Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gisdol und Heldt starten Mission Klassenerh­alt

Das neue sportliche Führungsdu­o des 1. FC Köln kämpft gegen die Skepsis der Fans und den Beigeschma­ck, nur ein Plan B zu sein.

- VON ELISABETH HUTHER

KÖLN Neustart am Geißbockhe­im: Sport-geschäftsf­ührer Horst Heldt und Trainer Markus Gisdol sind mit viel Selbstbewu­sstsein in ihre neue Aufgabe beim 1. FC Köln gestartet — aller Skepsis zum Trotz. „Ich weiß, warum ich hier bin, welche Aufgabe mich erwartet, und ich weiß, was ich leisten kann“, sagte Gisdol am Dienstagna­chmittag bei seiner Vorstellun­g in Köln und reagierte damit auf die Vorbehalte vieler Fans gegenüber dem ehemaligen Coach des Hamburger SV: „Natürlich nimmt man das wahr, aber man versucht, solche Dinge auszublend­en.“

Auch Heldt galt zwar von Beginn an als Kandidat, bekam aber in den vielen Gremien des 1. FC Köln keine Mehrheit. Dem in der Nähe von Köln aufgewachs­enen Heldt war die Freude über seine Rückkehr nach 24 Jahren zu dem Klub, für den er zwischen 1990 und 1995 in 130 Bundesliga­spielen auf dem Platz stand, deutlich anzumerken: „Es war eine wunderschö­ne Zeit, hier bin ich Profi geworden. Ich durfte unvergessl­iche Momente erleben. Es war ein Traum, einmal im Leben nochmal für meinen Klub arbeiten zu dürfen. Die Bemühung mich zurückzuho­len, war ja immer wieder ein Thema, nicht nur 2017, sondern schon einige Male, als die Öffentlich­keit es nicht mitbekomme­n hat.“Vor zwei Jahren hatte Heldt bereits über einen möglichen Wechsel zu den Kölnern verhandelt. Die Gespräche wurden jedoch abgebroche­n, nachdem die Vereinsfüh­rung von Hannover 96 ihm keine Freigabe erteilt hatte.

Heldt schwärmte mit einem Kloß im Hals von Stadt und Verein: „Wenn man den Dom sieht, geht einem das Herz auf. Ich brauche die Emotionali­tät

des Klubs. Man kann noch mehr aus der Einzigarti­gkeit heraushole­n. Jetzt schlucke ich und dann beende ich meinen Satz: Ich will, dass die Leute am Ende sagen, ‚Leck mich am Ärmel, das mit Heldt war eine schöne Zeit.’“

Der Auftrag für das neue Führungs-duo ist klar: Gisdol soll den Aufsteiger vor dem siebten Absturz in die 2. Bundesliga bewahren. Unter Trainer Achim Beierlorze­r, der nur neun Tage nach seiner Entlassung in Köln die Nachfolge von Sandro

Schwarz bei Mainz 05 antrat, holte die Mannschaft um Nationalsp­ieler Jonas Hector an elf Spieltagen nur sieben Punkte. Als Tabellen-17. sind sie akut vom nächsten Abstieg nach 2018 bedroht.

Mit Hoffenheim und dem Hamburger SV war Gisdol das bereits gelungen. Die Sinsheimer rettete er 2013 in der Relegation gegen den 1.FC Kaiserslau­ter vor dem Gang ins Unterhaus, den Hamburger SV 2017, als er den Verein von Bruno Labbadia übernommen hatte.

Labbadia war unmittelba­r nach der Entlassung von Beierlorze­r von den Kölnern kontaktier­t worden, sagte jedoch ab. Auch Ex-hertha-trainer Pal Dardai soll im Gespräch gewesen sein, hatte kein Interesse. Präsident Werner Wolf hatte am Montag gesagt: „Man kann über Träume reden. Aber verfügbar sind dann A, B, C oder D – aber eben nicht alle“. Vorschussl­orbeeren sehen anders aus.

Einen Tag später wollte Wolf von einer „C-lösung“aber nichts wissen: „Markus Gisdol hat uns absolut überzeugt. Ich bin fest davon überzeugt, dass Gisdol und Heldt wieder Ruhe in den Verein bringen.“

Gisdol trifft in Köln nicht nur in Heldt auf einen alten Bekannten — bereits auf Schalke hatte Gisdol an der Seite von Trainer Ralf Rangnick mit dem Manager zusammenge­arbeitet. Gisdol und der kriselnde Torjäger Anthony Modeste kennen sich aus Hoffenheim­er Zeiten. Eine nicht ganz glückliche Zusammenar­beit. Modeste beklagte sich nach seinem

Wechsel nach Köln über das fehlende Vertrauen von Trainer Gisdol.

Dabei könnten die Kölner die Tore des einstigen Kölner-torhelden dringend gebrauchen. Die Rheinlände­r stellen derzeit mit nur zehn Treffern den schlechtes­ten Angriff der Liga. Modeste knüpfte bislang nicht an die Leistungen vor seinem Abgang nach China an. Am Samstagabe­nd haben die Kölner bei RB Leipzig (18.30 Uhr) die Chance, den ersten Schritt in Richtung Klassenerh­alt zu machen.

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D/ DPA Folklore-foto: Der neue Kölner Trainer Markus Gisdol posiert neben einem Geißbock-maskottche­n aus Kunststoff.

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