Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Unternehmen haben Existenzangst
Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-pandemie stürzen viele Unternehmen in eine existenzielle Krise. Zum Teil brechen Einnahmen komplett weg. Bei IHK und Kreishandwerkerschaft stehen die Telefone derzeit kaum still.
RHEIN-KREIS Der Satz ist vor allem ein Alarmsignal. „Es geht jetzt vor allem um Liquidität“, betont Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Angesichts der Corona-pandemie und ihrenr wirtschaftlichen Folgen gehen bei vielen Unternehmen inzwischen Existenzangst und Ratlosigkeit um. Seit die IHK am Mittwoch ihre „Corona-hotline“– erreichbar ist sie unter 02151 635424 – freigeschaltet hat, gingen bereits mehr als 800 Anrufe von zum Teil verzweifelten Unternehmern ein. Das Hotline-team wurde daher von zwölf auf 32 Mitarbeiter aufgestockt. „Unsere Mitarbeiter versuchen, auf alle Fragen Antworten zu geben, auch wenn das bei der Dynamik der Entwicklung und der Vielfalt und Komplexität der Fragestellungen nicht immer einfach ist.“Ein Überblick über Fragen, Antworten und Sorgen:
Existenzangst Unter den rund 80.000 Mitgliedsunternehmen der IHK Mittlerer Niederrhein sind mehr als 50.000 Kleingewerbetreibende, die meisten davon sogenannte Solo-unternehmer. Für viele von ihnen brechen die Einnahmen komplett weg. „Diese Betroffenen fragen schlicht danach, wie sie ihre Existenz sichern und ihr Leben finanzieren können“, betont Steinmetz. Die Ihk-berater empfehlen den Unternehmen, die Stundung von Steuern oder die Reduzierung der Vorauszahlungen zu beantragen. Inzwischen gibt es dafür vereinfachte Antragsformulare. Einen Überblick gibt es zudem auf der Internetseite des Bundesfinanzministeriums unter dem Schlagwort „Corona-schutzschild“.
Kredite und Rechnungen Die Berater der IHK Mittlerer Niederrhein raten betroffenen Unternehmen dazu, mit ihren Hausbanken über die Erhöhung von Kreditlinien zu sprechen und mit Kunden beziehungsweise Lieferanten über die Aussetzung von Aufträgen oder die Stundung von Rechnungen zu reden. „In dieser schwierigen Situation sollten alle gemeinsam nach Lösungen suchen: Kunden und Lieferanten, Mieter und Vermieter, Pächter und Verpächter“, appelliert Steinmetz. Momentan seien vor allem Kulanz und unbürokratisches Handeln gefragt.
Finanzhilfen Viele Unternehmen warten auf die angekündigten Finanzhilfen von Bund und Land. Der Auftrag und die Erwartungen an die Politik sind klar formuliert. „Der Faktor Zeit ist jetzt entscheidend. Kommende Woche sollte Geld fließen“, betont Steinmetz. „Vielen Firmen brechen alle Einnahmen weg. Mieten, Pachten und weitere Fixkosten müssen aber gezahlt werden.“
Handwerk Nicht nur die IHK Mittlerer Niederrhein, auch die Kreishandwerkerschaft Niederrhein schlägt Alarm wegen der Corona-folgen. Mit dem Aufruf „Dem Handwerk
Arbeit geben – jetzt“appelliert sie an die Kreise, Städte und Gemeinden, öffentliche Aufträge weiter ausführen zu lassen. Die Corona-krise werde viele Handwerksbetriebe hart treffen.
Die Folgen für die Wirtschaft seien derzeit noch gar nicht absehbar, sagen Kreishandwerksmeister Rolf Meurer und der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein, Marc Peters. Bei der Kreishandwerkerschaft stehe das Telefon nicht still: „Viele Handwerksunternehmer haben Angst und fürchten um ihre Existenz und die Arbeitsplätze.“