Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Video-unterricht ist Balsam für die Seele

Britta Mölders gibt in der Corona-krise Musikunter­richt per Video-konfernz. Das kommt gut an.

- VON ELISABETH KELDENICH

VORST Am Schluss der Musikstund­e geben ihr die Schüler keine Hand, sondern winken in die Kamera: „Tschüss Frau Mölders und bis bald“, rufen sie. Da muss Britta Mölders schon schlucken, bekennt sie: „Seelisch bricht aktuell etwas weg“fasst die Musikerin die derzeitige Situation ihrer privaten Musikschul­e in Vorst zusammen. Genau die Entwicklun­gen beobachten­d, entschied sie gemeinsam mit ihrem Mann Jürgen (wie seine Frau ausgebilde­ter Musiker und Tontechnik­er), den Unterricht ab 16. März komplett auf einen Online-betrieb umzustelle­n. In einer Nachtschic­ht schufen sie gemeinsam mit ihrem Sohn per Kameras, ipad und Monitoren die Voraussetz­ungen für Video-konferenze­n: Noten, Lehrer und Tastatur stehen fast wie im Eins-zu-eins-betrieb im realen Leben bereit, nur die klangliche Qualität ist natürlich anders, erklärt Britta Mölders. „So hat man sich wenigstens“, sagt sie und freut sich, dass alle Schüler das Angebot

annehmen. Die dazu erforderli­chen Programme standen kostenlos zum Download bereit.

Sowohl Schüler als auch Eltern sind sehr dankbar für diese Möglichkei­t, da alles andere im schulische­n Bereich weggebroch­en ist und der etwas andere Musikunter­richt jetzt auch seelischen Halt bedeutet. Die Bindung an die Schüler, die Klavier-, Saxophon- und

Posaunenun­terricht erhalten, ist sowieso schon eng. In diesen Zeiten wird sie noch enger – und alle Beteiligte­n können jetzt einen besonderen Nutzen daraus ziehen. Jeden Abend schreibt Britta Mölders ihren Schülern eine „Gute-nachtmail“mit Daten für den nächsten Tag. Sie hat auch Noten zum Üben aus eigenem Bestand verteilt – dabei war sie natürlich mit Mundschutz und Handschuhe­n ausgestatt­et. Das zweite Standbein der Musikschul­e ist das Swing-orchester Kaarst (“Swing O.K.“), dessen Termine abgesagt werden mussten. Die für Juni geplante Konzertrei­se nach Cuxhaven ist noch ungewiss. Diese inzwischen sehr beliebten Auftritte haben sogar zur Gründung eines eigenen Fanclubs des Seebads geführt. „Einige haben uns noch bei unseren Auftritten auf dem Neusser Weihnachts­markt besucht“, freut sich Britta Mölders. Nun ist es noch offen, ob „Swing O.K.“reisen kann. Derzeit verhält sich die Band so, als ob alles unveränder­t bleibt.

Britta und Jürgen Mölders proben zusammen, arrangiere­n Musikstück­e neu und stehen per Skype in engem Kontakt zu den Kollegen, die alleine zu Hause üben: „Mir fehlen die Jungs“, erklärt Britta Mölders unumwunden. Manchmal fließen deshalb sogar Tränen. Trotzdem arbeitet Ehepaar Mölders an einer neuen CD, um nach Überwindun­g der Corona-krise etwas Schönes präsentier­en zu können.

 ?? FOTO: JÜRGEN MÖLDERS ?? Britta Mölders sitzt an ihrem Klavier, neben ihr steht ein Laptop. Die Musiklehre­rin gibt in der Krise Musikunter­richt per Video-konferenz.
FOTO: JÜRGEN MÖLDERS Britta Mölders sitzt an ihrem Klavier, neben ihr steht ein Laptop. Die Musiklehre­rin gibt in der Krise Musikunter­richt per Video-konferenz.

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