Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Das Feldbahnmu­seum bangt um seine Existenz

Hohe Kosten, keine Einnahmen: Kreisaufla­gen und die aktuelle Corona-krise setzen der Einrichtun­g in Oekoven sehr zu.

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Herr Mandelartz, Sie sind Vorsitzend­er des Trägervere­ins für das Feld- und Werksbahnm­useum in Oekoven. Normalerwe­ise starten Sie im Mai mit dem ersten Fahrtag in die neue Saison. Aber nun dominiert das Corona-virus alles... Marcus Mandelartz Ja. Ursprüngli­ch hatten wir für Mai diesmal sogar ein Fest geplant, um die erfolgreic­h beendete Umsetzung der Brandschut­zmaßnahmen zu feiern, die der Rhein-kreis Neuss uns auferlegt hatte. Aber wegen der aktuellen Corona-krise haben wir diese Veranstalt­ung und bis auf Weiteres auch alle anderen in unserem Museum abgesagt.

Das klingt so, als stünde Ihnen nach dem wegen des Streits mit dem Kreis bereits so schwierige­n Vorjahr erneut eine harte Zeit bevor. Mandelartz Das ist leider wahr. Die Auflagen des Kreises haben uns fast 100.000 Euro gekostet. Dabei bringen Sie keine sinnvolle Verbesseru­ng. Wir mussten eine teure Brandwarna­nlage installier­en, über die ich als Vereinsvor­sitzender per E-mail, SMS oder Sprachanru­f über angeliche Brände im Museum informiert werde. Ich muss dann entscheide­n, ob es tatsächlic­h brennt oder nicht. In erster Linie ist das eine Anlage für Fehlalarme. Zweiter großer Posten war die Ertüchtigu­ng der Feuerwehrz­ufahrt zum Museumsgel­ände. Sie wurde verlangt, obwohl sie zuvor von 40-Tonner-lkw zum Schienenab­laden befahren worden war. Diese Arbeiten hätten wir in Eigenleist­ung erbringen können, aber der Kreis hat auf einem Fachuntern­ehmen bestanden.

Was bedeutet das in der jetzigen Situation konkret? Mandelartz Unsere Rücklagen reichen noch bis Ende Mai, dann muss Geld her.

Ist das Feld- und Werksbahnm­useum in seiner Existenz gefährdet? Mandelartz Ja. Für den Betrieb des Museums brauchen wir monatlich rund 900 Euro, das konnten wir bisher durch unsere Betriebsta­ge decken. Wenn es gut lief, kamen über den Cafébetrie­b, Fahrkarten etc. an guten Tagen um die 1000 Euro rein. Das fällt jetzt natürlich weg. Dazu kamen die 100.000 Euro für den Brandschut­z. Zwei hauptamtli­che Mitarbeite­r mussten wir bereits entlassen, einen Elektriker und unseren Hausmeiste­r, einen Flüchtling aus Eritrea. Der Elektriker hat zum Glück einen neuen Job gefunden, aber zu uns wird er deshalb natürlich auch nicht mehr zurückkehr­en. Unsere Restaurier­ungsprojek­te haben wir auch erst einmal eingestell­t.

Fällt es unter diesen Bedingunge­n schwer, die ehrenamtli­chen Helfer und Mitglieder bei der Stange zu halten? Mandelartz Das ist ein Problem. Wir haben 150 Mitglieder im Trägervere­in für das Museum, allerdings nur einen harten Kern, der aktiv mitarbeite­t. Der kümmert sich zwar auch in Corona-zeiten um die Fahrzeuge, Exponate und das Museum, wobei wir selbstvers­tändlich strenge Verhaltens­regeln einhalten, um die Ansteckung­sgefahr zu mindern. Aber es kommen schon jetzt nicht mehr alle. Wir haben unter den Aktiven allerdings auch viele Rentner, Ältere, die verständli­cherweise besonders in Sorge sind, sich zu infizieren.

Wie steuern Sie gegen? Mandelartz Wir haben unsere Facebook-aktivitäte­n erhöht (www.facebook.com/fwm.hfs/), um das Museum im Gespräch zu halten. Unser Ziel ist es, während der Krise möglichst oft etwas über das Feldbahnmu­seum online zu stellen. Tatsächlic­h macht sich das bemerkbar. Früher hatten wir 150 bis 200 Zugriffe täglich auf unseren Facebook-seiten, derzeit sind es etwa 750 bis 800 jeden Tag. Vielleicht, weil viele Menschen wegen Corona zu Hause sind und mehr Zeit haben.

Wie könnte man den Trägervere­in aktuell am Besten unterstütz­en? Mandelartz Geld hilft uns immer. Wenngleich wir wahrschein­lich bei den Prioritäte­n derzeit an letzter Stelle stehen. Allerdings sollte niemand vergessen, dass Museen in Deutschlan­d im Schnitt einen Kostendeck­ungsgrad in Höhe von 14 Prozent haben. Unser Feld- und Werkbahnmu­seum hatte es vor der Krise aber auf 95 Prozent gebracht. Es wäre schön, wenn man uns jetzt nicht vergisst.

 ?? ARCHIVFOTO: MUSEUM ?? In der Krise ist Feldbahnmu­seumschef Marcus Mandelartz besonders gefordert, die Aktiven bei der Stange zu halten.
ARCHIVFOTO: MUSEUM In der Krise ist Feldbahnmu­seumschef Marcus Mandelartz besonders gefordert, die Aktiven bei der Stange zu halten.

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