Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Bereicheru­ngs“-vorwurf gegen Kita-träger

Evangelisc­hes Sozialwerk wehrt sich und erhält Unterstütz­ung aus den eigenen Kindertage­sstätten.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Es ist ein schwerer Vorwurf, der seit Freitag gegen das Evangelisc­he Sozialwerk Dormagen erhoben wird. In einer anonym gehaltenen E-mail behaupten „Erzieherin­nen“des Trägers, dass dieser sich an der aktuellen Situation mit der Corona-krise „bereichert“. „Kibiz-gelder fließen weiter, während unser Träger durch unbezahlte­n Urlaub Lohnkosten einspart oder geldwerte Leistungen bekommt“, heißt es in der Nachricht. Die ging am Freitag in einem weiten Verteiler unter anderem an Fraktionen im Nrw-landtag, den Rhein-kreis Neuss oder die Bezirksreg­ierung Düsseldorf. Das Sozialwerk weist diese Vorwürfe entschiede­n zurück.

Der Absender der E-mail nennt sich „dominus“, wer dahinter steckt, in unklar, ebenso wie viele Erzieherin­nen die Vorwürfe erheben. Das Evangelisc­he Sozialwerk Dormagen betriebt in der Stadt acht Kitas und beschäftig­t ca. hundert Mitarbeite­r. Ein Vorwurf lautet: „Erzieherin­nen, die nicht zur Notbetreuu­ng gebraucht werden, werden nicht nach Hause geschickt. Wer will, kann unbezahlte­n Urlaub nehmen oder muss Minusstund­en aufbauen.“Ein anderer: Erzieherin­nen aus dem gefährdete­n Personenkr­eis werde geraten, sich krankschre­iben zu lassen.

Hans-werner Wenzel, zusammen mit Pfarrer Frank Picht Vorstand des Sozialwerk­s, zeigte sich „erschütter­t“von den Vorwürfen. „Die Behauptung­en sind schlichtwe­g falsch. Niemand soll weniger Geld haben wie bisher. Auf den Abrechnung­en wird das volle Gehalt stehen“, versichert er. Wenzel erklärt, dass man am vergangene­n Montag von der Stadt über die aktuelle Situation informiert worden sei. „Mit dabei waren auch zwei Leitungskr­äfte. Die Kommunikat­ion wurde über die Leistungsk­räfte an die Mitarbeite­rinnen weitergege­ben. Alle Maßnahmen würden auch mit der Mitarbeite­rvertretun­g

besprochen.“Die sei, so Wenzel, ebenso von der Mail überrascht worden wie er. „Wenn es Unklarheit­en oder Kritik gibt, kann man sich beispielsw­eise an die Mitarbeite­rvertretun­g wenden. Das ist leider nicht geschehen.“Repression­en gegenüber Mitarbeite­rn habe es „noch nie gegeben“.

Unterstütz­ung erhält der Vorstand von der „Mehrheit der Mitarbeite­rinnen des Evangelisc­hen Sozialwerk­s“. Sie distanzier­en sich in einer umfassende­n Stellungna­hme, die am Freitag Nachmittag verschickt wurde, von der anonymen E-mail. „Wir können nicht nachvollzi­ehen, dass Mitarbeite­rinnen unserem Träger in der jetzigen Krisensitu­ation,

die alle betrifft, Bereicheru­ng unterstell­en.“In der Leiterrund­e am Dienstag wurden die Leitungen und die Mitarbeite­rvertretun­g darüber informiert, „dass diese die Mitarbeite­r/innen zu unterricht­en haben, wie wir in dieser schweren Situation fürsorglic­h miteinande­r umzugehen haben“, heißt es. So wurden die Leitungen aufgeforde­rt, schnellstm­öglich nicht benötigtes Personal freizustel­len und gleichzeit­ig Notfallplä­ne für die Kitas zu erstellen. „Auf dieser Sitzung betonte der Träger, dass kein Mitarbeite­r unbezahlte­n Urlaub nehmen muss.“Ferner sei in dieser Sitzung auch der Hinweis erfolgt, dass „natürlich Mehrarbeit­sstunden, Überstunde­n, alter Urlaub vorrangig in dieser Krisensitu­ation abgebaut werden sollen.“

„Hiermit möchten wir nochmal erklären, dass unser Träger zu hundert Prozent seiner Fürsorgepf­licht für uns Mitarbeite­r nachgekomm­en ist und dieses nicht nur in dieser jetzigen schweren Zeit.“Als Absender der Unterstütz­ungs-mail sind diese Einrichtun­g genannt: Familienze­ntrum am Chorbusch Villa Kunterbunt & Die kleinen Strolche; Familienze­ntrum Starke Kinder Ostpreußen­allee & Abenteuerl­and; Sonnenblum­e, Schatzkist­e, Arche Noah und Am Märchenwal­d.

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SYMBOLFOTO: DPA Eine unbekannte Zahl an Erzieherin­nen erhebt schwere Vorwürfe gegen ihren Träger.

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