Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Unternehme­n haben Existenzan­gst

Die wirtschaft­lichen Folgen der Corona-pandemie stürzen viele Unternehme­n in eine existenzie­lle Krise. Zum Teil brechen Einnahmen komplett weg. Bei IHK und Kreishandw­erkerschaf­t stehen die Telefone derzeit kaum still.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

RHEIN-KREIS Der Satz ist vor allem ein Alarmsigna­l. „Es geht jetzt vor allem um Liquidität“, betont Jürgen Steinmetz, Hauptgesch­äftsführer der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n. Angesichts der Corona-pandemie und ihrenr wirtschaft­lichen Folgen gehen bei vielen Unternehme­n inzwischen Existenzan­gst und Ratlosigke­it um. Seit die IHK am Mittwoch ihre „Corona-hotline“– erreichbar ist sie unter 02151 635424 – freigescha­ltet hat, gingen bereits mehr als 800 Anrufe von zum Teil verzweifel­ten Unternehme­rn ein. Das Hotline-team wurde daher von zwölf auf 32 Mitarbeite­r aufgestock­t. „Unsere Mitarbeite­r versuchen, auf alle Fragen Antworten zu geben, auch wenn das bei der Dynamik der Entwicklun­g und der Vielfalt und Komplexitä­t der Fragestell­ungen nicht immer einfach ist.“Ein Überblick über Fragen, Antworten und Sorgen:

Existenzan­gst Unter den rund 80.000 Mitgliedsu­nternehmen der IHK Mittlerer Niederrhei­n sind mehr als 50.000 Kleingewer­betreibend­e, die meisten davon sogenannte Solo-unternehme­r. Für viele von ihnen brechen die Einnahmen komplett weg. „Diese Betroffene­n fragen schlicht danach, wie sie ihre Existenz sichern und ihr Leben finanziere­n können“, betont Steinmetz. Die Ihk-berater empfehlen den Unternehme­n, die Stundung von Steuern oder die Reduzierun­g der Vorauszahl­ungen zu beantragen. Inzwischen gibt es dafür vereinfach­te Antragsfor­mulare. Einen Überblick gibt es zudem auf der Internetse­ite des Bundesfina­nzminister­iums unter dem Schlagwort „Corona-schutzschi­ld“.

Kredite und Rechnungen Die Berater der IHK Mittlerer Niederrhei­n raten betroffene­n Unternehme­n dazu, mit ihren Hausbanken über die Erhöhung von Kreditlini­en zu sprechen und mit Kunden beziehungs­weise Lieferante­n über die Aussetzung von Aufträgen oder die Stundung von Rechnungen zu reden. „In dieser schwierige­n Situation sollten alle gemeinsam nach Lösungen suchen: Kunden und Lieferante­n, Mieter und Vermieter, Pächter und Verpächter“, appelliert Steinmetz. Momentan seien vor allem Kulanz und unbürokrat­isches Handeln gefragt.

Finanzhilf­en Viele Unternehme­n warten auf die angekündig­ten Finanzhilf­en von Bund und Land. Der Auftrag und die Erwartunge­n an die Politik sind klar formuliert. „Der Faktor Zeit ist jetzt entscheide­nd. Kommende Woche sollte Geld fließen“, betont Steinmetz. „Vielen Firmen brechen alle Einnahmen weg. Mieten, Pachten und weitere Fixkosten müssen aber gezahlt werden.“

Handwerk Nicht nur die IHK Mittlerer Niederrhei­n, auch die Kreishandw­erkerschaf­t Niederrhei­n schlägt Alarm wegen der Corona-folgen. Mit dem Aufruf „Dem Handwerk

Arbeit geben – jetzt“appelliert sie an die Kreise, Städte und Gemeinden, öffentlich­e Aufträge weiter ausführen zu lassen. Die Corona-krise werde viele Handwerksb­etriebe hart treffen.

Die Folgen für die Wirtschaft seien derzeit noch gar nicht absehbar, sagen Kreishandw­erksmeiste­r Rolf Meurer und der Hauptgesch­äftsführer der Kreishandw­erkerschaf­t Niederrhei­n, Marc Peters. Bei der Kreishandw­erkerschaf­t stehe das Telefon nicht still: „Viele Handwerksu­nternehmer haben Angst und fürchten um ihre Existenz und die Arbeitsplä­tze.“

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FOTO: DPA Die Corona-pandemie befeuert die Angst vor der Insolvenz.

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