Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Leichte Parkverstö­ße nicht geahndet

Neue Vorgabe macht Politessen in der Corona-krise für andere Aufgaben frei.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die Politessen verteilen derzeit weniger Knöllchen – doch die Stadt sagt das niemandem. Man habe die Bewohner der Innenstadt entlasten, aber anderersei­ts zu keinem Fehlverhal­ten ermuntern wollen, sagt Stadt-pressespre­cher Tobias Spange. Öffentlich wurde die neue Linie der Verwaltung erst durch den Beifall von CDU und SPD. „Wenn wir wollen, dass die Menschen in dieser Ausnahmesi­tuation zu Hause bleiben, müssen wir ihnen das auch einfach machen“, sagt der Spd-parteivors­itzende Sascha Karbowiak.

Seine Partei war mehrfach von Anwohnern darauf angesproch­en worden, dass die Corona-krise offenbar auch zur Folge hat, dass sich die ohnehin oft angespannt­e Parksituat­ion in der Innenstadt und den angrenzend­en Quartieren weiter verschärft. Grund dafür ist, dass mehr Neusser als sonst zu Hause bleiben und dort zum Teil auch arbeiten. Weil es immer schwierige­r werde, einen legalen Abstellpla­tz zu ergattern, hatte die Spd-fraktion Bürgermeis­ter Reiner Breuer um Unterstütz­ung gebeten. Die kam prompt. Kleinere Verstöße, so seine Ansage an das Amt für Verkehrsle­nkung, werden nicht mehr geahndet. Zudem wurde die zeitliche Befristung des Anwohnerpa­rkens vorübergeh­end aufgehoben.

Beifall dafür gibt es sogar von der CDU. Die durch das Coronaviru­s entstanden­e Sondersitu­ation verlange danach, zu improvisie­ren und die Verhältnis­mäßigkeite­n zu überprüfen, schreibt Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Marcel Stepanek. „Jetzt sollte nicht die Zeit sein, mehr Knöllchen für die Stadtkasse zu produziere­n.“

Die neue Linie der Verwaltung hat aber noch einen anderen Grund: fehlendes Personal. Viele Außendiens­t-mitarbeite­r des Ordnungsam­tes wurden abgestellt, um den Kommunalen Service- und Ordnungsdi­enst (KSOD) dabei zu unterstütz­en, die durch das Land verhängte Kontaktspe­rre zu kontrollie­ren und Verstöße zu ahnden

– wofür es seit Dienstag eine „Preisliste“in Form einen Bußgeldkat­aloges gibt – oder gar als Straftat anzuzeigen.

Kleinere Verstöße, übersetzt Spange die bürgermeis­terliche Anweisung zum Thema Parken, sind etwa die nicht ausgelegte Parkscheib­e oder der fehlende Parkschein. Parken in zweiter Reihe, in Feuerwehr-bewegungsz­onen oder im absoluten Halteverbo­t würden allerdings weiter geahndet und Autos in schwerwieg­enden Fällen auch weiterhin abgeschlep­pt, sagt Spange.

Auch dafür gibt es Rückendeck­ung der Politik. Stepanek: „Wer sicherheit­sgefährden­d oder ohne Berechtigu­ng auf Behinderte­nparkplätz­en parkt, hat sein Köllchen weiterhin mehr als verdient.“

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FOTO: JASI Die Neusser Politessen zücken in Zeiten von Corona seltener den „Knöllchen“-schreiber.

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