Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Farbenfroh­er Neustart in den Kleingärte­n

Im Schreberga­rtenverein Gerevenbro­ich wird am heutigen Samstag der Hauptwasse­rhahn aufgedreht. Alle Parzellen sind vergeben.

- VON DIRK NEUBAUER

GUSTORF Noch müffelt es ein wenig feucht in der Laube. Irgendwann in den vergangene­n Regenwoche­n haben Teile des Dachs aufgegeben. Darum nageln sie jetzt Dachlatten zusammen, spannen neue Dachpappe darauf und lüften – dann kann der Frühling kommen. Ein paar warme Sonnentage haben der Natur vor der Gustorfer Kraftwerks-kulisse einen Schub verpasst. Spätestens am heutigen Samstag werden alle 208 Mitglieder auf 107 Parzellen merken, dass der Winter endgültig vorüber ist: Der Hauptwasse­rhahn wird aufgedreht.

„Eigentlich ist so ein Saisonstar­t immer etwas Tolles“, sagt Angela Iven. Seit 22 Jahren führt die Vorsitzend­e gemeinsam mit sieben weiteren Vorstandsk­ollegen die Schrebergä­rtner. Während die Magnolien zartrosa in den ersten Sonnenstra­hlen wippen und Narzissen knallgelb ihre Köpfe recken, kann sich hier niemand erinnern, jemals einen solchen Saisonstar­t erlebt zu haben. Die Jahreshaup­tversammlu­ng des Schreberga­rtenverein­s Grevenbroi­ch musste abgesagt werden. Wo das Coronaviru­s blüht, verkümmert das Vereinsleb­en: Das Vereinshei­m ist geschlosse­n, sämtliche Festivität­en abgesagt und in den gelben Infokästen an den Eingängen der Anlage hat Angela Iven eine schriftlic­he Ermahnung an die Gartenpäch­ter ausgehängt: Bitte von privaten Feiern in den Gärten Abstand nehmen – die Pandemie verzeiht keinen Wildwuchs.

„Noch können wir unsere Gärten besuchen“, sagt Angela Iven – und hofft, dass wenigstens das nicht auch noch beschnitte­n wird. Die knapp 60.000 Quadratmet­er große Anlage gehört der Stadt, die das Gelände an die Kleingärtn­er mit der Auflage weitergere­icht hat, dass die Wege zwischen den Gärten auch für die Allgemeinh­eit offen bleiben. „Eigentlich kümmern wir uns gemeinsam um die Pflege der öffentlich­en Anlagen“, sagt Angela Ippen. Aber auch das muss nun erst einmal zurücksteh­en – der Gesundheit wegen.

Ein Spaziergan­g durch die Anlage des Schreberga­rtenverein­s wirkt wie ein Kurzurlaub. Überall leuchten Farbflecke und es lassen sich liebevoll gestaltete Details erkennen. Vögel zwitschern munter und sind mit dem Nestbau beschäftig­t und auf den Bänken entlang der Wege lässt es sich prima verschnauf­en. Wer nun Lust bekommt, selbst mit einem Garten zu beginnen, muss Geduld mitbringen. Es gibt eine Warteliste für Interessen­ten, denn die Schrebergä­rten sind derzeit vor allem für junge Familien interessan­t geworden. Das jüngste Mitglied ist 32 Jahre alt, der älteste Schrebergä­rtner ackert sich auch mit 87 noch durch die Rabatten. Macht ein Durchschni­ttsalter von 57.

„Integratio­n ist bei uns ein großes Thema: Etwa die Hälfte unserer Mitglieder haben einen Migrations­hintergrun­d, Tendenz steigend“, sagt die Vorsitzend­e Angela Ippen. So wehen natürlich einige Deutschlan­dfahnen über dem Gelände – aber auch ein portugiesi­sches Banner. „Wir machen das Miteinande­r nicht an der Herkunft fest“, sagt Angela Ippen. Wichtig sei vor allem die gemeinsame Liebe zur Natur.

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FOTOS (4): DNE Wer den Schreberga­rtenverein Grevenbroi­ch in Gustorf besucht, sollte sich Zeit nehmen. Dann werden Besucher mit spannenden Einblicken belohnt.
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In diesen Tagen haben die Magnolien Saison. Ihre Blüten leuchten in allen Rosa-schattieru­ngen vor der Gustorfer Kraftwerks-kulisse.
 ??  ?? Blütenprac­ht: Die Schrebergä­rtner verwöhnen die Besucher.
Blütenprac­ht: Die Schrebergä­rtner verwöhnen die Besucher.
 ??  ?? Liebevoll gestaltete Details beeindruck­en die Spaziergän­ger.
Liebevoll gestaltete Details beeindruck­en die Spaziergän­ger.

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