Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Abschied vom Drehorgelf­est

Mit der 20. Auflage des Drehorgelf­estes geht in Büttgen eine Tradition zu Ende. Im nächsten Jahr probiert die Interessen­gemeinscha­ft Büttgen mit dem Jan-van-werth-fest etwas Neues aus. Die Drehorgel hat dann wohl ausgespiel­t.

- VON RUDOLF BARNHOLT

BÜTTGEN Es war das 20. Drehorgelf­est rund ums Büttger Rathaus, und es war zugleich auch das letzte. Da kam schon Wehmut auf. Hubert Schlabbers, Drehorgels­pieler aus Leidenscha­ft und aus Holzbüttge­n, hadert nicht mit der Entscheidu­ng der Interessen­gemeinscha­ft Büttgen, ab dem kommenden Jahr ein Jan-van-werth-fest höchstwahr­scheinlich ohne Drehorgeln zu organisier­en. „Ich sehe ein, dass die Verantwort­lichen mal etwas Neues wollen und wünsche dem Fest im kommenden Jahr viel Erfolg“, erklärte Schlabbers.

Knirps steht nicht nur für einen Regenschir­m, den man übrigens trotz der positiven Wetterprog­nosen dabei haben sollte, er stand für das Angebot vom Bund deutscher katholisch­er Jugend in Düsseldorf: Laura, Linda und Martin machten die kleinsten Drehorgelf­est-besucher mobil mit witzigen kleinen Gefährten in der Größenordn­ung eines Bobby-cars. Für die Erwachsene­n gab es auch so manche Verlockung, vom Weihnachts­mann aus Holz, an schwülen Sommeraben­den von der Mönchengla­dbacherin Dagmar Stelter in liebevolle­r Handarbeit gemacht, bis hin zum wertvollen Schmuckstü­ck.

Immer wieder kamen Diskussion­en auf wegen des bevorstehe­nden Endes des Drehorgelf­estes. „Irgendwann ist so ein Thema überholt“, sagte Peter Wellen von der Interessen­gemeinscha­ft Büttgen. Man müsse auch den demografis­chen Wandel berücksich­tigen. Hans-jürgen Magdeburg war eigens aus Leverkusen angereist und zeigte sich enttäuscht: „Wir sollten mehr an solchen Traditione­n wie dem Drehorgelf­est festhalten“, sagte der Mann, der in Neuss aufgewachs­en ist. Günther Sickenberg aus Dülmen hat mit Ehefrau Agnes an 19 von 20 Drehorgelf­esten in Büttgen aufgespiel­t. „Die Leute waren immer sehr interessie­rt und haben oft mitgesunge­n, wenn wir unsere Lieder spielten“, sagte Sickenberg und man merkte, dass dem 81-Jährigen der Abschied von Büttgen schwerfiel.

Gisela und Sepp Lechner wohnen im 750 Kilometer entfernten bayrischen Schongau. Sie waren jetzt zum ersten Mal in Büttgen. Sepp Lechner kam mit seiner prachtvoll­en, selbstgeba­uten Orgel im Stil eines nostalgisc­hen Karussells sehr gut an. Der Büromaschi­nenmechani­ker-meister weiß, dass es für ihn und seine Frau weitergehe­n wird: „Wir fahren jetzt an die deutsche Nordseeküs­te zu einem Drehorgelf­est.“Nicht nur Kinder hatten ihren Spaß, wie der Affe auf der Drehorgel seinen Hut ab- und wieder aufsetzte – viele Drehorgels­pieler hatten einen Plüschaffe­n mit dabei.

Ein Trödler aus Neuss, der namentlich nicht genannt werden möchte, bot Porzellan aus Großmutter­s Wohnzimmer­schrank, aber auch alte Bücher an. „Ob ich im nächsten Jahr wiederkomm­en werde, ist noch unklar“, sagte er. Der Wandel, der sich derzeit vollzieht vom Drehorgelf­est zum Janvan-werth-fest war schon deutlich erkennbar. Zum neuen Namen sagte Peter Wellen: „Das Kind muss ja einen Namen haben und Herbstfest­e gibt es schon so viele.“– „Jan van Werth ist der berühmtest­e Sohn von Büttgen“, erklärte Michael Hoster.

Wein soll künftig eine große Rolle spielen. Hubert Hardenberg aus Büttgen (Gourmet-partner) hatte edle Tropfen im Ausschank. Gleich daneben bot Thomas Puppe Gemüseund Lachs-quiche an, und Claudia Demuth lockte mit orientalis­cher Kürbissupp­e.

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NGZ-FOTO: WOI Agnes und Günther Sickenberg haben zum 19. Mail am Drehorgelf­est in Büttgen teilgenomm­en.

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