Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kalenderblatt 20. November 1820
Angriff auf die „Essex“
Es war das Vorbild für den Roman „Moby Dick“(Illustration). Als der Schriftsteller Herman Melville in der Mitte des 19. Jahrhunderts sein wichtigstes Werk verfasste, ließ er sich dabei auch von einem Ereignis inspirieren, das sich etwa 30 Jahre zuvor zugetragen hatte. Am 20. November 1820 versenkte ein Pottwal das Segelschiff „Essex“, das im Pazifik unterwegs war, um Wale zu jagen. Die „Essex“hatte ihren Heimathafen Nantucket im Sommer 1819 verlassen. Die Crew und ihr Kapitän wollten zunächst im Atlantik auf die Jagd gehen, hauptsächlich aber nach der Umrundung von Kap Hoorn im Pazifik Pottwalen nachstellen. Im Winter erreichte das Schiff den Pazifik, im darauffolgenden Sommer wurden mit großem Erfolg Wale gejagt – bis zu elf Tiere soll die Mannschaft der „Essex“erlegt haben. Am 20. November 1820 hatte der Ausguck erneut eine Walschule entdeckt. Als jedoch eines der kleinen Fangboote beim Harpunieren von einem Wal attackiert wurde, rief der Kapitän alle Boote zurück. Dann griff der Wal auch das Hauptschiff an: Die „Essex“wurde mehrfach gerammt, Planken barsten, der Innenraum lief voll. Das Schiff hielt sich noch zwei Tage über Wasser, so dass die Crew Proviant an Bord der Fangboote bringen konnte. Die Männer retten sich auf drei Boote. Eines ging verschollen, die anderen begannen eine Irrfahrt. Etwa drei Monate später wurden die letzten Überlebenden gerettet: Von 21 Seeleuten überlebten acht.