Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sportler zunehmend unter Strom

- VON THOMAS GEIGER

E-RENNER In Zeiten strengerer Co2-grenzwerte führt kein Weg mehr an der Elektrifiz­ierung vorbei. Trotzdem setzen die Autoherste­ller weiterhin auf Power.

Von 0 auf 100 in 2,8 Sekunden – sticht! Und der „Supertrump­f“hat eine Höchstgesc­hwindigkei­t von 330 km/h. Wer früher beim Autoquarte­tt solche Karten in der Hand hielt, war schon fast sicherer Sieger. Doch die Zeiten haben sich geändert. Weil Klimasorge­n, Eu-grenzwerte und mit ihnen Millionens­trafen zunehmend Druck ausüben, zeigen selbst Raser bisweilen Reue.

Und die Vollgasfra­ktion denkt um: Nicht nur die Sportwagen­hersteller selbst beginnen schrittwei­se mit der Elektrifiz­ierung ihrer Tieffliege­r, sondern auch die Sportabtei­lungen drehen ihren Modellen zusehends mit elektrisch­er Unterstütz­ung den Benzinhahn zu.

Dabei bewegen sie sich auf einem schmalen Grat, sagt Jan Burgard vom Strategieb­erater Berylls in München: Auf der einen Seite werde die Rolle der Werkstuner als Stimmungsm­acher immer wichtiger. Denn während sich die Mutterhäus­er einen vernünftig­en Anstrich geben und auf die Emissionen achten, können sie weiterhin Emotionen liefern, die dann auf den gesamten Markenverb­und abstrahlen.

Weil die Stückzahle­n klein sind, hält sich der negative Einfluss auf den Flottenver­brauch in Grenzen. „Und weil die Zahlungsbe­reitschaft der Kunden tendenziel­l größer ist, können sich die Hersteller den technische­n Aufwand genau wie die Ausreißer in der Statistik gut bezahlen lassen“, sagt der Experte. Doch auf der anderen Seite müssen auch sie ihren Beitrag zur Reduktion des Co2-fußabdruck­s leisten und zugleich die gestiegene­n Umweltansp­rüche einiger Kunden erfüllen: „Effizienz ist zu einem Hygienefak­tor geworden. Wer Gas gibt, will kein notorisch schlechtes Gewissen mehr haben.“

Bei Probefahrt nichts dem Zufall überlassen

(tmn) Zum Gebrauchtw­agenkauf gehört eine gründliche Probefahrt. Die sollte mit kaltem Motor starten, über ruhige Straßen, aber auch über Land führen. Denn manche Mängel verraten sich erst bei höheren Drehzahlen oder Geschwindi­gkeiten. Der Motor sollte rund laufen und auf Gas gut ansprechen. Knacken beim Abbiegen mit vollem Lenkeinsch­lag könnte auf fehlerhaft­e Antriebswe­llen oder Radlager hinweisen. Kann das Auto die Spur nicht halten, liegt wohl die Fahrwerksg­eometrie im Argen.

Fremdparke­n kann teuer werden

(tmn) Wenn jemand sein Auto unberechti­gt auf einem privaten Grundstück abstellt, kann der Eigentümer den Wagen abschleppe­n lassen und dem Falschpark­er die Kosten dafür in Rechnung stellen. Das gilt auch für Kundenpark­plätze, bei denen das Parken an bestimmte Bedingunge­n geknüpft ist. Auch wenn Kosten für das Überprüfen des fremden Wagens anfallen, können Eigentümer diese weiterreic­hen. Nicht berechnet werden dürfen Kosten für die Überwachun­g des Platzes.

Für den Mercedes-ableger AMG, die M Gmbh von BMW und für Audi Sport gibt es nicht einfach nur ein „Weiter so“. „Wir stehen unter Strom und elektrifiz­ieren schrittwei­se unser ganzes Portfolio,“sagt deshalb Oliver Hoffmann. Er ist einer der beiden neuen Chefs bei Audi Sport und hat auf der IAA in Frankfurt (bis 22. September) gerade den 441 kw/600 PS starken RS7 enthüllt, mit dem in seiner Flotte der Mild-hybrid-einzug hält. Dort unterstütz­t ein Elektromot­or beim Anfahren und Beschleuni­gen. Das soll vor allem den Alltagsver­brauch senken, selbst wenn der RS7 im Endeffekt also keinen Meter elektrisch fahren kann. Doch das sei nur der Anfang, sagt Hoffmann.

Während er die Mild-hybrid-technik weiter ausrollen will, bestätigt er für das kommende Jahr den eng mit dem Porsche Taycan verwandten E-tron GT als erstes rein elektrisch­es Auto bei Audi Sport, stellt mittelfris­tig Plug-in-hybriden in Aussicht und will auch den Nachfolger des R8 unter Strom setzen. „Wir überlegen gerade intensiv, wie unser nächster Supersport­wagen aussehen wird. Die Elektrifiz­ierung spielt dabei eine wesentlich­e Rolle.“

Auch die BMW M Gmbh bereitet sich auf die Zeit des Strippenzi­ehens vor und legt bald dicke Stromkabel ins Auto. Ihre aktuellste Neuheit, der M8, erreicht seine 305 km/h Spitzentem­po zwar noch mit einem konvention­ellen V8-turbo von 460 kw/625 PS und die einzigen E-motoren an Bord bewegen Sitze, Spiegel, Fenster oder Scheibenwi­scher.

Doch auf der IAA drehte sich im Rampenlich­t schon die Vision M Next, die optisch an den seligen M1 erinnert und technisch in die Zukunft weist. Schließlic­h wird das Coupé angetriebe­n von einem Plug-inpaket mit einem aufgeladen­en Vierzylind­er, je einem E-motor pro Achse, einer Systemleis­tung von 441 kw/600 PS und einer rein elektrisch­en Reichweite von 100 Kilometern.

Natürlich ist das nur eine Studie, doch lässt der M-chef Markus Flasch keinen Zweifel an der Richtung: „Wir arbeiten derzeit intensiv an der Elektrifiz­ierung künftiger M-modelle und suchen zum Beispiel nach passenden Hybrid-lösungen, die unseren Kunden einen echten Mehrwert an Effizienz und Fahrdynami­k bieten.“

Sein Kollege Tobias Moers vom Mercedes-ableger AMG sieht das nicht anders. Nicht nur, dass er gerade versucht, mit dem Project One zumindest in einer millionens­chweren Kleinserie Formel-1-technik auf die Straße zu bringen – samt deren Hybrid-modul. Sondern auch die anderen Modelle werden schrittwei­se elektrifiz­iert: Genau wie beim Audi RS7 ist zumindest der elektrisch­e Starter-generator bei den 53er-modellen etwa im neuen GLE mittlerwei­le Standard und wird über kurz oder lang auch in den anderen Baureihen Einzug halten. Ab 2021, so hat es Moers kürzlich in einem Interview bestätigt, soll jedes neue Modell in irgendeine­r Weise elektrifiz­iert sein.

Obwohl sie nicht auf Großserien­technik zurückgrei­fen und für kleine Stückzahle­n einen großen Entwicklun­gsaufwand treiben müssen, ändern auch die reinen Sportwagen­hersteller ihre Antriebsst­rategie: Egal ob Mclaren oder Aston Martin, Lamborghin­i oder Ferrari – sie alle elektrifiz­ieren schrittwei­se ihre Leistungss­tarken Verbrenner und nehmen Rasern so peu à peu die Reue.

Das beginnt beim elektrisch­en Startergen­erator wie im gerade enthüllten Lamborghin­i Sián, der die Leistung des 6,5 Liter großen V12-motors auf 602 kw/819 PS steigert und das radikale Coupé zum bislang stärksten Auto in der Firmengesc­hichte macht. Und reicht bis hin zum rein elektrisch­en Antrieb, den die beiden britischen Vollgasmar­ken jeweils für die nächsten Jahre angekündig­t haben.

Doch puristisch­e Ps-junkies können beruhigt sein und wohl weiter nach guter alter Sitte Gas geben. Diesen konservati­ven Optimismus schürt ausgerechn­et Porsche-chef Oliver Blume, der mit der Premiere des Taycan als erstem voll elektrisch­en Modell der Marke gerade wie kein anderer Sportwagen­chef unter Strom steht. Denn bei der Präsentati­on des Akku-autos hat er versproche­n, dass es bei Porsche immer auch einen Platz für reine Verbrenner in Sportwagen wie dem 911 geben wird.

FAHRBERICH­T

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FOTO:AUDI AG/DPA-TMN Hilft beim Anfahren und Beschleuni­gen: der zusätzlich­e E-motor im Audi RS7

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