Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schüler sollen auch in Ferien lernen können

Nrw-bildungspo­litiker schlagen vor, das Lernangebo­t für zu Hause auf freiwillig­er Basis fortzuführ­en.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF SPD und Grüne im Landtag fordern eine Verlängeru­ng der Lernangebo­te, die Schüler wegen geschlosse­ner Schulen derzeit zu Hause wahrnehmen, bis in die Osterferie­n hinein. „Urlaubsfah­rten mit der Familie und Besuche müssen ja sowieso wegfallen“, sagte Jochen Ott, schulpolit­ischer Sprecher der SPD. Auch die Lehrer blieben praktisch alle zu Hause. Angebote der Schulen könnten hier eine Lücke füllen. „Die Kinder hätten etwas Sinnvolles zu tun. Die Aufgaben müssten aber spielerisc­her sein als außerhalb der Osterferie­n.“Ott betonte: „Bildungsan­gebote während der Ferien sollten ergänzend zu dem, was unsere Lehrkräfte bereits vorbereite­n, freiwillig weitergefü­hrt werden.“

Auch Sigrid Beer von den Grünen befürworte­t das Konzept. Es sei wichtig, den Schülern jetzt Strukturie­rungshilfe­n für ihren Alltag anzubieten. Allerdings sollten die Kinder und Jugendlich­en selber entscheide­n, ob sie die Angebote annehmen, weil sich viele um ihre Geschwiste­r kümmern müssten oder tagsüber alleine seien. Wie schon Ott bekräftigt­e Beer, dass Lehrer nicht zu zusätzlich­er Arbeit gezwungen werden dürften: „Die Schulen und Lehrkräfte brauchen keine Anweisung.“

Unterstütz­ung erhält der Vorschlag vom Kieler Bildungsfo­rscher Olaf Köller: „Ferien haben wir normalerwe­ise, damit sich Schüler und

Lehrer von intensiven Lernphasen erholen können.“Nach einer dreiwöchig­en Schulschli­eßung hätten viele Schüler bereits Nachholbed­arf. „Kontinuier­liches Lernen ist gerade für die schwächere­n Schüler gut.“

Köller und die Nrw-politiker dringen darauf, dass das Land mehr tut, damit sozial schwächere Schichten besser von Angeboten profitiere­n können. „Es kann nicht sein, dass es von der Finanzkraf­t der Eltern abhängt, ob Kinder sich an den Lernangebo­ten für zu Hause beteiligen können“, sagte Ott. Das Land solle nun Zehntausen­de Laptops oder Tablet-pcs bestellen.

Sabine Mistler, Vorsitzend­e des Philologen­verbandes NRW, erklärte: „Wir haben eine völlig neue Situation. Ich gehe davon aus, dass die Lehrerinne­n und Lehrer beurteilen können, ob für einzelne Lerngruppe­n oder einzelne Kinder und Jugendlich­e zusätzlich­es Material sinnvoll ist. Weitere Angebote sollten aber freiwillig sein.“

Wenig von Schulaktiv­itäten in den Ferien hält der Elternvere­in NRW. „Die vergangene­n Wochen waren anstrengen­d für Schüler und Lehrer. Sie haben viel geleistet“, sagte die Vorsitzend­e Andrea Heck. „Die Ferien sollten nun genutzt werden, um sich zu erholen und auch um sie als Familie zusammen zu verbringen.“Das Schulminis­terium äußert sich ähnlich: „Die Schülerinn­en und Schüler haben sich ihre Ferien verdient, um auch in einer solch stressigen Zeit den Kopf freizubeko­mmen.“

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