Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

So arbeitet der Krisenstab im Rhein-kreis

In dem Gremium wird die Bewältigun­g der Corona-pandemie im Kreis koordinier­t. Das ist eine Mammutaufg­abe.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

RHEIN-KREIS Die Kurve zeigt seit Tagen nach oben. Die Zahl der Corona-infektione­n im Rhein-kreis steigt stetig an, wie hoch die Dunkelziff­er ist, weiß niemand. Mehr als 1000 Bürger im Kreis stehen zudem unter Quarantäne. Aber es dürften mit Blick auf die Dunkelziff­er längst viel mehr Menschen mit Infizierte­n in Kontakt gekommen sein. Um der Lage im Kreis Herr zu werden, ist seit 26. Februar ein Krisenstab unter Leitung von Kreisdirek­tor Dirk Brügge im Einsatz. Das Gremium kommt täglich zusammen, zudem gibt es einen stetigen Informatio­nsfluss. Landrat Hans-jürgen Petrauschk­e betont, die aktuelle Lage sei im Griff. Aber sie verändert sich stetig, und die Herausford­erungen werden größer. Bei der Bewältigun­g kann der Krisenstab auch auf Erfahrunge­n aufbauen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Krisenmana­gement auf Kreisebene angesichts eines Virus gefragt ist. Auch SARS im Jahr 2003 (damals gab es laut Kreissprec­her Benjamin Josephs den bundesweit ersten hochgradig­en Verdachtsf­all im Rhein-kreis, letztlich erhärtete er sich aber nicht), die Vogelgripp­e 2006 und die Schweinegr­ippe 2009 waren Herausford­erungen. Aber eine pandemisch­e Erkrankung­swelle vom Ausmaß der Corona-krise ist in Deutschlan­d für die Stabsarbei­t im Katastroph­enschutz trotz aller Erfahrunge­n neu. Landrat Hans-jürgen Petrauschk­e stellt daher klar: „Der höchstmögl­iche Schutz der Kreisbevöl­kerung ist auch jetzt unsere zentrale Aufgabe.“Ziel sei es, auf alle Entwicklun­gen vorbereite­t zu sein. Dafür braucht der Krisenstab die Unterstütz­ung und das Mitwirken der Bevölkerun­g. Jeder einzelne sollte, so gut es geht, soziale Kontakte auf das Notwendigs­te einschränk­en, Abstand halten und Hygienereg­eln beachten. Das beherzigt auch der Krisenstab, der auch am Wochenende im Einsatz ist. Um die eigene Infektions­gefahr zu minimieren, sind die Krisenstab­smitgliede­r vom Keller des Kreishochh­auses in Grevenbroi­ch in den großen Sitzungssa­al des Kreistags umgezogen, da dort ein größerer Abstand voneinande­r möglich ist.

Das ist auch erforderli­ch, denn dem Gremium gehören Vertreter quer durch die Kreisverwa­ltung und weitere Experten an. Da kommen einige Personen zusammen. Vertreten sind das Gesundheit­samt, das Amt für Sicherheit und Ordnung, das

Schulamt, das Jugendamt, das Sozialamt, das Personalam­t, die Controllin­g-abteilung, die Kommunalau­fsicht, alle Dezernente­n der Kreisverwa­ltung sowie die Pressestel­le. Ständige Mitglieder sind zudem der Ärztliche Leiter Rettungsdi­enst, der Kreisbrand­meister und die Kreisleits­telle. In der aktuellen Lage ist zudem das Kreisverbi­ndungskomm­ando der Bundeswehr hinzugekom­men. Je nach Bedarf werden weitere externe Experten eingebunde­n, zum Beispiel aus den Kommunen, den Krankenhäu­sern und von der Polizei.

Um auf die weitere Entwicklun­g vorbereite­t zu sein, hat der Kreis sein Gesundheit­samt personell und organisato­risch verstärkt. Der „Ermittlung­sdienst „Covid-19“ist inzwischen fester Bestandtei­l eines dreigeteil­ten Systems, zu dem auch die Corona-hotline des Kreises sowie das Team zur Terminverg­abe für die Test-stellen gehören. Der Kreis hat Aufbau und Betrieb der Abstrich-stellen in Neuss und Grevenbroi­ch

unterstütz­t. Der Schwerpunk­t der Arbeit des Krisenstab­s richtet sich momentan darauf, auch eine Zuspitzung der Lage bewältigen zu können. Darauf weist Stabsleite­r Dirk Brügge hin. „Der Krisenstab konzentrie­rt seine Arbeit aktuell darauf, auf den hohen Anstieg – gerade im Bereich der zu erwartende­n schweren Verläufe – vorbereite­t zu sein“, sagt er. „Zudem ist es weiter wichtig, die Anstiegsku­rve so flach wie möglich zu halten, um insbesonde­re in den Krankenhäu­sern

die Kapazitäts­grenze möglichst nicht zu überschrei­ten.“

Gemeinsam mit allen Krankenhäu­sern im Kreis wurde bereits eine Notfallpla­nung erarbeitet, um im Extremfall über größere Kapazitäte­n für Intensivpa­tienten zu verfügen. Außerdem wurde eine Liste mit Einrichtun­gen erstellt, die im Bedarfsfal­l als Unterkunft eingericht­et werden können. Der Rettungsdi­enst wurde im Bereich Krankentra­nsport mit Unterstütz­ung der Hilfsorgan­isationen verstärkt.

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FOTO: RKN/A. BAUM Auch die Mitglieder des Krisenstab­es halten im großen Sitzungssa­al des Kreistages Abstand voneinande­r.

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