Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Commerzbank schließt jede fünfte Filiale
Dem Umbau der Bank sollen 4300 Stellen zum Opfer fallen. Im Gegenzug sollen 2000 Jobs dazukommen.
FRANKFURT (gw) Bei der Commerzbank bahnt sich in den kommenden Jahren erneut ein deutlicher Stellenabbau an. Das Unternehmen kündigte an, das innerhalb des neuen Strategieprogramms „Commerzbank 5.0“etwa 4300 Vollzeit-arbeitsplätze gestrichen werden sollen. Dieser Abbau sei „leider unvermeidbar“, erklärte das Unternehmen. Wie viele von den Jobs in Deutschland gestrichen werden, ist noch offen. Auf jeden Fall soll auch die Zahl der Niederlassungen weiter schrumpfen. Jede fünfte der derzeit noch 1000 Filialen soll geschlossen werden. Das Strategieprogramm soll nach Angaben des Konzerns am 25./26.September dem Aufsichtsrat der Bank vorgelegt und anschließend den Investoren sowie der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Bis 2023 will die Commerzbank durch die Einsparungen die Kosten um 600 Millionen Euro pro Jahr senken. Nach der Umsetzungsphase der Strategie werde mittelfristig eine Eigenkapitalrendite von mehr als vier Prozent angestrebt, hieß es. Die Zielkapitalquote bleibe unverändert bei 12 bis 13 Prozent. „Zusammen mit der angestrebten Eigenkapitalrendite soll dies der Bank die Zahlung regelmäßiger Dividenden ermöglichen“, erklärte die Bank. Auf Ausschüttungen hatten die Aktionäre mehrere Jahre verzichten müssen. Die Börse reagierte am Freitag zeitweise positiv auf die Pläne. Der Kurs der Aktie stieg zunächst um drei Prozent, musste aber später einen großen Teil der Gewinne wieder abgeben. Am Ende blieb ein Plus von 0,2 Prozent.“das klingt auf den ersten Blick relativ einfallslos“, sagte Klaus Nieding von der Aktionärsschützervereinigung DSW. Was fehle, sei ein Impuls für die Zukunft. „Die große Frage steht weiterhin im Raum, wie die Bank in Zukunft Geld verdienen will.“
Aktienkurse steigen häufig, wenn ein Unternehmen Maßnahmen ankündigt, mit denen Kosten gespart werden. Allerdings will die Commerzbank nicht nur sparen, sondern an anderer Stellen auch investieren. Etwa 750 Millionen Euro sollen in Digitalisierung, It-infrastruktur und Wachstum fließen. Darüber hinaus sollen 2000 Jobs an andern Stellen neu entstehen. Außerdem muss die Bank rund 850 Millionen Euro in die Hand nehmen, um den Stellenabbau abzufedern (beispielsweise für Abfindungen und Filialschließungen). Bei der Finanzierung dieser Vorhaben soll der Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an der polnischen Tochter mbank helfen. An der hält die Commerzbank aktuell knapp 70 Prozent der Anteile. Umgekehrt will die Commerzbank die Direktbank-tochter Comdirect komplett übernehmen. An der hält sie gegenwärtig 82 Prozent.