Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Niederrhei­n-musikfesti­val in Vorst

Das Konzert im Tuppenhof war eine Premiere in der Festivalge­schichte.

- VON HANSGEORG MARZINKOWS­KI

RHEIN-KREIS Der Luzerner Professor und Cellist Guido Schiefen geriet ins Schwärmen: „Das ist ja hier wie beim Schleswig-holstein-festival. Dort finden auch einige Konzerte in Scheunen statt.“Erstmals war das Internatio­nale Niederrhei­n-musikfesti­val in seiner bald 15-jährigen Geschichte in Kaarst und gab ein Konzert in dem über 300 Jahre alten Vierkant-tuppenhof in Vorst. Die Scheune im ohnehin beliebten Museum für bäuerliche Geschichte und Kultur bot mit ihrem historisch­en Ambiente eine einzigarti­ge Kulisse für ein Konzert der Extraklass­e.

Jürgen Rau, Geschäftsf­ührer des Museumsför­dervereins, freute sich über ein mit 170 Plätzen ausverkauf­tes Haus. „Hier lässt sich herrlich musizieren“, sagte die künstleris­che Leiterin des Festivals, Anette Maiburg. Im ersten Teil stand vor allem spanische Tanzmusik auf dem Programm für Flöte (Anette Maiburg), Kontrabass (Božo Paradžik) und Kastagnett­en (Friederike von Krosigk). Eine wertvolle Neuentdeck­ung für das Festival war Klaus Jäckle (Gitarre). Der Kammermusi­ker aus Nürnberg war erstmals beim Festival dabei. „Andaluza“aus den „Spanischen Tänzen“von Enrique Granados für Flöte und Gitarre war geradezu Barocktanz. Die „Virtuose Flamencoet­üde“für Flöte und Kastagnett­en zitiert mehrfach Johann Sebastian Bachs Orgeltocca­ta d-moll.

Friederike von Krosigk spielte nicht nur passgenau ihre Kastagnett­en, sondern tanzte anmutig und perfekt zur Musik. Die Leiterin des „Ensemble Theatrum“im Schloss Hohenerxle­ben (Sachsen-anhalt) zum Publikum: „Ich hoffe, dass wir heute Abend so weit kommen, dass Sie am Ende auch tanzen.“Natürlich gab es auch viel Musik von Manuel de Falla, des Meisters der andalusisc­hen Folklore. In seiner Suite mit sieben populären Liedern für Kontrabass und Gitarre hörte man den Bass in den höchsten Tönen innig singen: Er war eine Quart höher gestimmt.

Nach der Pause gab es Musik aus Südamerika von Astor Piazolla, Antonio Lauro und Luis Alfredo Laguna. Cruz Marín Rosas, in Venezuela geborener Cuatrospie­ler, ergänzte nun das Quartett, der vor allem mit einem „Danza folclórica“und komplizier­tester Rhythmik begeistern konnte. In einem „Pajarillo“glänzte nochmals das gesamte Ensemble mit einem Solo des viersaitig­en Cuatro. Daran reichte die vom Publikum stürmisch geforderte Zugabe nicht mehr heran. Anstelle eines Blumenbuke­tts überreicht­e der Museumsver­ein den Künstlern den originelle­n Tuppenhof-„mistellikö­r“mit der Einladung: „Unbedingt wiederzuko­mmen.“

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