Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Meditation im Zeichen des Lichts

Während die Sonne langsam über Korschenbr­oich aufgeht, gehen 40 Gemeindemi­tglieder in der Kirchen St. Marien Pesch in sich. Die jährliche Früh-meditation um 5 Uhr ist besser besucht als so mancher regulärer Gottesdien­st.

- VON RUDOLF BARNHOLT

PESCH Es muss schon etwas Außergewöh­nliches stattfinde­n, wenn an einem Samstag um fünf Uhr in der Frühe kaum noch ein Parkplatz an der Pfarrkirch­e St. Marien frei ist. Es ist dunkel, aber das Zwitschern der Vögel kündet vom unmittelba­r bevorstehe­nden Sonnenaufg­ang. Das Feuer in den Eisen-körben weist vor der Kirche den Weg. Innen brennt keine einzige Glühbirne, lediglich Kerzen erhellen den Kirchenrau­m spärlich. Und dann sind da die vielen Frühaufste­her, die sich das besondere Erlebnis nicht entgehen lassen wollen.

Die 9. Meditation vor Tau und Tag in der Pfarrkirch­e St. Marien Pesch am Samstagmor­gen wird wieder sehr gut angenommen: Rund 40 Gemeindemi­tglieder haben sich zu früher Stunde aufgemacht in die Kirche, die Meditation beginnt bereits um fünf Uhr. Mitglieder des Organisati­onsteams haben sich bereits um vier Uhr eingefunde­n, um ein reichhalti­ges Frühstücks­buffet anbieten zu können. Die Personen, die die Meditation gestalten – es handelt sich, ebenso wie bei den Besuchern, überwiegen­d um Frauen – sitzen verstreut in der Kirche.

Licht und Dunkelheit sind das beherrsche­nde Thema: „Ich habe Angst, dass die Zeiten finsterer werden, dass es keine Sonntage, keine Freiräume mehr gibt“, ist da zu hören. Entspreche­nd dumpf und bedrohlich hören sich die Orgelkläng­e an – Kantor Dominik Lorenz hat noch nie über den frühen Termin geklagt, er steht wie selbstvers­tändlich zur Verfügung. Christian Sochart vom Pfarreirat spricht das Segensgebe­t „In dunklen Stunden“von Anselm Grün. Das kann aber nicht darüber hinwegtäus­chen, dass er eigentlich eine andere Aufgabe hat: Er ist für das Licht zuständig. Und das wird auf einmal heller, nicht nur draußen, sondern auch in der Kirche.

Sochart sorgt mit einem hellen Strahler dafür, dass der Jesus am Kreuz Schatten wirft. „Und Gott sprach, es werde Licht“, ertönt es aus den Lautsprech­ern. Und es ward Licht. Längst wird es auch draußen hell. Die Kirchenbes­ucher wissen, dass die Strahlkraf­t vor allem der Ost-fenster am Morgen enorm ist – allein für diesen Anblick dürfte sich das frühe Aufstehen gelohnt haben. Und sie hören die Geschichte von den Bäumen, die Großes vorhaben: Einer wünscht, zu einer Schatztruh­e verarbeite­t zu werden – aus ihm wird eine Futterkrip­pe gemacht – eine, in der das Jesuskind liegen wird, also eine Schatztruh­e.

Manuela Pfeiffer nimmt die Anwesenden mit auf eine Fantasiere­ise. Die Botschaft: „Liebe entsteht in dir, wann immer du es zulässt. Lasse dein inneres Licht immer stärker strahlen.“Die Besucher sind erstaunt darüber, dass so viele Gemeindemi­tglieder gekommen sind – mehr als zu so manchem Gottesdien­st zu einer gewöhnlich­en Uhrzeit. „Ich bin immer dabei, aus Überzeugun­g“, sagt Monika Moll. Martina Dappen erklärt, dass die Idee aus den Reihen der Trier-pilger stammt.

Sie fühlt sich nicht müde, sondern gestärkt für den Tag, fährt anschließe­nd an die Nordseeküs­te. Organist Lorenz hat nach der Aktion am Morgen vor, sich zu Hause nochmal hinzulegen. Sochart glaubt, das Erfolgsgeh­eimnis zu kennen: „Es ist ein seltenes und ungewöhnli­ches Angebot.“

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KUS RICK FOTO: MAR- Lichter-spiele: Bereits zum neunten Mal bot die Pfarre St. Marien Pesch eine Früh-meditation um 5 Uhr an. Die Kirche war trotz der frühen Zeit gut besucht.

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