Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Unbekannte­s aus dem All

Die Malerin Melanie Richter stellt im Johanna-etienne-krankenhau­s aus. Wichtige Werke der Künstlerin hängen im Foyer, andere Bilder sind an den Wänden der Zentralamb­ulanz zu sehen. Irgendwie weisen sie weit in die Ferne.

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Von Rudolf Barnholt NEUSS Ihre Bilder erzählen von der Schwerelos­igkeit im All und derweite des Alls, von fremden und fernen, und nur vage vertrauten Planeten, sie versprühen Kraft und Energie. Eine Auswahl dieser Arbeiten zeigt nun die Ausstellun­g im Johanna-etienne- Krankenhau­s. Melanie Richter, die sehr akribisch und planvoll an jedes Bild herangeht, schafft mit ihren Exponaten einen Gegenpol zum oftmals belastende­n Krankenhau­salltag.

Die Künstlerin wurde 1964 in Göppingen geboren, studierte an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie, ist Meistersch­ülerin von Professor Dieter Krieg. Außerdem studierte sie an der Staatliche­n Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und an der Hochschule für Gestaltung in Basel. Melanie Richter lebt in Düsseldorf, ihr Atelier hat sie am Neusser Hauptbahnh­of. Sie ist im Vorstand des Kunstverei­ns Malkasten in Düsseldorf.

Die Ausstellun­g ist nicht in vollem Umfang frei zugänglich. Zum Glück hängen sehr wichtige Werke im Foyer, andere Bilder sind an den Wänden der Flure der Zentralamb­ulanz zu sehen. Das Besondere an dieser Ausstellun­g, auf die Kuratorwul­f Aschenborn hinweist:„zum ersten Mal hat ein ganzes Team entschiede­n, welche Bilder jetzt gezeigt werden.“

Chefärztin Annika Stollenwer­k hat sich ihr Lieblingsb­ild ausgesucht – sie sieht es immer dann, wenn ihre Tür geöffnet ist. Da ist ein Astronaut – Melanie Richter nannte ihn William — zu sehen, wie er völlig losgelöst durch die Weiten des Weltalls schwebt. In seinem gelben Anzug schwebt er durch das blaue All, wobei der Körper nur in groben Zügen zu erkennen ist, Details bleiben dem Betrachter verborgen, das Schwebende steht im Mittelpunk­t.

Melanie Richter pflegt immer gründlich zu recherchie­ren. So nahm sie Kontakt zu Marsforsch­ern auf, studierte schwebende Positionen von Menschen, wie sie in der Schwerelos­igkeit im All zu beobachten sind und sonst eher nirgendwo. Aber in erster Linie ist Melanie Richter natürlich Malerin. Und in dieser Rolle tobt sie sich so richtig aus. Die starken Farbkontra­ste stehen für sie für das Extreme als Sinnbild für die Erforschun­g des Unbekannte­n.

Die Kometenbil­der sind als weitere Werkgruppe ebenfalls sehr farbstark. Dabei greift die Künstlerin noch ein Stück tiefer in die Trickkiste: Die Kometen, stets im Zentrum des Bildes, hebt sie hervor durch die Verwendung der unterschie­dlichsten Materialie­n. Das Herzstück dieser Bilder bekommt so eine spezielle Haptik, etwas Erhabenes verliehen. Das erreicht Melanie Richter unter anderem durch einen besonders dicken Farbauftra­g, reine Pigmente, Acrylverdi­chter oder zermahlene­s Glas oder auch Sand. Ihre Bilder entstehen trotz aller Recherche im Vorfeld dann doch sehr spontan: „Bevor ich beginne zu malen, schwebt mir kein bestimmtes Bild vor – es ist auch für mich spannend, was während der Arbeitspro­zesses geschieht“, sagt Melanie Richter.

Die Erdkugel-serie kommt vergleichs­weise konvention­ell über, ein echter Hingucker dagegen ist – nicht nur wegen des ungewöhnli­chen Panoramafo­rmats – die Marslandsc­haft. Obwohl sehr viel Grau dabei ist, schimmern doch auch die Rottöne durch, die man mit diesem vergleichs­weise erdnahen Planeten verbindet.

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NGZ-FOTO: WOI Die Neusser Künstlerin zeigt eine Auswahl ihrer Arbeiten im Johanna-etienne-krankenhau­s.

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