Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Der etwas andere Wochenmarkt
Schlechter als sonst, aber trotz Coronavirus noch immer gut besucht war der Markt am Freitag in Dormagen.
DORMAGEN Vieles war anders am Freitagmorgen in der Dormagener Innenstadt: Der große Parkplatz „Unter den Hecken“, auf dem zur Wochenmarkt-zeit sonst kaum ein freier Parkplatz zu finden ist, war überwiegend leer. Auch die Kölner Straße war in Zeiten des Coronavirus merklich weniger gut besucht. Trotzdem waren die meisten der nur wenigen Händler, die auch mit mehr Abstand untereinander ihrer Stände aufbauen mussten, zufrieden mit dem abgespeckten Wochenmarkt: „Es kommen immer noch viele Kunden, um frisches Obst und Gemüse zu kaufen“, sagt Ingo Michels. Schließlich sei ja das Einkaufen von Lebensmitteln nicht nur erlaubt, sondern auch nötig. Dabei achtet der Kölner darauf, dass die Besucher den empfohlenen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten. „Die meisten sind sehr diszipliniert und halten sich daran“, berichtet er von einsichtigen Kunden.
Die Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Dormagen (SWD) als Veranstalter der Wochenmärkte, die dienstags und freitags auf der Dormagener „Kö“angeboten werden, hatte auf die Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus reagiert und die Zahl der Stände deutlich reduziert: Nur noch Frischwaren durften angeboten werden. „Wir sehen uns natürlich in der Pflicht, unsere Marktbesucher und Händler zu schützen“, sagte Stadtmarketing-leiter Thomas Schmitt. Die etwa sieben Anbieter werden entlang der Kölner Straße zwischen Marktstraße und Nettergasse platziert. „Durch die Entzerrung der Stände entstehen große Abstandsflächen, sodass die Kunden nicht wie bisher dicht gedrängt stehen“, erklärt Schmitt. Eine komplette Absage des beliebten Einkaufstreffs sei diskutiert, aber bisher verworfen worden.
Ob diese Entscheidung bei der sich verschärfenden Lage mit steigenden Zahlen der bestätigten Infizierten aufrecht erhalten werden kann, ist fraglich. Zumindest einige der Händler befürchten eine Absage. „Aber so lange wir dürfen und wir selbst keine Angst haben, kommen wir gern hierher“, erklärt Ingo Michels. Noch seien auch alle saisonalen Obst- und Gemüsesorten vorhanden: „Nur ein paar Preise ziehen an, zum Beispiel für Blumenkohl und Kohlrabi, dafür ist der frühe Spargel sehr günstig“, meint der Händler.
Deutliche Angst unter den Kunden hat Yusuf Hakeen aus Krefeld ausgemacht. Seit 20 Jahren bietet er griechische Spezialitäten in Dormagen an: „Wir hoffen, dass der Markt weiter stattfinden kann: „Wir würden gern weiter herkommen.“
„Lebensmittel einkaufen müssen wir doch sowieso, da sind frische Waren doch besonders gut“, meint auch Kunde Thomas Fresewinkel, der allerdings eine baldige Ausgangssperre grundsätzlich für sinnvoll hält: „Das würde die immer noch anzutreffenden Menschenansammlungen auf Sport- und Spielplätzen verhindern.“Gleich in zwei Rollen schlüpft die Dormagenerin Claudia Michen, die mit Landwirtin Isabella Braun am Stand die Eier aus Freilandhaltung verkauft: „Ich bringe Nachbarn und Freunden
auch Eier nach Hause, damit sie nicht aus dem Haus gehen müssen.“Viele Kunden seien verunsichert, hat auch Isabella Braun beobachtet: „Trotz der ungewohnten, auch beängstigenden Situation sind die meisten Kunden entspannt.“Auf jeden Fall habe sich das Abstand-halten herumgesprochen. „Das lässt zumindest ein wenig hoffen, dass viele Leute vernünftig unterwegs sind“, meint sie.