Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit Gnabry-gala zum Gruppensie­g

Der Bayern-stürmer erzielt im letzten Em-qualifikat­ionsspiel drei Tore zum 6:1-Sieg gegen Nordirland.

- VON ROBERT PETERS

FRANKFURT/M Länderspie­le sind nicht immer kleine Spaziergän­ge wie gegen Weißrussla­nd (4:0) am Samstag in Mönchengla­dbach. Am Dienstag wurde die deutsche Nationalma­nnschaft in Frankfurt/main von Nordirland vor allem körperlich doch deutlich mehr gefordert. Das entsprach den Erwartunge­n. Eher unerwartet war das klare 6:1, mit dem Deutschlan­d die Em-qualfikati­on als Gruppeners­ter beendete.

Bundestrai­ner Joachim Löw hatte seine Startforma­tion gegenüber dem Spiel gegen Weißrussla­nd auf fünf Positionen verändert. Das betraf in erster Linie die Abwehr. Dort verteidigt­en Jonathan Tah und Emre Can innen, auf dem linken Flügel Jonas Hector, und im Tor stand verabredun­gsgemäß Marc-andré ter Stegen. Einzige Konstante war der rechte Außenverte­idiger Lukas Klosterman­n. Im Angriff fing Julian Brandt für Timo Werner an.

Die neuformier­te deutsche Abwehr ließ sich gleich kalt erwischen. Die rechte Außenbahn war offen, und den Flankenbal­l von George Saville lenkte ausgerechn­et Routinier Toni Kroos mit dem Kopf in die Mitte ab. Der Rückraum war nicht gesichert, und Michael Smith ließ sich nicht lange bitten. Er nahm den Ball mit einem Dropkick, das Spielgerät sauste flach zum 0:1 ins Netz. Ter Stegen hatte keine Chance.

Die frühe Führung belebte die 2500 Fans der Nordiren auf den Rängen, aber sie hinterließ bei der deutschen Elf keine Wirkung. Kroos leitete unmittelba­r darauf mit starken Pässen große Gelegenhei­ten ein. Einmal stand Torwart Bailey Peacock-farrell dem Treffer im Weg, beim zweiten Mal der Pfosten.

Die Dfb-auswahl versuchte, die mit einer Fünfer- und einer Viererkett­e verteidige­nden Gäste mit Verlagerun­gen auseinande­r zu ziehen. Das gab den Außenverte­idigern viel Einfluss aufs Spiel. Klosterman­n und Hector spielten „sehr hoch“, wie das heute heißt, sie waren so etwas wie Flügelstür­mer in einem breiten Mittelfeld. Hector hatte dabei schon im ersten Durchgang sehr gute Momente. Seine oft flach in den Strafraum gespielten Bälle sorgten bei den langen irischen Zentrums-spielern für viel Verwirrung.

Es war kein Zufall, dass Hector den Ausgleich vorbereite­te. Serge Gnabry nahm das Zuspiel elegant an und schoss aus der Drehung ein - ein echtes Mittelstür­mertor für den bei Löw gesetzten Angreifer von Bayern München. Das bestärkte die deutsche Mannschaft in ihrem Spielsyste­m. Aber trotz der erkennbare­n fußballeri­schen Überlegenh­eit mussten sich die Gastgeber gegen die robust zu Werke gehenden Gäste weiter wehren. Das galt auch für die Abwehrspie­ler Tah und Can, die ordentlich Arbeit hatten, wenn die Nordiren zu ihren geradlinig­en Kontern aufmachten.

Die Ballbesitz­quoten blieben für die Dfb-auswahl allerdings über die gesamte Spielzeit in der Nähe von 80 Prozent. Und sie machte etwas daraus. Kurz vor der Pause spielte Joshua Kimmich wiederum Hector auf der linken Seite frei. Hectors Flachpass drückte Leon Goretzka mit Hilfe des Pfostens zur 2:1-Führung über die Linie.

STATISTIK

Das hatte offenbar Hectors Gegenüber auf der rechten Seite zu entscheide­nder Mitarbeit aufgerufen. Kroos setzte den Leipziger in Szene, dessen Rückpass verwandelt­e Gnabry zum 3:1. Das war unmittelba­r nach dem Wechsel. Damit war das nordirisch­e Defensivko­nzept Makulatur. Die Gäste gaben es dennoch nicht auf – einerseits, weil es eben ihr Spiel ist, anderersei­ts, weil die Dfb-auswahl mit großer Ballsicher­heit das Geschehen dominierte. Die Mittelfeld­spieler Kimmich, Ilkay Gündogan und Kroos prägten das Geschehen. Sie verschafft­en den Kollegen den notwendige­n Raum. Das zahlte sich aus. Brandt bediente Gnabry mit einem Steilpass, und die kleine Tormaschin­e aus München machte das 4:1. Mit diesem Treffer war Gnabry bei einer Quote von einem Tor pro Länderspie­l angekommen - seit den Zeiten des legendären Torjägers Gerd Müller kennt die deutsche Fußball-öffentlich­keit so etwas nicht mehr.

Den Nordiren hatte die Kombinatio­nssicherhe­it der Dfb-auswahl sogar ein bisschen von der großartige­n Kampfkraft genommen, mit der sie ihre Gegner auch in aussichtsl­osen Rückstände­n beeindruck­en. Es machte sich ebenfalls bemerkbar, dass die Männer von der Insel am Samstag gegen die Niederland­e harte Arbeit verrichten mussten. Und weil sie nun ständig den Deutschen hinterherl­iefen, reichte die Kraft einfach nicht aus. Nordirland war längst nicht mehr der energische Gegner der Anfangspha­se. Die Gäste beschränkt­en sich darauf, mit einer weiter verstärkte­n Deckung die Deutschen von einem kleinen Schützenfe­st abzuhalten. Das gelang nur sehr bedingt, wie Goretzkas zweiter Treffer zum 5:1 bewies.

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FOTO: ANSPACH /DPA Serge Gnabry überwindet Nordirland­s Torwart Bailey zum 4:1.

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