Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadtstrand-macher sehen’s sonnig
Der erste Stadtstrand-sommer ist aus Sicht des Projektentwicklers „Küssdenfrosch“bestens gelaufen. Bis Ende Oktober geht die Saison.
Die Macher der Düsseldorfer Stadtstrände sind mit dem ersten Sommer ihres Projektes hochzufrieden. „Wir wollten vor allem eins: besondere Orte schaffen – und das haben wir getan“, sagt Andreas Knapp, Geschäftsführer des Projektentwicklers „Küssdenfrosch“. Er blickt auf die Stühle und Liegen des Strandes nah dem KIT, die an diesem sonnigen Nachmittag zum großen Teil besetzt sind – von jüngeren und älteren Menschen, einem turtelnden Pärchen und von einem auf einer Liege am Tablet arbeitenden Geschäftsmann.
„Dieser Ort ist entspannt, kommunikativ, integrativ – und alle fühlen sich wohl“, fügt Gastro-experte Matthias Böttger hinzu. Auch wirtschaftlich sei man zufrieden, mache mehr Umsatz als geplant, auch wenn man von Gewinnen noch entfernt sei: „Wir haben hier eben auch viel investiert“, sagt Knapp. Bis Ende Oktober sollen die beiden Strände hier und am Robert-lehr-ufer geöffnet bleiben, dann geht es in die Winterpause.
Neue Pläne gibt es auch schon einige. Kurzfristige, zum Beispiel die Anschaffung von mehr Decken, damit die Nutzung der Strände auch bei niedrigeren Temperaturen noch Spaß macht. Und mittelfristige: Im nächsten Jahr kommt der geplante dritte Standort am Tonhallenufer dazu, der auch ein buntes Kulturprogramm bieten wird. Böttger: „Der wird schroffer, sehr kreativ und spannend.“In den kommenden Jahren – der Vertrag für die Stadtstrände läuft über fünf – soll viel bewegt werden.
Die gute Stimmung ist nicht selbstverständlich. In den vergangenen Monaten haben sie reichlich Gegenwind aus der Politik bekommen – wegen der Nähe zum KIT, der Container-optik, bei der FDP war die Rede von einer „Ballermannisierung“. Am Donnerstag scheiterte die CDU im Rat jedoch mit dem Antrag, die Verwaltung zu beauftragen, einen alternativen Standort zu suchen oder mit „Küssdenfrosch“über die Aufgabe des Standorts zu verhandeln.
Der „Ballermann“-vorwurf hat die Macher getroffen – denn das ist das Gegenteil von dem, was sie wollten. „Eben das haben wir doch verhindert: dass jemand Coca-cola-schirme aufstellt und alles mit Werbung pflastert“, sagt Knapp. Sponsoren sucht man am Stadtstrand vergeblich, statt lauter Musik gibt es sanften Jazz, an anderen Tagen auch mal französische Chansons. Künstliche Palmen dagegen nicht: „Einmal gab es den Vorschlag, dass wir unsere Container mit Bastmatten verkleiden. Da haben wir abgewunken – schon wegen der Feuergefahr.“
Böttger und Knapp beschreiben sich als gesprächsbereit, wollen sich aber auch nicht jeden Schuh anziehen: Die viel kritisierten Container ermöglichen es wie gefordert, dass man notfalls in drei Tagen abbauen kann – und passen nach Auffassung der Macher toll zum Rhein. „Wir haben sie sogar zweimal lackieren lassen, weil uns beim ersten Mal die Farbe nicht gefiel.“
Vor allem sei niemand gezwungen, das Angebot zu nutzen. „Man findet um uns herum noch viel Platz für seine Decke, und das ist vollkommen okay.“Und man darf gern die – inzwischen kostenfrei zur Verfügung gestellten – Liegen auch nutzen, wenn man sich sein Bier selbst mitbringt. Trotzdem seien sie natürlich froh, sagen sie, dass viele diese Offenheit nicht ausnutzen, sondern vor Ort Bier, Wein und Kaffee ordern. „Nur eins sollte man nicht tun: uns kritisieren, bevor man hier einen Sonnenuntergang gesehen hat.“