Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
So arbeitet der Krisenstab im Rhein-kreis
In dem Gremium wird die Bewältigung der Corona-pandemie im Kreis koordiniert. Das ist eine Mammutaufgabe.
RHEIN-KREIS Die Kurve zeigt seit Tagen nach oben. Die Zahl der Corona-infektionen im Rhein-kreis steigt stetig an, wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß niemand. Mehr als 1000 Bürger im Kreis stehen zudem unter Quarantäne. Aber es dürften mit Blick auf die Dunkelziffer längst viel mehr Menschen mit Infizierten in Kontakt gekommen sein. Um der Lage im Kreis Herr zu werden, ist seit 26. Februar ein Krisenstab unter Leitung von Kreisdirektor Dirk Brügge im Einsatz. Das Gremium kommt täglich zusammen, zudem gibt es einen stetigen Informationsfluss. Landrat Hans-jürgen Petrauschke betont, die aktuelle Lage sei im Griff. Aber sie verändert sich stetig, und die Herausforderungen werden größer. Bei der Bewältigung kann der Krisenstab auch auf Erfahrungen aufbauen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Krisenmanagement auf Kreisebene angesichts eines Virus gefragt ist. Auch SARS im Jahr 2003 (damals gab es laut Kreissprecher Benjamin Josephs den bundesweit ersten hochgradigen Verdachtsfall im Rhein-kreis, letztlich erhärtete er sich aber nicht), die Vogelgrippe 2006 und die Schweinegrippe 2009 waren Herausforderungen. Aber eine pandemische Erkrankungswelle vom Ausmaß der Corona-krise ist in Deutschland für die Stabsarbeit im Katastrophenschutz trotz aller Erfahrungen neu. Landrat Hans-jürgen Petrauschke stellt daher klar: „Der höchstmögliche Schutz der Kreisbevölkerung ist auch jetzt unsere zentrale Aufgabe.“Ziel sei es, auf alle Entwicklungen vorbereitet zu sein. Dafür braucht der Krisenstab die Unterstützung und das Mitwirken der Bevölkerung. Jeder einzelne sollte, so gut es geht, soziale Kontakte auf das Notwendigste einschränken, Abstand halten und Hygieneregeln beachten. Das beherzigt auch der Krisenstab, der auch am Wochenende im Einsatz ist. Um die eigene Infektionsgefahr zu minimieren, sind die Krisenstabsmitglieder vom Keller des Kreishochhauses in Grevenbroich in den großen Sitzungssaal des Kreistags umgezogen, da dort ein größerer Abstand voneinander möglich ist.
Das ist auch erforderlich, denn dem Gremium gehören Vertreter quer durch die Kreisverwaltung und weitere Experten an. Da kommen einige Personen zusammen. Vertreten sind das Gesundheitsamt, das Amt für Sicherheit und Ordnung, das
Schulamt, das Jugendamt, das Sozialamt, das Personalamt, die Controlling-abteilung, die Kommunalaufsicht, alle Dezernenten der Kreisverwaltung sowie die Pressestelle. Ständige Mitglieder sind zudem der Ärztliche Leiter Rettungsdienst, der Kreisbrandmeister und die Kreisleitstelle. In der aktuellen Lage ist zudem das Kreisverbindungskommando der Bundeswehr hinzugekommen. Je nach Bedarf werden weitere externe Experten eingebunden, zum Beispiel aus den Kommunen, den Krankenhäusern und von der Polizei.
Um auf die weitere Entwicklung vorbereitet zu sein, hat der Kreis sein Gesundheitsamt personell und organisatorisch verstärkt. Der „Ermittlungsdienst „Covid-19“ist inzwischen fester Bestandteil eines dreigeteilten Systems, zu dem auch die Corona-hotline des Kreises sowie das Team zur Terminvergabe für die Test-stellen gehören. Der Kreis hat Aufbau und Betrieb der Abstrich-stellen in Neuss und Grevenbroich
unterstützt. Der Schwerpunkt der Arbeit des Krisenstabs richtet sich momentan darauf, auch eine Zuspitzung der Lage bewältigen zu können. Darauf weist Stabsleiter Dirk Brügge hin. „Der Krisenstab konzentriert seine Arbeit aktuell darauf, auf den hohen Anstieg – gerade im Bereich der zu erwartenden schweren Verläufe – vorbereitet zu sein“, sagt er. „Zudem ist es weiter wichtig, die Anstiegskurve so flach wie möglich zu halten, um insbesondere in den Krankenhäusern
die Kapazitätsgrenze möglichst nicht zu überschreiten.“
Gemeinsam mit allen Krankenhäusern im Kreis wurde bereits eine Notfallplanung erarbeitet, um im Extremfall über größere Kapazitäten für Intensivpatienten zu verfügen. Außerdem wurde eine Liste mit Einrichtungen erstellt, die im Bedarfsfall als Unterkunft eingerichtet werden können. Der Rettungsdienst wurde im Bereich Krankentransport mit Unterstützung der Hilfsorganisationen verstärkt.