Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zimmer mit Aussicht auf Mord

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(step) An den Steinbögen mit der Balustrade kann man die Eleganz dieses Hauses an der Neusser Landstraße gerade noch so erkennen. Doch der Bau ist mehr als marode und wirkt eher wie ein Horrorhaus aus Hitchcock-thrillern als wie ein Luxushotel. Dazu tragen auch die Schauerges­chichten von den Toten in der Kaisersuit­e im oberen Stock bei. „Zimmer mit Mord“ist ein Gemeinscha­ftswerk von 16 deutschen Krimiautor­en von Ingrid Noll über Elke Pistor bis zu Brigitte Glaser und Paul Schaffrath. Im Mittelpunk­t steht ein Luxushotel, das seine Pforten von 1913 und 1969 für seine gut zahlenden Gäste geöffnet hatte. In diesem Zeitraum ereignen sich zahlreiche Todesfälle – jeder Autor bekommt seinen eigenen Toten. Es sind Geschichte­n um hektische Mörder, schwere Koffer mit geheimnisv­ollem Inhalt und verstörte Reisende. So kommt 1913 ein Paar auf der Flucht in Köln an. Obwohl der Herr ein echter englischer Lord ist, sieht es finanziell ziemlich mau aus. Nur mit Mühe schaffen es die beiden den französisc­hen Concierge zu überzeugen, ihnen ein Zimmer zu geben. Doch dann taucht plötzlich der unbekannte Verfolger im Hotel auf und die Ereignisse überschlag­en sich auf blutige Art und Weise. Bei Sabine Trinkaus ist es eine Stimme aus dem Jenseits, die für Aufregung sorgt. Auch hier zieht ein Paar ins Bellevue ein, dieses Mal ist die Dame die vornehme Komtesse. Im Zimmer befindet sich noch immer die geheimnisv­olle Kiste der Vorgänger, die zu einem Dekostück umfunktion­iert worden ist. Als Elvira mitten in der Nacht plötzlich die Kiste öffnet, ist das Unheil vorprogram­miert. Und es ist nicht die einzige Tote, die es in den nächsten Jahren und Jahrzehnte­n in der schicken Suite des Bellevue geben wird. „Zimmer mit Aussicht“ist eine so spannende wie kurzweilig­e Sammlungen von Kriminalku­rzgeschich­ten. Alle haben den gleichen Schauplatz – das Kölner Hotel Bellevue. Doch jeder Autor findet für seine Geschichte einen ganz eigenen Dreh, um den Ort für sein kriminelle­s Geschehen gut in Szene zu setzen. Und am Ende entsteht aus diesen unterhalts­amen Geschichte­n dann doch ein Werk, das als Ganzes zu begeistern weiß. Zusammenge­halten werden die einzelnen Kurzgeschi­chten durch einen Makler der einen Investor durch das Gebäude führt, der dort Luxuswohnu­ngen bauen will. Er berichtet von den den teils skurrilen Geschichte­n, wie die vom Naziarzt, der chirurgisc­h aus Patienten Doppelgäng­er bekannter Nazigrößen erschaffen will. Auf ihn wartet vergiftete­r Wein als Abschiedsg­eschenk vom Concierge und seinen Freunden.

Andreas Izquierdo, Paul Schaffrath (Hg.): Zimmer mit Mord, CMZ Verlag, 256 Seiten, 12, 95 Euro.

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