Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit Mikro-depots gegen Lieferverk­ehr

Im Lieferverk­ehr sollen in Zukunft auf der „letzten Meile“zum Kunden vor allem Lastenfahr­räder eingesetzt werden. Dazu sollen sogenannte Mikro-depots eingericht­et werden. In Neuss könnte das Projekt bereits 2021 starten.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Das Problem kennt jeder. Immer mehr Paketliefe­ranten bringen ihre Waren zum Online-käufer, das belastet den Straßenver­kehr. So bequem das Shoppen vom heimischen Sofa aus sein mag, hat es neben den Auswirkung­en auf den stationäre­n Einzelhand­el auch zentrale Folgen: Dauerstaus, Parkplatzm­angel und Umweltbela­stungen. Der Lieferverk­ehr trägt zur Überlastun­g der innerstädt­ischen Infrastruk­tur bei. Um dieses Problem zu mindern, hat die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n eine Machbarkei­tsstudie zur Entwicklun­g sogenannte­r Mikro-depots in Neuss, Mönchengla­dbach und Krefeld in Auftrag gegeben. Diese Umschlagpl­ätze sollen allen Kep-dienstleis­tern (Kurier-, Express- und Paketdiens­te) als gemeinsame Logistikba­sis zur Verfügung stehen.

Im Blick ist dabei die finale Strecke („letzte Meile“) zum Kunden. Wolfgang Baumeister, Leiter des Bereichs Verkehr und Infrastruk­tur bei der IHK Mittlerer Niederrhei­n, erklärt, dass in einem Mikro-depot rund 1440 Pakete pro Tag umgeschlag­en werden könnten. „Bei circa 280 Zustelltag­en wären das rund 400.000 Pakete pro Jahr“, sagt er. Und das führe nicht nur zu einer spürbaren Entlastung der Innenstädt­e von Lkw-verkehr, schließlic­h soll die Zustellung auf der „letzten Meile“mit Lastenfahr­rädern erfolgen. Baumeister ist überzeugt: „Auch die Luftqualit­ät in den Innenstädt­en würde sich verbessern.“Es handele sich um einen Ansatz mit mehreren positiven Effekten. Das zeige die Machbarkei­tsstudie, die vom Nrw-verkehrsmi­nisterium finanziell unterstütz­t wurde und nun vorliegt.

Jetzt aber muss der nächste Schritt in Richtung Umsetzung erfolgen. Die Studie wurde kürzlich einem Fachpublik­um vorgestell­t, ein Handbuch mit den Ergebnisse­n wurde an Nrw-verkehrsmi­nister Hendrik Wüst übergeben. Das Ministeriu­m soll bei der Realisieru­ng mit ins Boot geholt werden. Ihk-hauptgesch­äftsführer Jürgen

Steinmetz erklärt, dass eine Förderung dafür beantragt wurde. Es komme aber auch darauf an, dass die Städte und Stadträte mitziehen und die Voraussetz­ungen für die Mikro-depots schaffen.

Für Neuss hat Planungsde­zernent Christoph Hölters bereits signalisie­rt, das Projekt weiter zu unterstütz­en: „Die Entwicklun­g des Geländes der ehemaligen Schraubenf­abrik Bauer und Schaurte könnte eine Chance sein, ein Mikro-depot in Neuss zu realisiere­n.“Das Depot soll von Bürgern auch zum

Abgeben und Abholen von Paketen genutzt werden. Laut Wolfgang Baumeister sind zwei weitere Standorte in Neuss im Blick: eines am Meererhof, das andere an der Salzstraße.

Zunächst gilt es nun, alle Partner, die es für die Einführung eines Mikro-depots braucht, zusammenzu­bringen und die Immobilien­suche abzuschlie­ßen. „Geht alles glatt, könnten wir 2021 in Neuss starten“, sagt Baumeister. Langfristi­g soll es nicht bei einem Mikro-depot bleiben. Baumeister: „Ideal wäre ein Netzwerk solcher Depots.“

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ARCHIVFOTO: DPA Der Lieferverk­ehr nimmt stetig zu. Wie Innenstädt­e entlastet werden können, hat eine Machbarkei­tsstudie ermittelt.

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