Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Tödlicher Aussetzer
Ein Kommissar gerät in Bedrängnis, als er neben seiner toten Geliebten aufwacht.
DÜSSELDORF (ry) Viele Menschen werden es schon einmal erlebt haben, dass sie einen über den Durst getrunken haben und am nächsten Morgen mit einem dicken Kopf aufgewacht sind – möglicherweise sogar mit Erinnerungslücken an den vorherigen Abend. Auch in der Filmindustrie wird dieser Punkt gerne immer mal wieder aufgegriffen, so unter anderem in „Hangover“, wo drei Freunde ihren Kumpel nach einer durchzechten Nacht wiederfinden müssen, da dessen Hochzeit bevorsteht. Doch nicht nur in Komödien, auch in Thrillern oder Kriminalfilmen wird dieser Punkt gerne abgearbeitet, natürlich wesentlich ernster. Gerade erst am vergangenen Donnerstag erging es im Auftakt zur neuen Staffel „Alarm für Cobra 11“Kommissar Paul so, der neben seiner toten Freundin aufwachte, sich aber an nichts erinnern konnte. Mit einer ganz ähnlichen Prämisse startet der Krimi „Ein verhängnisvoller Plan“im ZDF.
In diesem ist es Kriminalhauptkommissar Jan Brenner (Benjamin Sadler), der am Morgen erwacht und seine Geliebte tot im Wohnzimmer auffindet, erdrosselt mit seiner Krawatte. Sie hatten Streit, an mehr kann er sich nicht erinnern. Seine Frau Kathrin ( Jördis Triebel), eine ehrgeizige Politikerin, ist mit den beiden Kindern über das Wochenende verreist. Brenner weiß, was er zu tun hat, um sich, seine Familie und seine Karriere bei der Berliner Kripo zu retten: Er entsorgt die Leiche und verwischt die Spuren.
Brenner glaubt, alles unter Kontrollezuhaben–biszumanrufseiner Kollegin Pia (Friederike Becht). Sie teilt ihm mit, dass mitten in der Stadt eine Frauenleiche gefunden worden sei. Als Brenner am Tatort eintrifft, werden seine schlimmsten Befürchtungen wahr: Dort liegt die Leiche, die er weit weg in einem Waldstück vergraben hat. Er übernimmt mit Pia und dem jungen Simon Gerlach (Daniel Christensen) den Fall und muss mitspielen – seine Rolle als scharfsinniger Kriminalhauptkommissar auf der Jagd nach einem Mörder, gegen das wachsende Misstrauen der Kollegen. Eine perfide Inszenierung ist in vollem Gang, Brenner scheint Opfer eines perfekt geplanten Rachefeldzugs zu werden. Jemand scheint ihm immer einen Schritt voraus zu sein – jemand, der weiß, was er getan hat.
Der erstklassig inszenierte und gespielte Thriller im Spannungsfeld von bürgerlicher Fassade, Familie, skrupelloser Karriere und alter Schuld wurde von Regisseur Ed Herzog („Dampfnudelblues“und andere Eberhoferkrimis, „Tatort – Der wüste Gobi“) in Szene gesetzt. Ihn habe an der Geschichte vor allem eine Sache interessiert: „Am meisten an der Geschichte hat mich gereizt, wie weit der Zuschauer bereit ist, mit einer Hauptfigur mitzugehen, wenn deren Handeln die Grenzen der Moral weit überschreitet. Es war interessant, mit Benjamin Sadler an dieser Schnittstelle zu arbeiten, wo Gut und Böse verschwimmen, und wo der Zuschauer die Figur eigentlich ablehnen müsste, aber dennoch mit ihr mitfiebert.“Hauptdarsteller Benjamin Sadler („Das Programm“) kann Herzog da nur zustimmen. Ihn habe vorrangig das Spiel zwischen Schein und Sein interessiert: „Und außerdem die Herausforderung, in wie weit es möglich ist, trotz der Verfehlungen der Hauptfigur, die Zuschauer emotional zu binden. Dieses gemeinsam mit Ed Herzog und Sebastian Edschmid (Kameramann, Anm. d. Red.) umzusetzen, war eine große Freude.“Generell waren die Darsteller von dem Drehbuch von Katharina Hajos und Constanze Fischer angetan. So unterstreicht Friederike Becht, dass sie das Drehbuch besonders gern gemocht habe, denn es habe immer wieder ganz wunderbare Sequenzen: „Mich hat besonders angesprochen, dass wir ganz im Stillen einen Menschen beobachten, der in einer für ihn ausweglosen Lage handeln muss. Dabei wird oft auf lange Dialoge verzichtet, und das empfinde ich als besonders schöne Herausforderung beim Dreh“. Ein verhängnisvoller Plan, 20.15 Uhr, ZDF