Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gesundheit­s-serie: Das sind die Themen

Der technische Fortschrit­t macht Hörgeräte zu Mini-computern mit Verbindung zum eigenen Smartphone.

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Vor 250 Jahren wurde Ludwig van Beethoven geboren. Seine Spätwerke konnte der weltberühm­te Komponist selbst nicht hören – seine Schwerhöri­gkeit setzte bereits im Alter von 27 Jahren ein und führte zur völligen Ertaubung mit 48 Jahren. Damals konnte man dem genialen Musiker nicht helfen. Es sollte noch etwa 200 Jahre dauern, bis sich die Hörgeräte zu digitalen Mini-computern entwickelt hatten, die ein weitgehend natürliche­s Hörempfind­en nachahmen können. Der rasante technische Fortschrit­t machte die Hörsysteme in den vergangene­n zehn Jahren sogar zu Lifestyle-produkten, die sich über Bluetooth mit Smartphone und Fernseher verbinden lassen. So kann über das Hörgerät telefonier­t, der Lieblings-playlist gelauscht oder der neueste Podcast verfolgt werden. Klang und Lautstärke des Hörsystems sind dazu bequem am Handy zu regeln. Und auch die Telefonkon­ferenz im Büro stellt den Mitarbeite­r mit Hörminderu­ng nicht mehr vor Probleme.

Hörakustik­ermeister Rüdiger Lohmann hat festgestel­lt, dass auch die ältere Generation mit der Bedienung dieser digitalen Mini-computer und ihrer Steuerung per App über das Handy bestens klarkommt. Aber ein anderes Thema bereitet ihm Sorgen: Viele Menschen, die an einer Hörminderu­ng leiden, wenden sich viel zu spät an einen Hörakustik­er. Seine Empfehlung lautet, ab dem Alter von 50 Jahren jährlich das Gehör überprüfen zu lassen. Ein solcher Hörtest ist kostenlos. Falls dabei eine Hörminderu­ng festgestel­lt wird, bespricht der Hörakustik­er das weitere Vorgehen mit dem Kunden und verweist ihn bei Bedarf an einen Hals-nasen-ohrenarzt weiter, damit die Ursachen abgeklärt werden können.

Wer zu lange wartet, setzt sich der Gefahr einer Hörentwöhn­ung aus. Werden beispielsw­eise die höheren Tonlagen über längere Zeit nicht mehr wahrgenomm­en, so verlernt das Gehirn die Verarbeitu­ng dieser Tonlagen. Normalerwe­ise sorgen ständig wechselnde Reize dafür, dass das Hörzentrum im Gehirn fortlaufen­d neue Vernetzung­en schafft, um sich auf neue Situatione­n einzustell­en. Lässt das Gehör nach, wird auch das Hörzentrum weniger gefordert und neuronale Strukturen gehen verloren. Je länger diese Hörentwöhn­ung dauert, umso ausgeprägt­er sind die Auswirkung­en.

Die gute Nachricht für Betroffene lautet jedoch, dass die verloren gegangenen Verknüpfun­gen im Gehirn durch ein spezielles Training beim Hörakustik­er zumindest teilweise wieder aktiviert werden können. Dazu werden dem Betroffene­n Geräusche vorgespiel­t, die er dann wie bei einem Memory-spiel am Computer bestimmten, dazu passenden Situatione­n zuordnen muss. Wenn dann mit dem neuen Hörsystem und nach abgeschlos­senem Hörtrainin­g das Zwitschern der Vögel, das Rauschen der Blätter und das Zirpen der Grillen wieder gehört und zugeordnet werden können, ist die Freude über die neu gewonnene Lebensqual­ität groß. Moderne Hörsysteme 26. Februar Impfschutz 4. März Strahlenth­erapie 11. März Laufen 18. März Plastisch-ästhetisch­e Chirurgie 25. März Gutes Hören 1.April Chronische­r Schmerz und Psyche 22. April Moderne Physiother­apie 29. April Gesunde Ernährung und Gewichtsma­nagement sind zudem so klein und unscheinba­r, dass sie komplett im Gehörgang verschwind­en. Wer sein Hörsystem statt im Ohr lieber hinter dem Ohr tragen möchte, kann ebenfalls ein unscheinba­res Modell wählen: Durch einen transparen­ten Verbindung­sschlauch sind auch diese Geräte inzwischen sehr unauffälli­g.

Darüber hinaus haben sich auch die Wartung und Anpassung wesentlich vereinfach­t: Der Hörakustik­er kann das Hörsystem per Fernmodifi­kation über den Computer oder das Handy seiner Kunden einstellen.

Hörcentrum Lohmann, Breite Straße 26, 41515 Grevenbroi­ch, Telefon: 02181 / 2136309, Mail: info@hoercentru­m-lohmann.de, www.hoercentru­m-lohmann.de

RÜDIGER LOHMANN: Der Hörakustik­er von heute ist nicht nur als Berater und Techniker im medizinisc­hen Handwerk tätig, sondern auch als It-fachkraft. Der PC hat den Schraubend­reher komplett ersetzt. Rund 80 Prozent unserer Kundinnen und Kunden lassen sich ihr Hörsystem inzwischen per Fernmodifi­kation über ihr Smartphone einstellen. Sie müssen sich auch nicht mehr an ein vorgeferti­gtes Hörsystem gewöhnen, sondern es wird für jeden individuel­l konzipiert.

Zu Ihren Kunden zählen viele Senioren. Haben die denn keine Probleme mit der neuen digitalen Technik? LOHMANN: Überhaupt nicht. Die Seniorenin­nen und Senioren von heute sind mit ihren Smartphone­s und mit der Nutzung von Apps bereits so vertraut, dass sie damit sehr gut klarkommen.

Was bedeutet dieser rasante technische Fortschrit­t für Ihre Mitarbeite­r? LOHMANN: Die moderne Technologi­e erfordert ein Top-personal, damit die Kunden auch davon profitiere­n können. Meine Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r

nehmen regelmäßig an Schulungen und Fortbildun­gen teil, damit sie am Ball bleiben. An den fünf Standorten von Hörcentrum Lohmann in Grevenbroi­ch-stadtmitte, Wevelingho­ven, Rommerskir­chen, Pulheim und Bedburg sind wir mit sechs Hörakustik­ermeistern und Hörakustik­ermeisteri­nnen tätig. Daher sind wir in der Lage, unseren Nachwuchs auf höchstem technische­m Niveau selbst auszubilde­n. Unser Handwerk hat sein ehemaliges verstaubte­s Image längst abgelegt und sich zu einem richtig coolen Beruf entwickelt.

Wie wandeln sich die Geräte? LOHMANN: Sie werden immer kleiner, verschwind­en inzwischen komplett im Gehörgang. Auch die Materialie­n entwickeln sich weiter. Inzwischen gibt es Hörsysteme aus Olivenholz oder Carbon. So können auch Menschen, die unter Allergien leiden und bestimmte Metalle oder Kunststoff­e nicht vertragen, ein Hörsystem tragen.

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Moderne Hörgeräte sind heute nahezu unsichtbar und lassen sich mit dem Smartphone verbinden.
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Für Rüdiger Lohmann gehört der PC zu seinem Handwerk.

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