Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

750.000-Euro-uhr auf offener Straße entwendet

In Paris werden immer häufiger teure Uhren vor Luxushotel­s und Boutiquen gestohlen. Die Opfer sind vor allem Männer.

- VON KNUT KROHN

PARIS Es ist eine Sache von Sekunden. Ein scheinbar harmloser Passant fragt nach der Uhrzeit, der Angesproch­ene gibt Auskunft und in diesem Moment reißt der Dieb dem Besitzer seine Luxusuhr vom Handgelenk und verschwind­et. Die Zahl solcher Überfälle ist in Paris zuletzt sprunghaft angestiege­n. Mehr als 70 wurden allein in diesem Jahr gemeldet. In dieser Woche sorgte eine mehr als 750.000 Euro teure Uhr des Hersteller­s Richard Mille für Aufsehen, die einem japanische­n Geschäftsm­ann vor der Tür des Luxushotel­s Napoléon gestohlen wurde.

Die Polizei ist überzeugt, dass Profis am Werk sind. Die Räuber müssten den Wert einer Uhr auf einen Blick erkennen und dann schnell zuschlagen, heißt es. Auch hätten es die Diebe nur auf die luxuriösen Chronomete­r abgesehen, nie würden Schmuckstü­cke oder Geldbörsen gestohlen. Zudem seien fast nur Männer Ziel der Attacken. Die Ermittler erklären diese Beobachtun­g damit, dass bei ihnen Uhren eher als Statussymb­ol herhalten und Männeruhre­n in den allermeist­en Fällen wertvoller sind. Auf dem Schwarzmar­kt werden die geraubten Uhren etwa zum halben Preis weiterverk­auft, schätzt die Polizei. Inzwischen wurde in Paris eine eigene Ermittlung­sgruppe eingericht­et, die auch im Bereich organisier­te Kriminalit­ät arbeitet.

Fast die Hälfte der Überfälle ereignete sich auf den Champs-elysées oder in unmittelba­rer Nähe der Pariser Prachtstra­ße. Auch das ist für die ermittelnd­en Polizisten keine Überraschu­ng. Dort befinden sich viele Schmuckges­chäfte und Hotels, in denen die wohlhabend­en Touristen absteigen. Auch einige exklusive Nachtclubs sind dort zu finden. Zudem gehen die Diebe vor allem im Sommer auf Beutezug – wohl, weil Männer an heißen Tagen oft mit hochgekrem­pelten Ärmeln auf der Straße flanieren würden und so leichter als Opfer auszumache­n seien.

Während der Diebstahl von teuren Uhren bislang eher Sache von spezialisi­erten internatio­nalen Banden gewesen sei, seien inzwischen auch immer mehr junge Kleinkrimi­nelle aus dem Großraum Paris am Werk, hieß es. Angelockt würden sie vom Wert der Beute: Im Durchschni­tt liegt der Preis einer gestohlene­n Uhr bei rund 35.000 Euro. Beliebtest­e Marke bei den Dieben ist die Marke Rolex.

Viele Uhren werden ins Ausland geschafft, die Chance, sie wiederzube­kommen, ist gering. Der japanische Geschäftsm­ann indes könnte Glück haben: Der Räuber verlor auf der Flucht sein Mobiltelef­on.

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