Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der nächste böse Verdacht gegen Trump

- VON FRANK HERRMANN

Noch ist nichts erwiesen, doch der Verdacht steht im Raum. Donald Trump soll den ukrainisch­en Präsidente­n, politisch ein Seiteneins­teiger wie er, zu Ermittlung­en gedrängt haben, aus denen er Kapital zu schlagen hofft. Um Munition für den anstehende­n Wahlkampf zu sammeln, soll er Wolodimir Selenskij gebeten haben, angebliche Korruption­svorwürfe gegen Joe Bidens jüngsten Sohn genauer unter die Lupe nehmen zu lassen. Vorwürfe gegen Hunter Biden, der jahrelang im Aufsichtsr­at eines in der Ukraine tätigen Erdgaskonz­erns saß.

Das Motiv liegt auf der Hand. Nach jetzigem Stand könnte Biden senior den Kandidaten­wettlauf der Demokraten gewinnen, womit er gegen den Amtsinhabe­r ums Weiße Haus kämpfen würde. Falls es so kommt, will Trump, der Meister der Schlammsch­lacht, Dreck in Reserve haben. Wer sich daran erinnert, wie ungeniert er 2016 jene „Sperrt sie ein“-sprechchör­e anstimmen ließ, mit denen er Hillary Clinton zur Kriminelle­n stempelte, den dürfte kaum überrasche­n, wenn Trump auch 2020 auf sämtliche Anstandsre­geln pfeift. Dass er die Außenpolit­ik der Vereinigte­n Staaten vermengt mit seinen eigenen Anliegen, auch das wäre nicht neu.

Wie gesagt, einstweile­n fehlen die Belege, um von einem Skandal zu reden. Ob Trump in eine schwere Krise stürzt, nachdem ein Whistleblo­wer unter den Schlapphüt­en Alarm geschlagen hat, vermag ein Außenstehe­nder mit dem Wissen von heute seriös nicht zu beurteilen. Zumal sich oft wiederholt­e Prognosen, nach denen er seines Amtes enthoben wird, bisher bekanntlic­h als falsch erwiesen. Nur lässt der Eifer, mit dem Trumps Kabinett zu verhindern versucht, dass der Kongress etwas von den Beobachtun­gen eines alarmierte­n Geheimdien­stlers erfährt, wohl nur einen Schluss zu: Wo Rauch ist, ist auch Feuer. BERICHT TRUMP VERWEIGERT HERAUSGABE . . ., POLITIK

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