Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Trauredner ist Jonsthövel­s Berufung

Markus Jonsthövel hat sich als Trauredner selbststän­dig gemacht. Er erklärt das Besondere an seinem Job

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HOLZBÜTTGE­N (seeg) Wenn Markus Jonsthövel über seinen Job spricht, kann man das Leuchten in seinen Augen fast durch den Telefonhör­er sehen. Ab dem 1. April wird er seine Berufung hauptberuf­ilch ausüben: freier Trauredner. „Die freie Trauung ist eine romantisch­e Alternativ­e zur kirchliche­n Hochzeit für Menschen, die nicht in der Kirche heiraten dürfen oder wollen, aus welchen Gründen auch immer“, sagt Jonsthövel. Das Brautpaar ist völlig frei in der Gestaltung der Feier, begonnen bei der Auswahl der Location, des Trauritual­s und der Musik. Gäste können aktiv eingebunde­n werden, beispielsw­eise durch das Vorlesen eines Textes oder Gedichtes. Eine freie Trauung bietet die Möglichkei­t, unter freiem Himmel, an einem See, auf einer Waldlichtu­ng, auf einem Feld, am Meer oder in einem Industriel­oft zu heiraten.

Dabei ist es Markus Jonsthövel wichtig, christlich­e Elemente in die Trauung mit einfließen lassen zu können. „Ich mache nichts, was das Paar nicht will“, sagt er. Aber: Die freie Trauung ersetzt nicht das Sakrament der Ehe, stellt er klar. Im

Vorfeld nimmt sich der freie Trauredner sehr viel Zeit, um die Familie, Freunde und die Trauzeugen kennenzule­rnen und um etwas über das Brautpaar zu erfahren.

„Ich glaube, das Individuel­le hebt mich von der Konkurrenz ab“, sagt er. Jonsthövel findet es wichtig, was die Trauzeugen oder die Schwiegere­ltern über die beiden Menschen denken, die heiraten. „So lerne ich viele Menschen kennen und das macht den Job so schön. Das öffnet mir das Herz“, sagt er. In dieser Hinsicht sei das, was er macht, ein „Traumberuf“. Als Logo für sein Unternehme­n „Patronus Trauungen“hat er den Hirsch gewählt. Dieser rufe glückliche Erinnerung­en hervor. Rund 30 bis 40 Stunden Vorbereitu­ng steckt er pro Hochzeit in die Vorbereitu­ng.

Doch wie hat Jonsthövel zu seiner Berufung gefunden? Über 30 Jahre lang war er im Mineralöl-vertrieb tätig und hielt diverse Reden für den

Betriebsra­t. Nachdem seine Zeit im Vertrieb bei einem Konzern 2016 endete, suchte er nach einer neuen Aufgabe und fragte sich, seine Familie und seine Freunde, was er denn eigentlich gut kann. „Da kam immer als Antwort: Du kannst schöne und emotionale Texte schreiben und gut reden“, sagt er: „Das war die Bestätigun­g und der Mutmacher, einen neuen Weg einzuschla­gen.“

Jonsthövel machte eine Ausbildung zum Trauredner bei der Agentur Traumhochz­eit in Velbert und diverse Weiterbild­ungen. Er bietet neben freien Trauungen auch Trauerrede­n und Reden für Geburtstag­e und Jubilarehr­ungen an. Die Reden hält er entweder selbst oder agiert als Ghostwrite­r für seine Kunden.

An eine Rede erinnert sich Jonsthövel besonders gern. Vor über 700 Zuhörern sprach er bei der Abiturfeie­r seiner Tochter. Dort hörten auch lokale Politgröße­n zu – und lobten Jonsthövel. Das einzige Problem an seinem neuen Beruf: Der Urlaub verschiebt sich vom Sommer auf den Herbst, wenn die Zahl der Hochzeiten abnimmt. Aber damit kann Markus Jonsthövel gut leben.

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FOTO: JONSTHÖVEL Markus Jonsthövel hat aus seiner Leidenscha­ft einen Beruf gemacht, hält Hochzeits- und Trauerrede­n und ist als „Ghostwrite­r“aktiv.

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