Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Der lange Weg zur Elektromobilität
Die Ratsfraktion „Die Aktive“beantragt im Hauptausschuss, dass die Stadt Korschenbroich nur noch Elektro-pkws beschafft. An welchen Stellen das möglich ist, soll nun zunächst eine Studie klären. Die Umrüstung kann dauern.
KORSCHENBROICH Vergangene Woche, im Schatten der Haushaltsberatungen, gelang noch ein zweites Thema in den Hauptausschuss der Stadt Korschenbroich. Ein Antrag der Ratsfraktion „Die Aktive“griff eine Herausforderung auf, über die derzeit das ganze Land spricht: Die Verkehrswende. Die Ratsfraktion fordert eine Verringerung des motorisierten Individualverkehrs in Korschenbroich. Die Fraktion hatte ihren Antrag zuvor bereits im Bauund Verkehrsausschuss gestellt.
Hanns-lothar Endell, Fraktionschef von „Die Aktive“, richtet im Antrag zwei Vorschläge an den Ausschuss, die dieses Ziel näherbringen sollen. Einerseits soll ermittelt werden, ob der Bürgerbus künftig unentgeltlich angeboten werden kann. Andererseits soll die Stadt künftig nur noch Pkw erwerben, die ausschließlich elektrisch betrieben werden.
Der Vorschlag zum Bürgerbus wurde im Hauptausschuss abgewiesen. „Eine kostenlose Nutzung ist für den Bürgerbusverein nicht tragbar“, sagte Bürgermeister Marc Venten (CDU). Alle vier Jahre benötige der Verein einen neuen Bus. 2020 sei das wieder der Fall. Die letzte Anschaffung 2016 habe 65.000 Euro gekostet, 30.000 Euro musste der Verein selbst tragen. Geld, dass er vor allem aus Ticketerlösen generiere.
Auf mehr Interesse stößt hingegen der Antrag zu Elektrofahrzeugen. Endell betont in seiner Begründung die Vorbildfunktion der Stadt. Mit vielen kurzen Wegen und der reinen Tagesnutzung der Fahrzeuge sei die Konstellation ideal für Elektroautos. Der Antrag bezieht sich speziell auf Pkw, nicht auf Nutzfahrzeuge, für die es häufig noch keine passenden Modelle gäbe.
Venten verweist anlässlich des Antrags auf ein Förderprogramm des Landes NRW zur Elektromobilität. Neue Fördervoraussetzungen ermöglichten es, Zuschüsse für eine Studienteilnahme zu erhalten. Er empfiehlt daher dem Hauptausschuss, eine mit 80 Prozent bezuschusste Analyse in Auftrag zu geben. So möchte die Stadt herausfinden, an welchen Stellen der Fuhrpark durch Fahrzeuge mit alternativen Antriebsformen ersetzen werden könne. Die Stadt müsse hierzu einen Eigenteil von 6000 Euro bereitstellen. Der Hauptausschuss
folgte dem Vorschlag einstimmig.
Dass im städtischen Fuhrpark noch ein gewisses Erneuerungspotenzial verborgen liegt, verrät ein Blick auf die Zahlen. Nach eigenen Angaben verfügt die Stadt derzeit über 111 Fahrzeuge. 51 beim Stadtpflegebetrieb, 33 bei der Feuerwehr, 16 in der Kernverwaltung, acht beim Abwasserbetrieb und drei beim Amt 40. Bislang werden lediglich vier dieser Fahrzeuge nicht mit fossilen Brennstoffen betrieben. Die Ausnahmen bilden zwei Elektrofahrzeuge des Abwasserbetriebs, ein E-golf, der in der Verwaltung für Botendienste genutzt wird und ein mit Gas betriebener Daccia des Hausmeisterpools. Zusätzlich besitzt die Stadt noch zwei E-bikes, die für kurze Dienstwege im Stadtgebiet genutzt werden.
Durch die in Auftrag gegebene Studie will die Stadt nun erfahren, welche der 107 herkömmlich betriebenen Fahrzeuge ersetzt werden können. Mit einer Einschränkung, die bereits „Die Aktive“in ihrem Antrag vorweggenommen hatte. „Gerade bei den schweren Fahrzeugen stellt sich aus heutiger Sicht noch die Frage, wann es entsprechende E-modelle auf dem Markt geben wird“, teilt die Stadt mit. Bislang seien sie nicht im Angebot.