Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Akzeptanz ohne pauschale Abstände

- VON JAN DREBES

Der Streit zwischen Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) und Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) ist vordergrün­dig an den Plänen entbrannt, dass Windräder bereits zu fünf (geplanten) Häusern einen Abstand von 1000 Metern einhalten müssen. Hinter dem Vorhaben aber steckt auch die Sorge vieler Unionsabge­ordneter aus ländlichen Regionen, dass ihnen die Wähler zu Hause die Hölle heiß machen könnten, sollten allzu lasche Regeln für den Ausbau der Windkraft beschlosse­n werden. Den wenigsten Bewohnern eines Dorfes oder eines Neubaugebi­etes dürfte es Freude bereiten, wenn sich wenige Hundert Meter hinter dem Gartentor ein 200 Meter hohes Windrad dreht. Entspreche­nd groß ist der Druck, die Stimmung ist aufgeheizt. Dem gegenüber stehen die kühlen Berechnung­en etwa des Umweltbund­esamtes, wonach die ehrgeizige­n Ziele der Bundesregi­erung beim Ausbau der erneuerbar­en Energien mit Abstandsre­geln schon heute hinfällig wären.

Bislang hat sich die Koalition in ähnlichen Situatione­n mit einem Kompromiss gerettet. Statt der jetzt angedachte­n Abstandsre­gel ab fünf Häusern könnten sich Schulze und Altmaier also auf zehn Häuser einigen, auf zwölf, sieben oder sonst wie viele. Das Problem in diesem Fall: Weder die kritischen Anwohner dürften danach zufriedene­r sein noch die Energieexp­erten. Der Schlüssel liegt in der Akzeptanz. Die wird aber nicht mit Abstandsre­geln erhöht, sondern mit Bürgerbete­iligung an den Vorteilen einer Windkrafta­nlage. Merken die Bürgermeis­ter, dass sie ihrer Gemeinde mit einer solchen Anlage viele Annehmlich­keiten im Alltag bescheren können, werden sie für die Projekte werben – und keine Stimmung gegen die Abgeordnet­en vor Ort machen. Verhindert die Bundesregi­erung solche Projekte aber mit einer pauschalen Abstandsre­gel, geht sie den falschen Weg. BERICHT WEIT WEG VOM KLIMAZIEL, TITELSEITE

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