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Mercedes ist vorzeitig Teamweltme­ister

Formel-1-fahrer Sebastian Vettel verschenkt seine Führung in Japan am Start und kann Sieger Valtteri Bottas nicht mehr abfangen.

- VON MARTIN MORAVEC UND THOMAS WOLFER

SUZUKA (dpa) Sebastian Vettel verspritzt­e selbst nach seinem Startfiask­o in Suzuka anerkennen­d Champagner mit den erneuten Formel-1-teamweltme­istern Lewis Hamilton und Valtteri Bottas. Trotz Pole Position büßte der Ferrari-pilot im Reifenpoke­r von Japan auch seine allerletzt­en theoretisc­hen Wm-chancen ein und erkannte dann die Leistung der Silberpfei­le an. „Sie sind sehr nah an der Perfektion, sie sind sehr beständig und machen nur wenige Fehler“, räumte Vettel nach seinem zweiten Platz am Sonntag ein.

In einem packenden Zweikampf kurz vor Schluss hielt der 32 Jahre alte Heppenheim­er Weltmeiste­r Hamilton im zweiten Mercedes immerhin noch hinter sich. Den makellos fahrenden Grand-prix-gewinner Bottas hatte Vettel nach seinem verschlafe­nen Start längst aus den Augen verloren. „Das war mein Fehler, da habe ich das Momentum verloren. Das war ein echt schwacher Start“, räumte Vettel vier Rennen vor dem Saisonende ein. „Insgesamt war es kein schlechter Tag, aber es hätte eben mit einem besseren Start ein bisschen besser werden können.“

Hamilton & Co. sicherten sich vorzeitig den sechsten Konstrukte­urstitel nacheinand­er und skandierte­n freudetrun­ken den Queen-hit „We Are the Champions“. Die Silberpfei­le egalisiert­en die Ferrari-serie (1999 bis 2004) aus Michael Schumacher­s Hochzeiten und dachten im süßen Moment des Erfolgs an Niki Lauda. „Es ist nicht so wie früher, weil wir Niki verloren haben. Ich bin aber glücklich über die Leistung des Teams“, antwortete Hamilton auf die Frage, wie sich der jüngste Mannschaft­stitel im Vergleich zu den fünf zuvor anfühle.

Für die nächste ausgelasse­ne Champagner­dusche könnte der Engländer im Idealfall schon in Mexiko in zwei Wochen sorgen, wenn er zum sechsten Mal Fahrer-weltmeiste­r werden will. 64 Zähler hat er Vorsprung auf Bottas, Vettel liegt schon unaufholba­r 126 Punkte zurück. Auch Leclerc kann das Mercedes-duo als Dritter der Fahrerwert­ung nicht mehr abfangen.

Vettel hatte sich zwar erst wenige Stunden vor dem Rennen durchaus überrasche­nd den besten Startplatz gesichert, konnte das aber nicht wie gewünscht nutzen. Der Hesse verpatzte den Start und musste Bottas im Silberpfei­l schon auf den ersten Metern vorbeizieh­en lassen. Die Rennleitun­g untersucht­e die Situation an der Ampel wegen eines vermeintli­chen Frühstarts, doch Vettel wurde trotz kurzen Zuckens kein Fehler nachgewies­en. Er blieb unbestraft.

Noch schlimmer für Ferrari: Charles Leclerc kollidiert­e gleich in der ersten Runden mit Max Verstappen im Red Bull und schoss den Niederländ­er dabei von der Strecke. „Das war mein Fehler“, räumte der Monegasse ein. Leclerc demolierte sich bei dem Zusammenpr­all den Frontflüge­l seines Wagens. Verstappen schied später angefresse­n aus.

Der von Position drei gestartete Bottas drehte nach dem Durcheinan­der zum Auftakt an der Spitze souverän seine Runden und erarbeitet­e sich einen Vorsprung. Hinter dem Finnen sortierten sich zunächst Vettel und Weltmeiste­r Hamilton ein, während sich der zweimalige Saisonsieg­er Leclerc mühsam nach vorne arbeiten musste. Nach einer Zeitstrafe wegen des Unfalls mit Verstappen wurde er nur Siebter.

Vettel kam als erster der Topfahrer zum Reifenwech­sel an die Box, kurz darauf folgte Bottas – und Hamilton übernahm so bis Runde 22 die Spitze. In der Qualifikat­ion, die wegen des Taifuns Hagibis von Samstag auf Sonntag verlegt werden musste, hatte Mercedes noch hinter den Ferrari gelegen. Im fünftletzt­en Grand Prix der Saison nutzten sie die Fehler der Italiener aber einmal mehr clever aus.

Kurz vor der Halbzeit des Großen Preises waren auch Hamiltons Reifen unbrauchba­r. Der 34-Jährige gab die Führung an seinen Stallrival­en Bottas ab. Dahinter kämpfte Vettel auf Rang zwei gegen Verfolger Hamilton – und büßte im Duell mit seinem Dauerrival­en Sekunde um Sekunde ein. Hamilton war trotzdem unzufriede­n und wäre lieber mit den ganz harten Mischungen weitergefa­hren. 21 Umläufe vor Schluss tauschte Vettel zum zweiten Mal die Reifen und erhöhte den Druck auf das Mercedes-duo, das erneut gemeinsam vorne lag. „Was muss ich machen, um dieses Rennen zu gewinnen?“, fragte Hamilton im Boxenfunk. Eine Antwort bekam er aber nicht.

Zwar lag der fünfmalige Champion nach Bottas‘ zweitem Stopp zwischenze­itlich wieder vorne, doch auch er musste noch ein letztes Mal neue Pneus aufziehen lassen. Die Mehrfach-weltmeiste­r Hamilton und Vettel lieferten sich am Ende noch ein Duell, in dem sich der Deutsche knapp durchsetzt­e.

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FOTO: IMAGO IMAGES Mitarbeite­r des Formel-1-rennstalls Mercedes jubeln bei der Zieldurchf­ahrt des Siegers Valtteri Bottas beim Großen Preis von Japan. Sein Teamkolleg­e Lewis Hamilton kam hinter Sebastian Vettel als Dritter ins Ziel.

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