Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Politik lehnt Gewerbe-kompromiss ab

Der Bürgermeis­ter bot im Ältestenra­t an, die Erweiterun­g des Gewerbegeb­ietes Derikum aus dem Entwurf des neuen Flächennut­zungsplane­s zu streichen, um das Gesamtpake­t damit zu retten. Doch dafür fand sich keine Mehrheit.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die Erweiterun­g des Gewerbegeb­ietes Derikum um noch einmal 25 Hektar hätte am Freitag im Ältestenra­t hinter verschloss­enen Türen politisch zu Grabe getragen werden können. Doch der von Bürgermeis­ter Reiner Breuer vorgeschla­gene Kompromiss, dieses Gebiet aus dem Flächennut­zungsplane­ntwurf zu streichen und für die Landwirtsc­haft zu sichern, scheiterte – am Widerstand der CDU, der Unentschlo­ssenheit der Grünen und den noch weitergehe­nden Wünschen der Links-fraktion.

Breuer hatte den Kompromiss angeboten, um im Wege der Dringlichk­eit im Verfahren einen Schritt weiter zu kommen. Fachlich halte er diese Fläche nach wie vor für notwendig, stellt er klar. Doch ihn bewegte die Hoffnung, durch Bereinigun­g des Planentwur­fes um den strittigst­en Punkt das Gesamtpake­t zeitnah ein zweites und letztes Mal öffentlich auslegen zu können. Denn von einem baldigen Satzungsbe­schluss, der dem Plan Rechtskraf­t verleiht, hängt auch die Wohnbauent­wicklung ab. Diese Chance, sagt Breuer, sei vertan worden. „Glasklar

ist: Das diente keineswegs einer Beschleuni­gung des sozialen Wohnungsba­us in Neuss“, sagt Breuer.

Trotz oder gerade wegen der Coronakris­e war der Ältestenra­t zusammenge­kommen, um in Zeiten eines fast zum Stillstand gekommenen öffentlich­en Lebens politische Handlungsf­ähigkeit zu demonstrie­ren. Das gelang in den meisten der 26 Punkte, die die Vorsitzend­en der Fraktionen stellvertr­etend für ihr jeweiliges Lager diskutiert­en. Sämtliche Anträge oder wenig dringliche Entscheidu­ngen wie die über den Verkauf der Rwe-aktien aus städtische­m Besitz wurden zurückgest­ellt, Anfragen knapp schriftlic­h beantworte­t und auf Mitteilung­en verzichtet. Doch beim Thema Flächennut­zungsplan hakte es dann.

Grünen-fraktionsc­hef Michael Klinkicht wollte die Dringlichk­eitsentsch­eidung nicht unterschre­iben. Er begrüßt zwar, dass das Gewerbegeb­iet Derikum nun auch von der Verwaltung aufgegeben wird, nachdem sich zuletzt neben SPD, Linken und Grünen auch einige Stadtveror­dnete der CDU in diesem Sinn geäußert hatten. Doch unterzeich­nen wollte er nicht, weil im Entwurf weiter eine 4,2 Hektar große Fläche südlich des neuen Norfer Friedhofes für Wohnungsba­u berücksich­tigt bleiben soll. Dieses Areal wollen die Grünen aber nutzen, um Eingriffe an anderen Stellen im Stadtgebie­t ökologisch ausgleiche­n zu können.

Die Linken hatten schon zuvor signalisie­rt, dass im Flächennut­zungsplan ihrer Überzeugun­g nach auch ohne Derikum noch zu viel neues Gewerbelan­d ausgewiese­n wird. Und die CDU fand sich mehrheitli­ch zuletzt bestenfall­s bereit, über einer Reduzierun­g auf 20 Hektar zu diskutiere­n. Das Thema soll aber noch einmal Cdu-intern diskutiert werden, kündigt die

Fraktionsv­orsitzende Helga Koenemann an, so dass ein späterer Dringlichk­eitsbeschl­uss nicht völlig ausgeschlo­ssen ist. Mit ihm würde der Verwaltung zugleich der Auftrag erteilt, mit Blick auf das Jahr 2035 Vorschläge für eine Gewerbeflä­chensicher­ung zu machen – und dazu ganz Neuss in den Blick zu nehmen.

Dorothee Helten, Sprecherin der Bürgerinit­iative Elvekum, zeigte sich überrascht, dass in der Coronakris­e ein solcher Punkt so dringlich sein soll. Als Gegner der Gewerbegeb­ietserweit­erung begrüße die BI die Entwicklun­g, denke aber beim Thema Wohnen wie die Grünen.

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FOTO: STADT NEUSS Das gab es noch nie: Im Ratssaal nahmen am Freitag nur die Fraktionsv­orsitzende­n Platz. Und auch die Verwaltung­sspitze hielt Abstand.

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