Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Viel Lob für ersten Online-gottesdienst
In der Corona-krise geht auch die evangelische Kirchengemeinde Kaarst neue Wege. Erstmals wurde ein sonntäglicher Gottesdienst im Internet live gestreamt. Die Kommentare zu der neuen Form des Gottesdienstes waren überwältigend.
HOLZBÜTTGEN So viele Menschen sind sonst nur an hohen christlichen Feiertagen beim Gottesdienst dabei. Am vergangenen „normalen“Sonntag um 10 Uhr war das anders. Da wurde der Gottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde Kaarst live aus der Lukaskirche in Holzbüttgen online übertragen. 530 Zuschauer aus Kaarst, aber auch aus Thüringen, Neuss, Münster und Wuppertal – wie den Chat-kommentaren zu entnehmen war – hatten sich per Handy, Tablet oder PC zugeschaltet. Harry Flint, der mit seinem Team von „link instinct“für die technische Umsetzung verantwortlich war, geht von etwa 1300 Zuschauern aus, da laut Statistik 2,5 Personen vor dem Empfangsgerät sitzen. Durchschnittlich erreicht die evangelische Kirche mit ihren bis zu vier Gottesdiensten sonntags etwa 200 Zuschauer, so Pfarrer Martin Pilz.
Vom Frühstückstisch aus, auf der Couch oder auf dem Balkon sitzend verfolgten die Zuschauer diesen besonderen Gottesdienst, zu dem das gesamte Pfarrteam – Annette Marianne Begemann und Martin Pilz von der Auferstehungskirche, Maike Neumann von der Lukaskirche sowie Ralf Düchting von der Johanneskirche – gemeinsam mit Kantor Wolfgang Weber, Altistin Angela Froemer und dem Presbyteriumsvorsitzenden Christian Horn erstmals eingeladen hatten. „Es war für uns sehr gewöhnungsbedürftig, vor leerer Kirche zu stehen“, sagte Pfarrer Pilz später. „Aber mit diesem Team kam trotzdem ein Gottesdienst-gefühl auf. Denn jeder war mit ganz viel Herzblut dabei.“Pfarrerin Neumann, die erst Mittwochnacht aus Namibia zurückgekehrt war, hatte sich tags darauf gleich bei den Proben beteiligt. „Wir sind zwar die öffentichen Auftritte gewohnt, doch vor der Kamera ist man doch deutlich aufgeregter“, so Pilz. Besonders professionell waren die Auftritte von Altistin Angela Froemer, die auch zum Ensemble der Düsseldorfer Oper zählt, sowie die Orgelbegleitung durch Kantor Weber.
Wie begeistert und geradezu dankbar die meisten Zuschauer das Streaming-angebot annahmen, ließ sich dem Live-chat entnehmen. „Danke für diesen Gottesdienst in dieser schweren Zeit“, hieß es. Aus Creuzburg (Thüringen) kam der
Kommentar: „Euer Gottesdienst hat uns sehr berührt!“Eine andere Zuschauerin schrieb : „Das war wirklich ein besonderer Gottesdienst, der mich hier zu Hause sehr bewegt hat.“Bis Ostern werden die Online- Gottesdienste fortgesetzt. „Eine Bekannte hat mich die Tage gefragt: ‚Warum macht Ihr das? Die älteren Leute, die in die Kirche gehen, gucken nichts im Internet. Und die Jüngeren, die Internet haben, gehen nicht in die Kirche‘“, schrieb Pfarrer Ralf Düchting später im Online-chat. Begeistert fügte er hinzu: „Toll, dass ihr das Gegenteil bewiesen habt.“
Ohne Corona-krise würden am kommenden Sonntag die Konfirmanden persönlich vorgestellt. „Jetzt werden wir sie auffordern, Kurz-videos zum Thema ‚Gemeinschaft‘ einzureichen und per Livestream eine andere Art der Vorstellung ermöglichen“, so Pilz. Es gab auch Anregungen: eine Userin schlug vor, die Teilnahme an den Live-streams in Altenheimen zu organiseren. Wieder andere baten um die Liedtexte. Und Ingo Kohlstette wollte wissen: „Können Sie sich vorstellen, dieses Medium dauerhaft zu nutzen? Auch nach der Corona-krise?“