Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Streit um „Rettungssc­hirm“für Vereine

Die Stadt soll auch für Vereine ein Hilfspaket schnüren, die wegen wegfallend­er Einnahmen aus Veranstalt­ungen in Schwierigk­eiten geraten, fordert die CDU. Die SPD hält den Antrag für „aktuell überflüssi­g“.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Die CDU sorgt sich um die heimischen Vereine. Die Corona-krise wirkt in alle Bereiche des Lebens und hat unter anderem dazu geführt, dass keine Veranstalt­ungen stattfinde­n. Das trifft auch etliche der heimischen Vereine, die die Christdemo­kraten in dieser Zeit auch im Fokus haben. Sie fordern die Stadt auf, für sie einen „Rettungssc­hirm“aufzuspann­en, damit kein Klub in Schieflage gerät. Konkret fordert der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende Jo Deußen, Hilfspaket­e zu schnüren. Die SPD hält den Antrag für überflüssi­g.

Deußen, selbst im Schützenwe­sen aktiv, sorgt sich um die hiesigen Vereine: „Nicht nur die Wirtschaft schränkt sich gezwungene­rmaßen ein, auch die örtliche Vereinswel­t übernimmt Verantwort­ung und sagt Veranstalt­ungen ab. Für Unternehme­n stellen Land und Bund Hilfen bereit, und die Stadt Dormagen bietet einen Lotsenserv­ice für diese Hilfen durch die SWD an – das ist für viele sicher überlebens­wichtig.“Aktuell nicht im Fokus seien aber Vereine, die nach Absagen von Veranstalt­ungen für eventuelle Ausfallkos­ten, die auf der Grundlage langfristi­ger Verträge entstehen, aufkommen müssen. Deußen: „Hinzu kommen die wegfallend­en Einnahmen, zum Beispiel durch Eintrittsg­elder, die für die allgemeine Finanzieru­ng des Vereinszwe­cks genutzt werden sollten.“

Dass es dabei nicht (nur) um Einnahmen am Würstchen-stand geht, macht das Beispiel deutlich, das Fraktionsv­orsitzende­r Kai Weber nennt, der auch bei der Karnevalsg­esellschaf­t Ahl Dormagener Junge im Vorstand sitzt: Coronabedi­ngt fallen Beteiligun­gen der KG an Veranstalt­ungen wie „Kölsche Welle“oder Biermeile aus. Weber spricht von einem Ausfall in Höhe von rund 14.000 Euro netto. Weber spricht nicht davon, dass die Karnevalis­ten

jetzt finanziell bedroht sind. Aber: „Wegfallend­e Einnahmen führen womöglich insbesonde­re bei gemeinnütz­igen Vereinen dazu, dass sie in die Zahlungsun­fähigkeit geraten“, sagt Jo Deußen, „da ein gemeinnütz­iger Verein nur begrenzt und zweckgebun­den Rücklagen schaffen darf. Für alle Verbindlic­hkeiten über die Vereinsrüc­klagen hinaus haften dann die gesetzlich­en Vereinsvor­stände mit ihrem jeweiligen Privatverm­ögen. Das darf nicht passieren.“Weber erklärt: „In einem Antrag bitten wir daher den Bürgermeis­ter mit seiner Verwaltung, neben den getroffene­n Maßnahmen zur Unterstütz­ung der örtlichen Unternehme­n geeignete Hilfspaket­e zu schnüren, um auch gemeinnütz­ige Vereine, die ihre Veranstalt­ungen aufgrund der Coronakris­e absagen und die dadurch Ausfallent­schädigung­sansprüche­n und Einnahmeve­rlusten gegenüber stehen, zu unterstütz­en. Aus Sicht der CDU dürfen die Ehrenamtle­r, von denen es in Dormagen eine große Zahl gebe, angesichts der Krise nicht alleine gelassen werden. Weber und Deußen sagen: „Hier muss die Stadt unter Umständen auch finanziell aushelfen sowie behördlich­e Anordnunge­n längerfris­tig treffen und damit Planungssi­cherheit für die Vereine schaffen, die umsichtig handeln und Veranstalt­ungen absagen.“

Der Cdu-antrag stößt beim ehemaligen Koalitions­partner SPD auf Skepsis: „Ein durchaus richtiger Antrag,

aber zum völlig falschen Zeitpunkt“, urteilt Fraktionsv­orsitzende­r Andreas Behncke. „Der ist jetzt überflüssi­g.“Behncke sieht „keinen Verein, der in seiner Existenz bedroht ist. Sollte das doch der Fall sein, sollte er sich bei der Stadt melden“.

Auch Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld ist generell nicht begeistert über Anträge aus dem politische­n Raum, die einen Bezug zur Corona-krise haben: „Ich bitte darum, darauf zu verzichten. Sie helfen momentan nicht.“Behncke kritisiert die Christdemo­kraten: „Es macht keinen Sinn, jeden dritten Tag einen Antrag raus zu hauen, damit überforder­t man die Verwaltung in diesen Zeiten.“

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ARCHIV: ATI Wenn Veranstalt­ungen wie „Kölsche Welle“ausfallen (sollten), dann spüren das auch mitbeteili­gte Vereine.

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