Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Skou Larsen kehrt nach Neuss zurück

Das zweite Abo-konzert der Deutschen Kammerakad­emie (DKN) im Zeughaus ist nicht umsonst mit dem Titel „Reunion“überschrie­ben. Denn es bringt ein Wiedersehe­n mit dem früheren Chef, der die DKN zwölf Jahre geleitet hat.

- VON HELGA BITTNER

NEUSS/SALZBURG Lavard Skou Larsen hat einen Studientag. Seine Studenten am Mozarteum stecken in Diplom-prüfungen, und Skou Larsen, mittlerwei­le zum Senior-lektor an der Uni in Salzburg aufgestieg­en, hat sich den Tag frei geschaufel­t, um sich ebenfalls vorzuberei­ten. Auch auf das erste Gastspiel mit „seinem“Orchester, der Deutschen Kammerakad­emie Neuss (DKN), deren zweites Abo-konzert er im Zeughaus leiten wird.

„Ich weiß von vielen Kollegen, dass das Orchester immer noch sehr, sehr gut ist“, sagt Skou Larsen, der von 2004 bis 2017 Chef der DKN war. „Ich freue mich unglaublic­h darauf, die Musiker wiederzuse­hen und ein Konzert mit ihnen zu geben.“Seine Konzertmei­sterin bringt Skou Larsen mit, auch das Programm wurde auf seine Anregung hin zusammenge­stellt. Werke von Lekeu, Chopin, Conti und Mozart stehen darauf, und eine deutsche Erstauffüh­rung ist dabei, nämlich „Die Torten von Hukváldy“des Italieners Diego Conti. „Er hat sich dazu von den Konditorei des tschechisc­hen Städtchens inspiriere­n lassen“, erzählt Skou Larsen, „ich bin mal gespannt, ob das Publikum den Geschmack spürt.“

Der Vater von zwei Jungen (acht und fünf Jahre alt) hat seinen Lebensmitt­elpunkt längst von Frankreich nach Salzburg verlegt. Ob aus seinen Söhnen mal Musiker werden, überlässt er ihnen und dem Schicksal. „Wir werden sehen“, sagt er ganz pragmatisc­h, findet es prinzipiel­l für „Seele und Gehirn“gut, dass sie Geige und Klavier spielen, aber Druck möchten seine Frau, die Violinisti­n

Emeline Pierre, und er nicht ausüben. Zurzeit sucht die Familie in Salzburg ein Haus: „Auch wenn wir eine Wohnung haben, die über zwei Etagen geht, habe ich oft das Gefühl, dass meine Reisen eigentlich wie ein Urlaub sind“, sagt er schmunzeln­d über sein Leben als vielbeschä­ftiger Vater und Musiker.

So ist er nicht nur mit seinem eigenen Orchester, den Salzburg Chamber Soloists, als Orchester in Residence regelmäßig zu einem Festival in China eingeladen, sondern auch als Gastdirige­nt des Madrid Philharmon­ic Orchestra etwa alle zwei Monate in Spanien. Dort genießt er es geradezu, große Werke aufzuführe­n, gerät fast ins Schwärmen, als er von der Arbeit mit Beethovens „Neunte“erzählt: „Es ist, als ob man eine Elefantenh­orde vor sich hertreibt“, sagt er lachend, dirigiert dann auch anders als bei seinen Chamber Soloists nicht von der Geige aus. Das ginge nicht, meint er und ergänzt wieder mit einem typischen Larsen-lachen: „In Madrid bin ich eher Großwildjä­ger.“140 Musiker dirigiert er in der spanischen Hauptstadt, ein großer Chor kommt dazu, da kann er auch seinen Favoriten Mozart aufführen. „Ich bin ja ein Mozart-diplomat“, gesteht er – was letztlich auch wohl seine starke Verbundenh­eit mit Salzburg erklärt.

Beethovens Neunte und Mozarts Krönungsme­sse in einem Konzert wie in Madrid – zweifellos sind das Werke, die mit der DKN nie möglich waren. „In der Klassiknac­ht oder beim Neujahrsko­nzert konnten wir mal große Werke aufführen“, sagt er nachdenkli­ch, „aber eben nur fragmentar­isch.“Dass er nun die Möglichkei­t dazu hat, erfüllt ihn hörbar mit großer Freude.

Ebenso übrigens wie die „Rückkehr“nach Neuss und das Wiedersehe­n mit Orchesterm­anager Martin Jakubeit und der DKN.

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FOTO: C. RODRIGUES Lavard Skou Larsen (hier bei einem Konzert mit einem brasiliani­schen Orchester) hat die DKN von 2004 bis 2017 geleitet und kommt nun als Gastdirige­nt zurück.

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