Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wie Vereine die Verbände finanzieren
Um mit der internationalen Konkurrenz mitzuhalten, sollen die Mitglieder des Deutschen Handball-bunds künftig den Etat mitfinanzieren. In den Vereinen regt sich Widerstand. In anderen Sportarten sind solche Abgaben längst üblich.
DÜSSELDORF 83 Cent fließen bislang für jeden aktiven Handballer einmal im Jahr an den Deutschen Handball-bund (DHB). Das will der Dachverband des Wm-vierten im Zuge seiner bevorstehenden „Strukturreform“ändern. Um sich gegenüber der Konkurrenz aus dem Ausland besser aufzustellen, will der DHB seinen Etat steigern. Zehn Millionen Euro Jahresumsatz macht der Verband derzeit jährlich, das Budget von Nachbar Frankreich ist sechsmal so hoch.
Deshalb denkt der DHB über eine Abgabe für jeden Handballer, der in einem Verein organisiert ist, nach. Bis zu zehn Euro stehen im Raum, die Details sind aber noch nicht endgültig besprochen. Doch wie organisieren sich andere Dachverbände in Deutschland? Unsere Recherche zeigt, dass der Korridor der Beiträge sehr unterschiedlich ist. Alpenverein Der Deutsche Alpenverein (DAV) rangiert mit fast 1,3 Millionen Mitgliedern, die in 357 sogenannten Sektionen beheimatet sind, noch vor großen Teamsportarten wie Handball und Basketball auf Rang fünf der mitgliederstärksten Verbände Deutschlands. Bei den Gebühren erreicht der DAV Spitzenwerte. Für ein Vollmitglied müssen die Sektionen einen jährlichen Beitrag von 29 Euro an den Bundesverband überweisen. Golf Erwartungsgemäß viel bekommt der Deutsche Golf Verband (DGV ) pro Vereinsmitglied. Der Verbandsbeitrag für Mitglieder ist auf 15,50 Euro festgesetzt. Segeln Auch der Deutsche Segler-verband (DSV ) erhält vergleichsweise viel. Rund 187.000 Segler sind in den Dsv-vereinen organisiert, die für jedes erwachsene Mitglied zwölf Euro abführen müssen. Für Jugendliche sind es nur 4,50 Euro. Hockey Für jedes über den Landessportbund gemeldete Vereinsmitglied wird vom Deutschen Hockey-bund (DHB) ein Beitrag in Höhe von 3,50 Euro erhoben. Schießen Der Deutsche Schützenbund (DSB), der unter anderem die olympischen Disziplinen Gewehr, Pistole, Flinte und Bogen betreut, hat rund 1,35 Millionen Schützen in seinen mehr als 14.000 Verein organisiert. Jedes Mitglied muss ab dem 21. Lebensjahr 3,80 Euro an den DSB entrichten. Eishockey Der Deutsche Eishockey-bund (DEB) zieht von seinen etwa 20.000 Mitgliedern keine Gebühr ein. Aber jeder aktive Spieler muss eine Lizenz erwerben. Die Höhe der Lizenzgebühr pro Saison beträgt 20 Euro. Basketball Beim Deutschen Basketball Basketball Bund (DBB) verhält es sich ähnlich. Der Erwerb eines Senioren-passes kostet einen Spieler 16 Euro, die Spielpässe sind nach Alter gestaffelt. Turnen Der Deutsche Turner-bund (DTB) ist mit fast fünf Millionen Mitgliedern der zweitstärkste Sportverband in Deutschland, mit seinen Einnahmen durch Mitglieder aber eher am unteren Ende platziert. Der DTB erhält seine Mitgliedsbeiträge abhängig von ihrer Größe von seinen 22 Landesturnverbänden. Pro Mitglied fließen in den Haushalt des DTB circa 66 Cent ein. Fußball Der mit mehr als sieben Millionen Mitgliedern größte Sportverband Deutschlands, der Deutsche Fußball-bund (DFB), bekommt für seine vielen Mitglieder gar keine Gebühr. Fußballer entrichten ihre Abgabe nur an den jeweiligen Landesverband.
Vom Bund – das Bundesministerium des Innern ist für Sportförderung zuständig – erhielten die 55 Bundessportfachverbände olympischer und nichtolympischer Sportarten zusätzlich zu ihren Einnahmen mehr als 70 Millionen Euro im Jahr 2018.