Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Therapeuten fordern Unterstützung
Kaum Patienten wegen Corona: Therapiepraxen befürchten Schließungen.
DÜSSELDORF Die Folgen der Corona-krise treffen auch Gesundheits-bereiche, die mit der Virusbekämpfung nichts zu tun haben: Wegen ausbleibender Patienten wollen Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten im Rettungsschirm der Politik berücksichtigt werden. Viele Patienten sagen aus Angst vor Corona ihre Termine ab. Andere denken, dass die Praxen aufgrund der verhängten Kontaktverbote geschlossen sind – was nicht der Fall ist.
„Einerseits sind die Therapeuten verpflichtet, Kassenpatienten weiter zu behandeln, das heißt, sie können nicht einfach schließen, gleichzeitig müssen sie besondere Hygieneund Schutzmaßnahmen beachten“, erklärt die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD im Landtag, Lisa-kristin Kapteinat. „Doch diese Praxen sind die letzten, die mit Atemmasken, Desinfektionsmitteln oder Schutzkleidung versorgt werden. Wie soll das funktionieren?“Sie erwartet von Gesundheitsminister Karl-josef Laumann (CDU) klarere Regelungen. Der Spitzenverband der Heilmittelverbände stellt klar: „Nur mithilfe von angemessenen Ausgleichszahlungen lässt sich der Fortbestand der ambulanten therapeutischen Versorgung erhalten. Kommt der Rettungsschirm jetzt nicht, stehen die Heilmittelpraxen vor dem Aus.“
Für einzelne Praxen geht es bereits um die Existenz: Von einem Tag auf den anderen ist die Hälfte der Arbeit von Logopädin Linda Felgentreu und ihrem Praxisteam in Issum weggebrochen: „Die Corona-krise hat uns sehr schnell erreicht, im Prinzip sofort, als alle Schulen und Kitas geschlossen haben.“Vormittags behandelt das Praxisteam normalerweise in Schulen, Kindertagessstätten und Fördereinrichtungen für Menschen mit Behinderung. Diese Termine und die damit verbundenen Einnahmen fallen aus. In der vergangenen Woche hat die Praxis insgesamt 18 Patienten behandelt – in Corona-freien Zeiten wären es 116 gewesen.
Viele Praxen wenden sich an die Agentur für Arbeit und zeigen Kurzarbeit an. Wenn sie von der Agentur eine Bearbeitungsnummer erhalten, können sie Kurzarbeitergeld beantragen. „Wann das der Fall sein wird, weiß keiner“, so Felgentreu. „Ich stehe mit Kollegen aus ganz NRW in Kontakt. Eine Rückmeldung hat niemand erhalten.“