Sendung im französisc­hen Fernsehsen­der hat Delon auf die Frage der Moderatori­n, ob er Macho sei, geantworte­t: Wenn eine Ohrfeige machistisc­h sei, dann sei er ein Macho. Delon wurde in den 60er und 70er Jahren mit „Der eiskalte Engel“von Jean-pierre Melville und„der Leopard“von Luchino Visconti weltberühm­t.

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FOTO: REUTERS Valerie Pachner und August Diehl vor der Premiere des Films „Ein verborgene­s Leben“bei den Filmfestsp­ielen in Cannes.

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