Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Driesch sagt sein Schützenfest ab
Das Coronavirus hat zur ersten Absage eines Schützenfestes im Stadtgebiet geführt. Die Driescher Bruderschaft entschied, ihre Kirmes in diesem Jahr ausfallen zu lassen. Driesch könnte nur der Anfang einer Absagenflut sein.
DRIESCH Die Einladungskarten sind verschickt, die Königsorden bestellt, der Hofstaat hat teilweise schon Kleider gekauft. Vom 8. bis zum 11. Mai wollte Schützenkönig Johannes Konnertz sein Highlight des Jahres feiern, doch wegen des Coronavirus wurde das Schützenfest in Driesch jetzt vom Vorstand abgesagt. „Unter den aktuellen Umständen kann unser Schützenfest nicht stattfinden“, sagt Mark Daschner, Pressesprecher der Bruderschaft. Für Brudermeister Matthias Urban ist die Entscheidung alternativlos. „Was in den vergangenen beiden Wochen passiert ist, lässt keine andere Möglichkeit zu“, sagt er. Urban habe am Freitag mit der Stadt, der Kirche und dem Bezirksverband telefoniert, und alle zeigten Verständnis für die Entscheidung. Das jährliche Festheft wird ebenfalls nicht erscheinen, jedoch kündigt der Vorstand an, dass die nächste Ausgabe dicker als sonst wird und bedankt sich bei den vielen treuen Anzeigenkunden. „Wir würden uns freuen, wenn sie uns im kommenden Jahr wieder unterstützen“, sagt Daschner. Die Anzeigenkunden werden in einem gesonderten Schreiben über die Absage informiert.
Schützenkönig Johannes Konnertz hat aufgrund der Ereigisse in den vergangenen Tagen mit einer Absage gerechnet. „Es ist schade, weil wir im letzten halben Jahr viel vorbereitet haben“, sagt er. Die verschickten Einladungen bleiben für das nächste Jahr bestehen. Die Absage sieht Konnertz mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Jetzt haben wir viel mehr Zeit und können das Fest noch detaillierter vorbereiten.“Durch die Absage
bleibt Konnertz Schützenkönig, da auch kein Schießen stattfinden wird. Gleichzeitig entschuldigt sich Konnertz bei den anderen Kaarster Bruderschaften und wünscht ihnen, dass sie ihre Feste feiern können. „Wir werden sie auf jeden Fall besuchen. Wir Schützen müssen zusammenhalten in dieser Zeit“, sagt er.
Die Schausteller und den Zeltwirt hat die Bruderschaft nach Angaben von Matthias Urban bereits über die Absage informiert. Und sie alle haben Verständnis für die Situation
gezeigt. „Die Reaktion hat mich überrascht“, gibt Urban zu. Auch die bereits gebuchten Musikkapellen tragen die Absage mit Fassung. „Wir arbeiten mit vielen schon jahrelang vertrauensvoll zusammen. Alle haben gesagt, dass sie nächstes Jahr wiederkommen“, sagt Urban. Finanzielle Konsequenzen seien durch die Absage vorerst nicht zu befürchten.
Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus sprach den Driescher Schützen „Respekt“für die frühzeitige Absage aus.
Es sei eine „harte, aber richtige Entscheidung“gewesen. „Ich weiß, wie sehr die Absage jeden Schützen und jede Schützenfamilie trifft“, so Nienhaus weiter. Dass es bei der Absage des Driescher Schützenfestes bleibt, kann Nienhaus nicht versprechen. „Vielleicht wird diese Absage nicht die letzte Absage einer Brauchtumsoder Großveranstaltung in unserer Stadt sein. Umso mehr müssen wir gemeinsam dem Virus den Kampf ansagen, damit die schönen Dinge des Lebens bald wieder ihren Platz bei uns haben“, sagt sie auf Anfrage. Thomas Schröder, Bundesmeister im Bezirksverband Neuss, bestätigt auf Nachfrage, dass auch die Schützenfeste in Grefrath, Büderich und auf der Furth, die alle Pfingsten stattfinden, nicht sicher sind. „Über die Furth und Grefrath wird es Gespräche mit der Stadt Neuss geben“, sagt er. Eine konkretere Aussage kann Schröder derzeit noch nicht machen. „Es ist eine schwierige Situation für alle. Das einzig Richtige aus meiner Sicht ist, dass die Bruderschaften ihre Feste nicht absagen, sondern vorsichtig planen“, erklärt er. Auch die Kaarster und die Büttgener Bruderschaft, die beide im Juni feiern, planen erst einmal so, als würde das Schützenfest normal gefeiert werden können. Die berechtigte Angst vor einer Absagenflut besteht allerdings – zum Wohle der Gesundheit wäre das auch sinnvoll, wenn sich die Lage in den kommenden Wochen nicht verbessern sollte.