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Nervenkrieg um besetzte Universität in Hongkong
HONGKONG (dpa) Bei den Unruhen in Hongkong liefern sich Aktivisten und Polizei ein Tauziehen um die Belagerung einer Universität. Rund 100 Studenten hatten sich am Dienstag den dritten Tag in Folge in der von Polizeikräften abgeriegelten Polytechnischen Universität verbarrikadiert. Regierungschefin Carrie Lam versicherte vor der Presse, die Sicherheitskräfte wollten die Besetzung der Universität friedlich beenden. Lam sah „Demonstranten“und „Aufrührer“am Werk.
Allein am Montag wurden nach Informationen der „South China Morning Post“rund 1000 Personen auf dem Campus und in den umliegenden Straßen festgenommen. Die Universitäten der früheren britischen Kronkolonie hatten sich vergangene Woche zu Brennpunkten
MELDUNGEN
der Proteste entwickelt. Darauf waren die Studenten vorzeitig in die Ferien geschickt worden.
Über Nacht waren viele jüngere Demonstranten von einer vermittelnden Gruppe von Schuldirektoren und Prominenten vom Gelände der Polytechnischen Universität geführt worden. Die Minderjährigen konnten nach Hause gehen, nachdem die Polizei ihre Personalien aufgenommen hatte.
Auf dem Campus der Chinesischen Universität seien mehr als 8000 Brandsätze gefunden worden, nachdem sich radikale Kräfte zurückgezogen hätten, berichtete die „South China Morning Post“. Lam stellte klar, dass die Polizei die „Aufrührer“, die von einer Uni zur anderen zögen, Brandsätze und andere lebensbedrohliche Waffen bauten, strafrechtlich verfolgen werde.
Schon seit fünf Monaten laufen die Demonstrationen gegen die Regierung, das Vorgehen der Hongkonger Polizei und den wachsenden Einfluss der kommunistischen Pekinger Führung. An der Polytechnischen Universität waren die Auseinandersetzungen am Wochenende eskaliert. Die Studenten setzten sich mit Brandsätzen, Katapulten sowie Pfeil und Bogen zur Wehr. Die Polizei setzte Tränengas, Gummigeschosse und Wasserwerfer ein.