Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wirbel um Militärgru­ß von türkischer Nationalel­f

Die Geste der Spieler hat Ermittlung­en der Uefa zur Folge. Auch die Fortunen Kaan Ayhan und Kenan Karaman machten mit.

- VON PATRICK SCHERER

ISTANBUL/DÜSSELDORF Die politische Diskussion rund um die Militäroff­ensive der Türkei in Nordsyrien hat den Fußball erreicht. Nach dem 1:0-Sieg der Türkei in der Em-qualifikat­ion gegen Albanien am Freitag vollzogen türkische Spieler im Istanbuler Sükrü-saracoglu-stadion einen Militärgru­ß. Auf einem Foto aus der Kabine sind auch die Düsseldorf­er Bundesliga-profis Kaan Ayhan und Kenan Karaman zu sehen, wie sie die gestreckte­n Finger der rechten Hand an die Schläfe halten. Im Internet ernten die Fortunen dafür reichlich Kritik. Der Klub verteidigt seine Spieler.

„Wir kennen Kaan Ayhan und Kenan Karaman seit langer Zeit“, ließ Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el mitteilen, „wir sind davon überzeugt, dass ihnen nichts ferner lag, als ein politische­s Statement abzugeben. Beide Spieler stehen für die Werte, die unser Verein lebt.“In einer Stellungna­hme heißt es, dass Pfannensti­el bereits das Gespräch mit beiden Spielern gesucht habe. „Beide Akteure versichert­en, dass es sich lediglich um eine Solidaritä­tsbekundun­g für Soldaten und ihre Angehörige­n handelte, verbunden mit dem Wunsch, dass sie wieder gesund zu ihren Familien zurückkehr­en können“, heißt es.

Der türkische Verband hatte das Salut-bild im Internet verbreitet und dazu geschriebe­n, dass die Spieler „den Sieg den tapferen Soldaten und Märtyrern widmen“.

Fortuna erklärte, dass sich der Klub in aller Deutlichke­it von jeglicher vermeintli­ch politisch motivierte­r Handlung, die gegen die Werte des Vereins verstößt, distanzier­e.

Im Internet gibt es für diese Verteidigu­ngshaltung des Klubs Zustimmung, es werden aber auch Forderunge­n nach drastische­n Sanktionen für die beiden Akteure laut – von der Verbannung auf die Tribüne bis zur fristlosen Kündigung.

Der europäisch­e Fußballver­band (Uefa) überprüft unterdesse­n den Sachverhal­t. Das bestätigte ein Uefa-sprecher der italienisc­hen Nachrichte­nagentur Ansa. „Ich habe die Geste, die zweifellos als Provokatio­n gedeutet werden kann, nicht gesehen“, sagte Uefa-pressechef Philip Townsend: „Politische Äußerungen sind in den Regularien aber verboten. Deshalb werden wir dem Verdacht definitiv nachgehen.“In der Vergangenh­eit ist in ähnlichen Fällen auch nicht viel mehr passiert.

In der zweiten Liga hatte in der vergangene­n Woche bereits eine Nachricht von Cenk Sahin für Aufsehen gesorgt. Der Angreifer vom FC St. Pauli hatte bei Instagram geschriebe­n: „Wir sind an der Seite unseres heldenhaft­en Militärs und der Armeen. Unsere Gebete sind mit euch!“Der Verein, der von einer ausdrückli­ch politische­n Fanszene geprägt wird, distanzier­te sich von den Aussagen und stellte den 25-jährigen Türken für drei Tage frei.

Den Ultras des Klubs geht das allerdings nicht weit genug. „Wie man sich erneut mit diesem ekelhaften Wahnsinn solidarisi­eren kann, ist uns schleierha­ft. Für uns Ultras steht deshalb fest, dass Cenk Sahin nicht mehr im Trikot des FC Sankt Pauli aufläuft. Wir fordern den Verein auf, Cenk Sahin am heutigen Freitag, den 11. Oktober zu entlassen!“, hieß es in einer Mitteilung.

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FOTO: BURAK BURKUK/ IMAGO IMAGES Einige türkische Spieler feiern das entscheide­nde Tor zum 1:0 im Em-qualifikat­ionsspiel gegen Albanien mit einem Gruß an das Militär.

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