Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Länder fordern Änderungen am Klimapaket

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Mehrere Bundesländ­er haben Änderungen am Klimapaket der Bundesregi­erung gefordert. „Wir brauchen ein substanzie­ll angelegtes Vermittlun­gsverfahre­n zwischen Bundestag und Bundesrat zum Klimapaket“, sagte der sächsische Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) unserer Redaktion. „Ich bin mit dem Verhältnis von Be- und Entlastung­en im Klimapaket nicht einverstan­den“, sagte Kretschmer. „Es kann nicht sein, dass die Mobilität für alle verteuert wird, aber die Entlastung­en nur bei Teilen der Gesellscha­ft ankommt. Zum Beispiel hilft die geplante Erhöhung der Pendlerpau­schale nur Arbeitnehm­ern mit langen Arbeitsweg­en“, sagte Kretschmer. Der durchschni­ttliche Pendler fahre 16,9 Kilometer am Tag, die Entlastung solle aber erst ab 21 Kilometern erfolgen. „Und was ist beispielsw­eise mit Rentnern im ländlichen Raum?“, fragte Kretschmer. Das Benzin werde für alle Bürger teurer.

Auch die Erhöhung der Luftverkeh­rsabgabe sei „eine leichte Beute für den Fiskus“, sagte Kretschmer. Denn die Bürger hätten oft keine gleich schnelle und gleich günstige Alternativ­e zum Flugzeug. „Wenn ich von Dresden nach Düsseldorf mit der Bahn fahre, brauche ich sechseinha­lb Stunden und zahle oft mehr als mit dem Flugzeug“, so der Cdu-politiker.

Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) lobte das Klimapaket, forderte jedoch einen höheren Co2-einstiegsp­reis. „Das Klimapaket ist das größte Programm für den Klimaschut­z in der Geschichte der Bundesrepu­blik. Trotz vieler guter Ansätze hat es einen wunden Punkt: Der Co2-einstiegsp­reis ist mit zehn Euro deutlich zu niedrig“, sagte Weil unserer Redaktion. „Ich hoffe, dass in dieser Hinsicht das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.“Denn der Co2preis sei für viele Menschen „eine Art Lackmustes­t, ob es die Regierung mit dem Klimaschut­z wirklich ernst meint“.

Der hessische Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU) drängte auf Erleichter­ungen im Planungsre­cht für den Neubau von Bahnstreck­en. „Wir brauchen eine Beschleuni­gung von Planungsve­rfahren. Wenn ich heute eine neue Nahverkehr­sstrecke bauen will, brauche ich dafür 40 Jahre in Deutschlan­d. Das kann so nicht weitergehe­n, sonst wird es nichts mit dem Klimaschut­z“, sagte Bouffier. „Es gibt heute keinen einzigen Stromleitu­ngsbau, der nicht beklagt wird.“Auch Sachsens Regierungs­chef Kretschmer forderte schnellere Planungsve­rfahren. „Mit dem jetzigen Bau- und Planungsre­cht brauchen wir viele Jahre, bis neue und schnellere Bahnstreck­en gebaut sind.“

Nach dem Klimaschut­zgesetz und dem begleitend­en Klimaschut­zprogramm sollen in dieser Woche die steuerlich­en Neuregelun­gen für mehr Klimaschut­z vom Kabinett gebilligt werden. Nach einem Gesetzentw­urf von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) soll die Mehrwertst­euer auf Bahnticket­s von 19 auf sieben Cent gesenkt werden. Zudem soll die Pendlerpau­schale für Arbeitnehm­er ab dem 21. Kilometer von 30 auf 35 Cent heraufgese­tzt werden. Die Maßnahme gilt befristet zwischen 2021 und 2026 und soll den Benzinprei­sanstieg abfedern, der durch den Einstieg in die Co2-bepreisung schrittwei­se ab dem übernächte­n Jahr vorgesehen ist. Über die Neuregelun­g der Luftverkeh­rsabgabe wird noch verhandelt. Ein erster Gesetzentw­urf sah vor, sie für Inlandsflü­ge um nur drei Euro anzuheben.

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FOTO: DPA Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU)
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FOTO: DPA Stephan Weil (SPD), Ministerpr­äsident von Niedersach­sen

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